0834 - Rebell gegen ES
im Neuen Sehen betrachten konnte, daß Sie ein Auserwählter sind wie ich."
„Damit tun Sie mir zuviel Ehre an, Keran-Haat", erwiderte Vanne gefaßt. „Ich bin kein Auserwählter, sondern nur das Produkt keloskischer Mathematik. Deshalb nennt man mich den 7-D-Mann."
„Ich weiß, ich weiß - und doch, meine Sinne trügen mich nicht. Ich sehe Sie als Muster mit wurzelartigen Auswüchsen. Welche Bedeutung haben diese Wurzeln? Dienen sie als Verankerung?
Wollen Sie sich mit Ihnen festklammern?"
Vanne wunderte sich über den Greis, der eine so scharfsinnige Analyse über ihn getroffen hatte.
Vanne wußte nur nicht, was er davon halten sollte. Keran-Haat konnte ihn in arge Bedrängnis bringen, wenn er sein Wissen an Hotrenor-Taak weiterleitete.
„Was Sie sehen, Keran-Haat", sagte Vanne ziemlich lahm, „das ist die Hypersphäre, in der ich meine siebendimensionalen Berechnungen abwickle. Es ist sozusagen mein hyperregionaler Arbeitsbereich.
Daran ist nichts Mystisches."
Der Alte schwieg eine Weile, als müsse er erst das Gehörte verarbeiten. Schließlich sagte er: „Sie befürchten, ich könnte Sie in Schwierigkeiten bringen, Kershyll Vanne." Es war eine Feststellung. „Aber das ist bestimmt nicht meine Absicht. Hat Ihnen Saj-Saj nicht gesagt, daß wir Freunde sind? Und seine Freunde sind auch die meinen. Sie können mir vertrauen, so wie ich Ihnen vertraue."
„Was wollen Sie von mir, Keran-Haat?" fragte Vanne geradeheraus.
„Ich wollte Sie kennenlernen und mir ein Urteil über Sie bilden."
„Mehr nicht?"
„Doch."
Der alte Lare stützte sich auf, ließ sich aber sofort wieder kraftlos zurücksinken. Er griff mit seinem sehnigen Arm nach Vanne und zog ihn näher zu sich.
„Ich vertraue Ihnen, Vanne", raunte er geheimnisvoll. „Warnen Sie Hotrenor-Taak. Er ist in Lebensgefahr."
„Sind Sie sicher?" fragte Vanne, der nicht recht wußte, wie er sich verhalten sollte. „Von wem droht ihm Gefahr?"
„Spacron-Doog." Der Greis holte tief Atem, bevor er fortfuhr. „Spacron-Doog ist der Kommandant des Schiffes, mit dem ich nach Dhoom gebracht wurde. Aber er ist nur ein kleiner Mitläufer.
Die Rädelsführer der Verschwörung gegen den Verkünder der Hetosonen gehören der larischen Führungsspitze an."
„Wissen Sie Einzelheiten?" erkundigte sich Vanne, der nun zu glauben begann, daß doch etwas Wahres an dem war, was Keran-Haat sagte. „Kennen Sie die Namen der Verschwörer?"
Keran-Haat schüttelte müde den Kopf.
„Sie geben mir Drogen, um den Eindruck zu erwecken, daß ich nicht mehr zurechnungsfähig bin ... Die Verschwörer sind überall um uns. Sie haben auch mit mir irgend etwas vor..."
„Drücken Sie sich deutlicher aus", verlangte Vanne.
„Ich weiß nicht mehr, als ich gesagt habe", beteuerte Keran-Haat. „Mehr ging aus dem Gespräch nicht hervor, das ich mitgehört habe. Es fiel nur der Name von Spacron-Doog. Nehmen Sie sich in acht, Vanne. Wahrscheinlich versucht man, uns zu belauschen."
„Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr", erwiderte Vanne. „Haben Sie nichts über die Art und Weise herausgefunden, wie man Hotrenor-Taak nach dem Leben trachtet - und wann es passieren soll?"
„Es soll während des Fests der Urquelle geschehen", antwortete der greise Lare. Sein Griff an Vannes Schulter wurde fester, und er richtete seine toten Augen auf ihn. „Ich weiß nicht, welche Pläne Sie verfolgen, Vanne, aber wenn Ihnen etwas daran liegt, daß Hotrenor-Taak am Leben bleibt, dann müssen Sie ihm helfen."
„Ich wurde tun, was ich kann", versprach Vanne, und er meinte es auch so. Tatsächlich lag ihm sehr viel daran, daß Hotrenor-Taak nichts zustieß. Denn durch seinen Tod wäre auch der Plan der Kelosker gefährdet worden.
„Ich wünsche Ihnen Erfolg, Vanne", sagte Keran-Haat und ließ ihn los. „Mir geht es nicht allein um das Leben des Verkünders der Hetosonen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß meine Motive zum Teil egoistischer Natur sind. Ich möchte noch das Fest der Urquelle erleben. Gehen Sie jetzt, Vanne, ich bin müde ..."
Vanne erhob sich. Er blickte ein letztes Mal auf Keran-Haat hinunter. Der Auserwählte war eingeschlafen. Vanne verließ das Zimmer auf Zehenspitzen.
Auf dem Korridor empfing ihn Pontek-Gool mit den Worten: „Sie sehen mitgenommen aus, Vanne. War es so schrecklich, was der Auserwählte im Fieberwahn phantasierte?"
„Warum befragen Sie nicht einfach Ihre Abhöranlagen, wenn Sie das interessiert?" erwiderte Vanne und ging davon.
Er
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