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0836 - Das Puppenmonster

0836 - Das Puppenmonster

Titel: 0836 - Das Puppenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit, wie der Mann vom Empfang erstaunt auf seine Uhr blickte. »Sie sind aber früh heute, Madam.«
    »Das neue Jahr bringt es mit sich.«
    »Stimmt, wir haben ja ein neues Jahr. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Sie und Ihre Sendung, Mrs. Lockwood.«
    »Danke.« Sie reichten sich die Hände.
    »Möchten Sie sofort nach unten?«
    »Ja, ich fahre direkt zu meiner Garderobe. Ich möchte zudem noch etwas arbeiten. Der neue Text muß von mir redigiert werden.«
    »Was ist, wenn Pressemenschen anrufen?«
    »Bin ich nicht zu sprechen.«
    »Verstanden.« Der Mann deutete auf die Tasche. »Wie geht es denn der kleinen Ivy?«
    Leona zuckte zusammen, als sie die Frage hörte. »Nun ja, wir können nicht klagen«, erwiderte sie.
    »Dann hat sie auch einen guten Rutsch ins neue Jahr gehabt, denke ich mal.«
    »Einen sehr guten. Warum fragen Sie?«
    »Man hört ja so einiges, Mrs. Lockwood. Was da an Ihrem Haus passiert ist, ging durch die Nachrichten. Dieser Mord muß für Sie schlimm gewesen sein.«
    Leona wurde vorsichtig und mißtrauisch. »Augenblick mal, ich habe damit nichts zu tun. Dieser Tote war nur Mieter in unserem Haus. Ich habe ihn kaum gekannt.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Sie war neugierig geworden. »Was sagt man denn so? Was spricht man über die Tat?«
    Der Portier strich über seine Halbglatze. »Das ist ja alles aufgebauscht. Die Polizei hat Zeugen, aber wie ich las, werden die unter Verschluß gehalten. Es darf wohl nichts an die Öffentlichkeit dringen, Mrs. Lockwood. So eine Geheimnistuerei gibt es nicht oft. Gerade in unserem Blätterwald. Da muß etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, meine ich.«
    Leona hob die Schultern. Sie versuchte, Gelassenheit zu demonstrieren. »Was immer es auch gewesen sein mag. Ich habe nichts davon mitbekommen. Man hat mich nur in der Nacht verhört und mir einige Stunden Schlaf geraubt.«
    »Das sind immer diese dummen Nachwirkungen. Bei kreativen Menschen ist so etwas besonders schlimm.«
    »Stimmt, deshalb brauche ich jetzt noch ein wenig Ruhe. Ich will das alles vergessen.«
    »Kann ich verstehen, Mrs. Lockwood. Und viel Glück.«
    »Danke sehr.«
    Sie konnte die Treppe nehmen, aber auch den Lift. Leona entschied sich für den Lift. Sie dachte über das Gespräch mit dem Portier nach. Es war gut, daß keine Einzelheiten der Tat in der Presse standen. Sonst wäre es für sie ein Spießrutenlaufen geworden.
    Nicht nur die beiden Studios des Senders lagen im Keller, auch die Garderobenräume waren dort untergebracht worden. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Leonas Lippen, als sie den kleinen Blumenstrauß sah, den ihr Marsha, die Garderobiere, hingestellt hatte. Es war die Begrüßung zum neuen Jahr.
    Der Raum war klein, die Wände zeigten eine schon abweisende Kahlheit. Kein Poster, kein Bild schmückte sie. Allerdings wirkte die Bude durch die Spiegel größer.
    Drei Personen konnten vor drei Spiegeln sitzen. An diesem späten Nachmittag würde sie allein sein, die anderen kamen erst später, um geschminkt zu werden.
    Sie zog den Mantel aus. Die Tasche hatte sie schon abgestellt. Mit abfälligen Blicken beobachtete sie, wie sich der Stoff von innen her ausbeulte, ein Zeichen, daß sich Ivy bewegte.
    »Laß mich raus.«
    Leona schrak zusammen, als sie die quäkende Stimme hörte. Sie zog den Reißverschluß auf und schaute in das glänzende Gesicht mit den aufgeplustert wirkenden Wangen. »Es hat mir da nicht gefallen, Leona. Ich will jetzt draußen bleiben. Mach es wie immer. Setz mich auf den Tisch neben dem Spiegel.«
    »Sicher, Ivy, sicher.«
    Sie würde alles tun, was die Puppe verlangte, denn Ivy hatte mittlerweile die Kontrolle übernommen, und sie grübelte noch immer über eine Lösung nach.
    Wie konnte sie Ivy loswerden, ohne daß ihr etwas passierte? Wie war es überhaupt zu Ivys Veränderung gekommen? Leona hatte keine Ahnung.
    Schwer ließ sie sich auf den Stuhl fallen, schaute sich selbst im Spiegel an und knetete ihr Gesicht.
    Sie sah schlecht aus, sehr schlecht. Im Gegensatz zu Ivy. Obwohl es nicht sein konnte, kam ihr die Puppe vor, als wäre sie aufgeblüht.
    »Du hast noch etwas vergessen«, quälte sie.
    »Was?«
    »Ich will, daß du auch mein Beil mitnimmst. Die Sendung heute soll etwas ganz Besonderes werden…«
    Leona Lockwood nickte nur.
    ***
    Als Marsha, die Garderobiere und Maskenbildnerin, letzte Hand angelegt hatte, fühlte sich Leona zwar nicht besser, aber sie sah immerhin besser aus, denn die Blässe aus ihrem Gesicht war

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