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0836 - Das Puppenmonster

0836 - Das Puppenmonster

Titel: 0836 - Das Puppenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Beifahrersitz gelegt. Mit einer Hand öffnete sie die Klappe, schaute gar nicht hin, war aber vorsichtig, als sie die flache Hand in der Tasche verschwinden ließ und ihre Haut dabei über das kalte Metall des zweiten Hackbeils hinwegglitt.
    Gleichzeitig fragte sie sich, weshalb ihr Ivy das Hackbeil in die Tasche gesteckt hatte, denn keine andere als sie konnte so etwas getan haben. Das Ersatzkleid lag unter der Waffe. Schon bald fühlte Leona den Stoff zwischen ihren Fingern. Sie knüllte ihn zusammen und zog das grüne Kleid aus der Tasche.
    Ivy kicherte, als sie ihr Ersatzkostüm sah. »Wie sauber das Kleid ist«, murmelte sie.
    »Ja, ich habe es gewaschen!« Leona antwortete wie ein Sprechautomat.
    »Beeil dich!«
    »Sicher.«
    Ivy legte ihr Hackbeil auf Leonas rechten Oberschenkel und streckte die leicht gekrümmten kleinen Arme in die Höhe. Es war leicht, ihr das alte Kleid abzustreifen, und Leona stopfte es schnell unter ihren Sitz, als hätte sie Angst davor, daß ein Fremder diesen Lumpen entdecken könnte. Der Rest war ein Kinderspiel. Sie zog ihr das frische Kleid an und legte sie dann wieder auf den Bauch.
    Ivy fühlte sich tatsächlich an wie eine Puppe. Sie war wieder so steif und starr geworden, nichts erinnerte daran, daß sie lebte. Leona schielte auf das kleine Hackbeil. Sie brauchte nur ihre Hand um eine Idee nach rechts und gleichzeitig nach unten zu bewegen. Dann konnte sie es fassen, anheben und dieser verdammten Puppe einfach den Schädel einschlagen.
    War das die Chance?
    Ivy flüsterte plötzlich. »Tu es nicht! Wage es nicht! Ich ahne schon etwas…«
    »Nein, nein, ist schon gut.«
    »Das meine ich doch auch.«
    Leona drückte an der Rückseite die letzten Verschlüsse zu. »So, du bist fertig«, sagte sie.
    »Das bestimme immer noch ich, Leona.«
    »Stimmt, entschuldige.«
    »Aber du hast recht, ich bin fertig.« Sie drehte sich schwungvoll auf dem Schoß herum und hüpfte dann auf die Beine. Kalt lächelnd schaute sie Leona an. »Nun mach nicht so ein Gesicht!« quäkte sie, »freu dich doch darauf.«
    »Worauf denn?«
    »Auf unseren Auftritt!«
    »Wie bitte?«
    »Auf unseren gemeinsamen Auftritt heute abend vor der Kamera. Oder glaubst du, ich lasse dich allein ziehen? Ich lasse mir keine Ausreden gefallen. Die Sendung wird laufen wie immer. Ich werde meine Antworten auf deine Fragen schon geben, aber es werden Antworten sein, die mir gefallen, wenn du verstehst.«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann mußt du abwarten!«
    Leona schluckte. »Man wird dich sehen«, flüsterte sie. »Man wird dich sehen.«
    »Das hat man bisher immer.«
    »Aber es ist nicht mehr wie immer. Man weiß vielleicht Bescheid. Da gibt es Polizisten, die dich verdächtigen, Harry Nelson getötet zu haben, die gibt es, und ich habe sogar schon mit zweien von ihnen selbst gesprochen. Es wird bestimmt nicht so laufen, wie du es dir vorgestellt hast.«
    Ivy lachte nur. »Das laß mal ganz allein meine Sache sein, Leona. Ich bin jetzt der Chef.«
    Die Bauchrednerin konnte nicht widersprechen. In der Tat hatte Ivy das Kommando übernommen, und nichts wies darauf hin, daß sie es schnell wieder abgeben würde. Wahrscheinlich gar nicht. Sie hatte an der Macht geleckt und würde die Schüssel nun ausschlürfen.
    »Was soll ich jetzt tun?« fragte Leona Lockwood flüsternd.
    »Fahren.«
    »Wohin?«
    »Zum Sender, meine Liebe, nur zum Sender.«
    »Und was machen wir dort?«
    Ivy lächelte wieder. »Da solltest du dich wirklich mal überraschen lassen, meine Liebe…«
    ***
    Ich hatte den Wagen relativ versteckt abgestellt, aber so, daß ich den Parkplatz im Auge behalten konnte. Ich war einfach mal davon ausgegangen, daß Leona Lockwood das Haus nicht verlassen hatte, um zu Fuß irgendwohin zu gehen. Wenn sie zum Sender wollte, der doch einige Meilen entfernt lag, würde sie sicherlich ihren Wagen nehmen, es sei denn, sie fuhr mit der U-Bahn. Aber auch da ließ sich etwas machen.
    Ich hatte mich zunächst zwischen die abgestellten Fahrzeuge geduckt und zunächst vorsichtig über Dächer hinweggepeilt, denn nur so konnte ich die Bewegungen verfolgen.
    Sie ging nicht, sie rannte beinahe. Ich hatte Mühe, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Leider bewegte sich Leona dorthin, wo die Fahrzeuge nicht mehr so dicht beisammen standen. Wenn ich ihr folgte, würde ich einfach zu leicht gesehen werden können, und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.
    Geduckt huschte ich vor und fand Schutz hinter dem Stamm einer dünnen Birke.

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