Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
kalten Wut noch geäußert hatte, ließ er unerwähnt.
    Maureen seufzte. „Der arme Theo! Ich hoffe wirklich, bald zu ihm zurückkehren zu können."
    Dorian und Coco sahen sie zweifelnd an. Es bedurfte keiner Worte; was ihnen noch bevorstand, konnten sie sich leicht ausmalen.

    Hoch loderten die Fackeln, die die Merinas rund um die Guillotine in den Untergrund gerammt hatten. Hafalii lief zum Klang der Urwaldtrommeln hin und her und blies in die Flammen, damit sie mehr Licht verbreiteten. Seinen vielfarbigen Umhang hatte er seit dem Moment, da das Opferritual mit Maureen Hopkins, Lemmy und Dorian Hunter hatte beginnen sollen, nicht wieder übergeworfen. Lediglich mit einem schmalen Lendenschurz bekleidet, gab er seine Befehle.
    „Grabt die Wurzeln aus! Bereitet den Sud zu! Wir wollen uns vorbereiten."
    Eilfertig rannte ein gutes Dutzend Krieger davon. Die Glatzköpfe schlugen sich in den Busch, zückten ihre Messer und wühlten das Erdreich auf. Andere suchten mit ihren Fackeln nach bestimmten Pflanzen, schnitten ihre Halme ab und sammelten sie. Im Dorf krochen stämmige Frauen aus den Schilfmattenhütten hervor und setzten tönerne Töpfe auf offene Feuerstellen. Die Frauen hatten bemalte Gesichter. Ihre Mienen waren verzerrt, hatten einen unwirklich, grausamen Ausdruck. „Beeilt euch, ihr Faulenzer und Nichtsnutze!" trieb Hafalii die Krieger an. „Wir haben keine Zeit zu verlieren."
    Er trampelte auf der Stelle, und seine überflüssigen Füße und Hände zappelten dazu. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht. Er machte eine Art Überschlag und stieß die widerwärtigsten Verwünschungen aus. Zwei der Glatzköpfe kamen herbeigelaufen. Ohne eine Miene zu verziehen, stellten sie den Freak wieder auf die beiden gesunden Füße.
    Hafalii stieß sie fort. „Die Wurzel her! Wo bleibt ihr? Kocht, rührt, knetet! Schuftet! Ich will, daß ihr schneller trommelt, hört ihr? Schneller!"
    Sie trommelten schneller und lauter. Hafalii hüpfte auf und ab und klatschte mit seinen vier Händen dazu im Takt.
    Unablässig trafen nun Krieger mit Wurzeln und eigentümlich geformten Pflanzen ein. In den großen Tongefäßen brodelte Wasser. Unter der Anleitung der Frauen warfen die Männer die Gewächse hinein.
    Hafalii begab sich an die Feuerstelle. Mit verzerrter Miene besprach er das, was in den Gefäßen kochte. Immer neue, ausgefallenere Zaubersprüche formulierte er, und die Stammesbrüder summten eine wilde Melodie dazu.
    Hafalii ließ sich einen hölzernen Löffel reichen. Er schmeckte den herb riechenden Sud ab, dann schrie er begeistert auf.
    „Ja, das ist die richtige Zusammensetzung! Der Trank wird uns die Kraft verleihen, die wir brauchen, um gegen die verruchten Vazimba vorgehen zu können."
    Die Krieger johlten Beifall.
    Hafalii schnaufte. Seine vielen Hände und Füße fächelten immer erregter. Rohe Wurzeln des Urwaldes, von den Frauen auf irdenen Tabletts serviert, wurden von dem abstoßend häßlichen Freak kritisch inspiziert. Einige las er aus und schleuderte sie unter Flüchen fort; der Großteil jedoch fand seine Zustimmung.
    Schmatzend zerkaute der Freak eine der ausgewählten Wurzeln. Er gab einen wohligen, knurrenden Laut von sich, dann spie er die Teile wieder aus. Ein paar Krieger wollten sich daraufstürzen. Er hastete jedoch zu ihnen, trat mit den Füßen nach ihnen und teilte Ohrfeigen aus. Sie zogen sich zurück - wie geprügelte Hunde. Hafalii keuchte wütend. Eingeschüchtert kauerten sich seine Stammesgenossen auf den Boden. Sie warteten auf ein Einsatzzeichen. Auch die Frauen wagten sich nicht zu regen, bevor der Freak sich nicht beruhigt hatte.
    Allmählich steigerte Hafalii sich durch Tanz und den Genuß der Wurzeln in eine Art Hochgefühl.
    Er trat an eines der tönernen Gefäße, schaffte es jedoch nicht, die Nase über den Rand zu schieben. „Helft mir!" ordnete er barsch an.
    Zwei Helfer hoben ihn empor. Hafalii atmete gierig die Dämpfe ein, die aus dem brodelnden Sud aufstiegen. Seine Euphorie nahm zu, denn in der zubereiteten Flüssigkeit schwammen ausnahmslos berauschende Pflanzen.
    Endlich ließ sich der selbsternannte Kultpriester absetzen. Er wedelte mit seinem Dutzend Händen, strampelte mit den Füßen, daß es in den Gelenken krachte, und rief: „Fangt an! Kostet die Wurzeln und labt euch an den Dämpfen! Ich will euch tanzen sehen und singen hören."
    Die Krieger waren beflissen darum bemüht, keinen Aufruhr zu veranstalten. Brav stellten sie sich in Reih und Glied auf und

Weitere Kostenlose Bücher