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0836 - Vision der Vollendung

Titel: 0836 - Vision der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbst verewigt hatte, war tabu ...
     
    *
     
    Die beiden Konzepte brachen am Ende der Dunkelperiode auf. Gerade als die Kunstsonne über EDEN II den mittleren Helligkeitsgrad erreichte, kamen sie zum Gletscher.
    Keeldom öffnete den Tornister und holte Steigeisen heraus, die er an seinem Schuhwerk befestigte.
    Keeldom war ein Verehrer der Vecculi.
    Das andere Konzept folgte seinem Beispiel. Es holte ebenfalls Steigeisen aus seinem Tornister, betrachtete sie jedoch skeptisch.
    „Was wir tun, kommt mir wie ein Rückfall in die Barbarei der vorkonzeptionellen Zeit vor", sagte Lyscara, wie das zweite Konzept hieß. „Wieso springen wir nicht einfach in die Baumkrone hinein und spüren die Vecculi paranoetisch auf?"
    „Weil es gegen die Abmachung verstoßen würde", erklärte Keeldom. Er war männlichen Geschlechts und hatte einen mittelgroßen, gedrungen wirkenden Körper mit einem sommersprossigen Jungengesicht.
    „Na ja, bei dir dürfte mich eigentlich nichts mehr wundern", meinte Lyscara seufzend.
    Sie war ein Konzept mit einem wohlproportionierten Frauenkörper. „Du bist eben ein Erzkonservativer."
    Keeldom grinste.
    „Ich fasse das nicht als Beleidigung auf. Fertig? Dann wollen wir."
    Sie bestiegen den Gletscher.
    Lyscara, die im Umgang mit Steigeisen völlig ungeübt war, tat sich anfangs recht schwer. Keeldom dagegen schritt so leichtfüßig voran, daß sie den Verdacht hegte, er könnte insgeheim für dieses Unternehmen geübt haben.
    Lyscara verschaffte sich einfach Erleichterung, indem sie besonders schwierige Strecken schwebend zurücklegte.
    Als Keeldom das merkte, wies er sie gehörig zurecht.
    „Entweder wir halten uns an die Spielregeln, oder wir blasen das Unternehmen ab", sagte er wütend.
    „Schon gut. Ich werde es nie wieder tun", versprach Lyscara.
    „Es ist trotzdem eine Schnapsidee. Ich hätte gar nicht erst in Erwägung ziehen sollen, mich mit dir zu vereinigen.
    Das war mein erster Fehler. Und schon gar nicht hätte ich deine Bedingungen annehmen sollen. Ich bleibe dabei, daß es eine Schnapsidee ist, die Vecculi um Rat zu fragen."
    Es wurde bitterkalt. Lyscara leitete aus der angrenzenden Dschungelzone etwas Warmluft ab, um der beißenden Kälte beizukommen.
    Das ging eine Weile gut. Aber als Lyscara für einen Moment nicht achtgab und die Kontrolle über den Wärmebereich verlor, dehnte er sich bis zu Keeldom aus.
    „Nanu?" wunderte er sich, dann erkannte er, was gespielt wurde. Wütend sagte er: „Von jetzt an übernimmst du die Spitze, Lyscara."
    Lyscara war froh, als sie den Gletscher hinter sich gelassen hatten. Vor ihnen lag das Saurierbecken, dahinter kam das Blumenschachbrett, das gleichzeitig die letzte Hürde vor dem Götterbaum war.
    Lyscara sah hinter den fernen, hell-dunklen Beeten den riesigen Baum wie ein Gebirge emporragen.
    Sie zog ihre Blicke zurück und konzentrierte sich auf das schlammige Wasser des fünf Kilometer breiten Sees, das an verschiedenen Stellen von den massigen Körpern der Urwelttiere gepeitscht wurde.
    „Sehen gefährlich aus, diese Biester", meinte sie stirnrunzelnd. „Können wir das Saurierbecken nicht einfach überspringen?"
    Keeldom holte grinsend ein zusammengefaltetes Schlauchboot aus seinem Tornister, das sich vor Lyscaras erstaunten Augen zu einer Länge von fünf Metern aufblähte.
    „Habe ich aus dem Museum", erklärte Keeldom dazu. „Leider war keiner der verfügbaren Motoren passend. Deshalb werden wir uns paranoetisch behelfen müssen."
    „Wenigstens etwas", meinte Lyscara aufatmend.
    Sie fuhren mit dem Boot auf den See hinaus. Keeldom hielt es mit seiner Geisteskraft über Wasser und sorgte auf dieselbe Weise auch für die Fortbewegung. Aber er schien keine Eile zu haben, denn ihre Geschwindigkeit betrug kaum mehr als dreißig Kilometer in der Stunde.
    Links und rechts von ihnen tauchten gelegentlich riesige Urwelttiere aus dem Wasser auf. Keeldom steuerte das Boot geschickt zwischen ihnen hindurch.
    Dennoch verließ sich Lyscara nicht auf ihn allein. Sie war bereit, sofort ans andere Ufer zu springen, wenn ihnen eines der Tiere zu nahe gekommen wäre.
    Aber sie erreichten das andere Ufer ohne Zwischenfall.
    „Stammt der Ausspruch, daß EDEN II zu keiner Arche Noah werden soll, nicht von der Vecculi?" meinte Lyscara anzüglich. „Warum, um alles in der Welt, hat sie dann diesen unheimlichen Zoo eingerichtet?"
    „Ich kenne genügend Konzepte, die gerne hierherkommen", erwiderte Keeldom, „um sich inspirieren zu lassen.
    Das

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