0837 - Taran kehrt zurück
Siegel…
Lucifuge Rofocale spürte keine Verbundenheit, keinen Drang, es zu öffnen, so wie es bei Zamorra der Fall sein musste. Der Dämon unterlag nicht dem Zwang zum Öffnen - er wollte es.
Da war etwas, das ihn irritierte. Ein eigenartiger Druck, wie er ihn selten einmal gespürt hatte.
Er ignorierte die Empfindung. Seine Finger glitten über das Siegel. Er wusste um die Kompliziertheit des Vorgangs, mit dem es geöffnet wurde.
Ein komplizierter Vorgang für Menschen.
Dämonen kannten einen anderen Weg. Er war einfacher, schneller, weniger kräftezehrend. Allerdings gab es nur sehr, sehr wenige Dämonen, die sich jemals mit Siegeln dieser Art befasst hatten. Lucifuge Rofocale konnte sie an den Fingern einer Hand abzählen. Und mindestens zwei von ihnen waren schon lange tot; ihre schwarzen Seelen brannten in den Tiefen der Verdammnis des ORONTHOS.
Waren sie von Dämonenjägern ermordet worden oder wegen Verrats oder Unbotmäßigkeiten von einem dämonischen Tribunal abgeurteilt und exekutiert worden? Lucifuge Rofocale wusste es nicht, und es interessierte ihn auch nicht.
Aber jene wenigen Dämonen hatten sich in grauer Vorzeit mit der Erschaffung dieser Siegel befasst. Wie viele Siegel es sein mochten, wusste wohl niemand mehr ganz genau. Dreizehn von ihnen fanden in diesem Buch Verwendung. Man konnte sie mit speziellen Eigenschaften ausstatten, je nachdem, wofür sie benutzt werden sollten, was sie verschließen sollten. Sicher waren viele auch mittlerweile zerstört worden, so wie die ersten acht Siegel dieses Buches. Sie hatten ihre Funktion erfüllt, sie waren jetzt wertlos.
Es juckte den Erzdämon in den Fingern, alle restlichen Siegel zu öffnen -jetzt, wo er schon einmal hier war. Aber das durfte er nicht tun. Als er dafür gesorgt hatte, dass Zamorra das Buch in die Hände bekam, hatte er die Siegel auf ihn fixiert. So wie er umgekehrt Zamorra damals in der Spiegel weit mit einem entsprechenden mentalen Imprint versehen hatte, das auf genau diese Siegel reagierte, und das ihn auch dahin gehend beeinflusste, dass er die weißmagische Schutzkuppel um Château Montagne durchlässig machte, ohne es selbst zu merken.
Lucifuge Rofocale kicherte.
Zamorra ließ sich nicht hypnotisieren, man konnte auch seine Gedanken nicht lesen. Aber dieser Imprint sorgte dafür, dass er dennoch im Sinne des Dämons handelte. Deshalb hatte Lucifuge Rofocale ihm diesen Imprint aufoktroyiert, damals, als er Zamorra und seine Gefährten aus dem Arena-Gefängnis befreite, in dem sie nach der Niederlage bei der »Operation Höllensturm« gelandet waren. Dabei böse hereingelegt worden von dem negativen Zamorra der Spiegelwelt. [3]
Schon damals hatte Lucifuge Rofocale seinen Plan gesponnen und sogar Streit mit dem Rest der Schwarzen Familie riskiert.
Jetzt nahte der Plan sich dem Stadium der Vollendung.
Alles würde danach anders sein.
Und er, Lucifuge Rofocale, würde zu den großen Gewinnern gehören -vielleicht sogar der alleinige Gewinner sein.
Er unterdrückte den Wunsch, alle restlichen Siegel auf einmal zu öffnen. Sie waren eben auf Zamorra fixiert, und Zamorra musste mit den Aufgaben fertig werden, welche die Kapitel des Buches ihm nach der jeweiligen Öffnung stellten. Zamorra, nicht der Dämon! Und wenn Zamorra dabei starb, würde es einen anderen geben, der seinen Platz einnahm und weiter machte. So sah es der Plan vor.
Lucifuge Rofocales Krallenspitzen an den Fingern zeichneten ein Muster auf das Siegel.
Da war wieder das Unbehagen. Stärker als zuvor.
Er hatte es für eine Weile ignoriert. Doch jetzt konnte er das nicht mehr. Er fühlte sich mehr und mehr gefangen.
Da musste Magie im Spiel sein. Weiße Magie.
Griff dieser tote Diener ihn erneut an?
Aber jetzt konnte sich Lucifuge Rofocale nicht um ihn kümmern. Er konnte den Vorgang, den er eben eingeleitet hatte, als er das Muster auf das Siegel zeichnete, jetzt nicht mehr abbrechen. Er musste die Sache durchziehen, so schnell wie möglich, ehe die Weiße Magie noch stärker wurde.
Nicht nur, dass er sich beengt fühlte. Es fiel ihm auch schwerer, sich zu konzentrieren. Die Magie, die gegen ihn benutzt wurde, war tückisch!
Er beeilte sich, so sehr er konnte…
***
Nicole sah, wie der zweite Meegh förmlich ins Zimmer quoll. Warum Taran ihn nicht aufgehalten hatte, brauchte sie sich erst gar nicht zu fragen. Entweder hatte der Meegh ihn ausgeschaltet, oder das Amulettwesen hatte die Flucht ergriffen.
Der zweite Meegh schlug mit einer
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