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0836 - Vision der Vollendung

Titel: 0836 - Vision der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Saurierbecken hat seine Berechtigung, solange es Konzepte gibt, die daran Gefallen finden."
    „Reine Platzverschwendung", behauptete Lyscara, die keinen Hehl daraus machte, daß sie die Landschaftskunst von Indira Vecculi für ebenso veraltet fand wie deren Philosophie, daß EDEN II alle Landschaftsformen aus allen Entwicklungsphasen einer Sauerstoffwelt auf sich vereinigen müsse.
    „Zu ihrer Zeit mögen die Lehren der Vecculi Gültigkeit gehabt haben. Doch wir Konzepte haben uns weiterentwickelt - bis auf ein paar Ausnahmen wie dich.
    Es ist eine Schande, daß manche Konzepte noch daran glauben. daß der Körper die Entwicklung des Noema beeinflussen könnte. Das hört sich geradezu wie ein Slogan aus vorkonzeptioneller Zeit für Rassendiskriminierung an."
    „Bitte, jetzt keine Streitgespräche", verlangte Keeldom. „Hören wir uns erst einmal an, was uns die Vecculi zu sagen hat."
    Nach einer kurzen Rast setzten sie ihren Weg fort. Sie mußten einen dreihundert Meter breiten Grüngürtel durchqueren, bevor sie zum Blumenschachbrett gelangten. Die einzelnen Felder hatten eine Seitenlänge von fünfhundert Metern. An ein quadratisches Beet mit hellen Blumen grenzte immer eines mit dunklen.
    „Kitschig!" war Lyscaras Urteil.
    Keeldom äußerte sich nicht. Er holte zwei Atemfilter aus seiner Tornister und überreichte eines an Lyscara, die sich das Filter an die Mundpartie preßte, wo es haften blieb.
    Eines mußte sie ihm lassen, er dachte an alles. Ohne die Filter hätten sie den Weg durch das Blumenschachbrett kaum geschafft, denn die betäubenden Düfte hatten auch halluzinogene Wirkung.
    Sie hätten sich auch paranoetisch über das Blumenfeld hinwegsetzen können. Aber davon wollte Keeldom nichts wissen. Na, wenigstens hatten sie es bald geschafft.
    Immerhin, vom Anblick des Götterbaums war Lyscara beeindruckt. Mit dieser Schöpfung hatte sich die Vecculi wahrlich ein Denkmal gesetzt.
    Aber der Götterbaum war nicht genug, um darauf eine Legende zu begründen.
    „Ich wette, die Vecculi hat sich nur deshalb zurückgezogen", sagte Lyscara angriffslustig, „weil sie erkannt hat, daß ihre Zeit vorbei ist. Sie konnte mit der Entwicklung einfach nicht mehr Schritt halten.
    Oder sie war sich zu gut, um sich von ihren veralteten Anschauungen zu distanzieren."
    „Wir werden es erfahren."
    „Glaubst du, sie wird ihre Noemata vor uns ausbreiten?"
    „Wieviele, glaubst du, besitzt sie davon?"
    „Noemata?" wiederholte Lyscara. Sie zuckte die Schultern.
    „Ich habe gehört, daß sie eine Tetra war, als sie sich zurückzog.
    Aber das war sicher übertrieben.
    Keeldom lachte.
    „Und was ist aus all ihren Schülern geworden? Wo sind sie geblieben? Du glaubst doch nicht, daß sie alle die Vecculi auf einmal verleugnen. Es heißt, daß etliche zum Götterbaum gepilgert sind - und dann hat man nie mehr etwas von ihnen gehört."
    „Das gehört zur Vecculi-Legende", sagte Lyscara brüsk. „Wenn du glaubst, daß sie alle in die Vecculi aufgegangen sind, dann bist du ein Narr. Wahrscheinlich finden wir die Schüler völlig degeneriert im Götterbaum wieder, wie sie sich von Ast zu Ast schwingen.."
    „Das war geschmacklos, Lyscara."
    Sie ließen das Blumenschachbrett hinter sich und kamen unter das unüberschaubare Geäst des Götterbaums. Stille umfing sie. Aus dem Pflanzendach über ihnen drang kein Geräusch. Hier gab es kein tierisches Leben, der Baum beanspruchte den gesamten Lebensraum für sich allein.
    Die restlichen achthundert Meter bis zum Stamm des Götterbaums legten sie schweigend zurück. Sie mußten gewaltige Wurzelstöcke überklettern, aus denen unzählige Stämme trieben, die manchmal so dick waren, daß sieben Konzepte sie nicht umfassen konnten.
    Der Hauptstamm selbst hatte unglaubliche Ausmaße.
    Er unterteilte sich in unzählige knorrige und ineinander verschlungene Stämme, die zusammen einen Durchmesser von gut fünfzig Metern hatten.
    „Wir sind am Ziel", sagte Keeldom. Er blickte Lyscara an und stellte zufrieden fest, daß der Spott aus ihren Augen verschwunden war. Der Götterbaum hatte auch sie in den Bann geschlagen.
    „Machen wir uns sofort an den Aufstieg?" fragte Keeldom.
    Lyscara nickte nur.
    Keeldom legte seinen Tornister ab und stieg zwischen den Stämmen hinauf. Es gab überall Auswüchse und Vertiefungen und Astgabeln, die man wie Stufen benutzen konnte.
    Dreißig Meter über dem Boden erreichten sie den ersten tragenden Ast. Aber sie beachteten ihn nicht, sondern kletterten

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