084 - Im Schatten der Guillotine
schwarzen Mann.
„Halten Sie die Waffen bereit! Die Dämonen und ihre Diener können überall lauern."
Abrupt wandte sich der Führer um und schritt betont kraftvoll aus. In dichteren Strömen lief der Schweiß über seinen nackten Oberkörper. Ihm war anzusehen, wie groß seine Furcht war.
Der eigentliche Fluß existierte in dieser Zone nicht einmal mehr als klägliches Rinnsal; man hätte Kilometer zurücklegen müssen, um an den kleinen Bach zu gelangen, zu dem er geworden war. In dem Tal, das die Gruppe nun durchquerte, ließ nur ein Umstand darauf schließen, daß sich hier einstmals das Flußbett befunden hatte: unter den Schuhen der drei Männer und der schönen Frau quatschte der feuchte Untersand. Der gesamte Boden mutete wie ein riesiger Schwamm an. Doch war es unmöglich, auch nur einen Tropfen Wasser abzuschöpfen, wie der Dämonenkiller bei einem kurzen Experiment feststellte.
Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde gelangten sie an eine abgeflachte Felswand. Der Abend brach herein. Dorian und seine Freunde hätten den Höhleneingang ohne Führer niemals entdeckt. Oshadogan schlug einfach die Zweige eines sonderbar geformten Busches zur Seite, und ein finsteres Grottenmaul kam zum Vorschein. Bevor Dorian nicht einen starken Handscheinwerfer eingeschaltet hatte, traute sich der Neger nicht hinein; und auch, als der Lichtkegel durch die Höhle geisterte und bizarre Muster an die Wände zeichnete, begab er sich nur widerstrebend ins Innere.
Im Gänsemarsch zogen sie durch den düsteren Gang. Sie mußten die Köpfe einziehen, denn die Decke war niedrig. Dorian fragte sich die ganze Zeit über, wie die Höhle entstanden sein mochte und ob sie größere Bedeutung für die Merinas hatte.
Schließlich erkundigte er sich bei Oshadogan danach.
Der Führer zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken. „Darüber weiß ich nichts - bei allen Göttern. Mein Vater zeigte mir den Eingang zur Höhle. Er war im Dorf der Merinas geboren, zog aber später in die Stadt und heiratete dort. Ein paarmal nahm er mich mit ins Dorf, er zählte mir aber nie Einzelheiten."
Fred Archer winkte ab. „Schon gut, Oshadogan. Wir wollen nicht, daß du dich auch noch rechtfertigst. Schließlich ist das nicht im Honorar enthalten."
Er sagte es nicht ohne Ironie. Oshadogans offen zur Schau gestellte Angst reizte ihn.
Das Ende der Höhle gewahrten sie kaum, weil draußen inzwischen genauso tintenschwarze Finsternis herrschte. Der Himmel hatte sich bewölkt. Nur manchmal riß der dunstige Vorhang auf und ließ ein paar Sterne matt durchschimmern. Ein sanfter, warmer Wind wehte.
„Ich hoffe, du hast nicht die Orientierung verloren", sagte Dorian zu Oshadogan.
„Nein. Die Richtung stimmt."
„Wie weit ist das Dorf der Merinas pocht entfernt?"
„Etwa eine halbe Stunde."
Unverdrossen schritten sie weiter voran. Der Dämonenkiller stellte anhand seines Kompasses Berechnungen an. Er kam zu dem Schluß, daß sie sich aus der entgegengesetzten Himmelsrichtung wie am Vormittag dem Tor der Dämonen genähert hatten und die Distanz bis dorthin höchstens noch zehn Kilometer betragen konnte.
Plötzlich leuchtete etwas bläulich vor ihnen auf. Für einen Augenblick wurden die Silhouetten schlanker Bäume sichtbar. Dann verschwand das visionäre Bild, und zurück blieb lediglich ein eigentümlicher an Salbei, Rosmarin und Mandragora erinnernder Geruch.
Oshadogan blieb stehen. Er zitterte plötzlich am ganzen Leib. Dorian, Coco und Fred Archer gingen unverzagt weiter. Der Privatdetektiv packte den Neger am Arm und zog ihn mit sich. Dann prallten sie alle gegen eine unsichtbare Wand. Die Barriere warf sie zurück. Dorian strauchelte und kam zu Fall, Fred stürzte über Oshadogans Beine. Coco gab einen kleinen Schrei von sich. Sie ließ sich nieder und stützte sich mit den Händen ab.
Dorian Hunter war als erster wieder auf den Beinen. Um Oshadogans klagende Laute kümmerte er sich nicht weiter, auch nicht um Archers Fluchen. Sofort beugte er sich über das schöne Mädchen. „Coco, hast du Schmerzen?"
Sie strich sich irritiert mit den Fingern über die Stirn. „Das - das nicht. Aber ich fühle mich sagenhaft benommen. Fast wie im Rausch, Rian."
„Wir haben es mit einer magischen Mauer zu tun. Versuche, deine Fähigkeiten einzusetzen!"
Sie erhob sich mit seiner Hilfe und beruhigte sich allmählich. Nachdem sie sich gesammelt hatte, unternahm sie einige Versuche, die Barriere zu durchbrechen. Es gelang nicht.
„Ich schaffe
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