084 - Im Schatten der Guillotine
wagen dürfen, jene Hunde aufzusuchen."
„Das fragst du?" wisperte sie verächtlich. „Ich begreife nicht, warum ich mich immer wiederholen muß, Hafalii. Ich habe dir doch gesagt: Nimm deine Krieger und stürme das Dorf der Vazimba! Die Gefangenen werden zur Guillotine getrieben, die ich eigens zu ihrer Vernichtung bereitgestellt habe. Nur durch sie können die Feinde für immer sterben. Geh, Hafalii! Und tu deine Pflicht!"
„Ja", sagte er, und immer wieder: „Ja, ja, ja, ja. Ich werde dein gehorsamer, erfolgreicher Diener sein, große Hekate."
Mit einem leisen Knall verschwand die Erscheinung über den Urwaldwipfeln.
Hafalii rieb sich seine vier heilen Hände, rief die beiden glatzköpfigen Helfer heran und ließ sich zu Boden heben.
„Packt die Waffen! Bald brechen wir auf und holen uns die elenden, zum Sterben verdammten Vazimba-Hunde."
Ich muß es gut machen, sagte er sich, so gut, daß die Herrin keinen Grund zur Klage hat. Er spürte in allen Fasern seines abstoßenden Leibes ein heftiges Ziehen. Seine verkrüppelten und auch die funktionsfähigen Gliedmaßen zuckten und strampelten. Er wußte ganz genau, daß die bevorstehende Auseinandersetzung auch für ihn zum Existenzkampf wurde.
Lemmy hatte die Freunde auf Magnus Gunnarssons Abweisung hin im Schulhaus untergebracht.
Die Ausstattung mutete beinahe europäisch an. Es gab Bänke und Stühle, ein Lehrerpult und sogar eine richtige Schiefertafel. Neben dem Hauptraum befand sich ein für alle möglichen Zwecke eingerichtetes Zimmer mit herunterklappbaren Betten. Hier saßen Dorian, Coco und Fred zusammen und berieten sich.
Oshadogan hatte seinen Restlohn erhalten. Mit entrückter Miene hockte er nebenan auf einer Schülerbank und spielte mit den Scheinen. Sie knisterten wirklich zwischen seinen Fingern, so, wie er es sich ausgemalt hatte.
„Es gibt nichts Schlimmeres als eine Wartezeit, deren Dauer man im voraus nicht kennt", erklärte Fred Archer. „Wenn ihr meine Meinung hören wollt: Ich bin für Aktion. Ich halte es einfach nicht aus, so tatenlos herumzusitzen."
„Immer kann man nicht mit dem Kopf durch die Wand." Coco schlug die Beine übereinander und stützte das Kinn auf. „Da wir nicht wissen, was geschieht, könnte unser Handeln grundlegend falsch sein. Ich muß gestehen, daß ich mich überdies ermattet und nicht in Form fühle."
Der Dämonenkiller stand auf. „Das mag für dich gelten, Coco, und es tut mir leid. Ich teile jedoch Freds Überzeugung. Und was die Vorausschau betrifft: Es ist doch klar, daß die Merinas diese Kolonie hier überfallen werden. Den Zwischenfall mit der grünen Schlange halte ich keineswegs für ein Ablenkungsmanöver, sondern eher für einen geschickten Schachzug. Die Dämonen sind nun sicher, daß die Bewohner genügend eingeschüchtert sind und im Dorf bleiben. So haben die Wilden alle zusammen, wenn sie aus dem Busch stürmen." „Sie finden die Höhle nicht", widersprach Coco.
„Die Dämonen haben uns zweifellos beobachtet. Ich gebe mich da keinen Illusionen hin. So geheim wie vorher ist der Eingang zum Tal nicht mehr. Folglich ist es nur eine Frage der Zeit, wann das Unheil über uns hereinbricht."
Er zückte eine Schachtel Players und reichte sie herum. Fred nahm dankend eine an. Dorian schob sich auch eine zwischen die Lippen, dann setzte er seine Rede fort.
„Und wir sitzen hier und sehen apathisch zu. Nein, in der Rolle gefalle ich mir nicht. Ich hoffe, ihr habt keine Einwände, wenn ich euch einen Vorschlag mache."
„Ich bestimmt nicht", sagte Fred. Coco lächelte. „Ich beuge mich gern der Mehrheit. Also?"
„Ich weiß, der Plan hört sich tollkühn an", sagte Dorian Hunter, „aber genau betrachtet ist das unsere einzige Chance. Wir müssen den Merinas zuvorkommen, sie angreifen, einen Vorstoß gegen den Freak Hafalii unternehmen und ihn töten. Mit seinem Ableben wird der gesamte Spuk sein Ende finden."
„Im Prinzip ist das richtig", kommentierte das schwarzhaarige Mädchen, „aber ich habe große Bedenken. Meine magischen Fähigkeiten sind immer noch nicht zurückgekehrt. Deine Dämonenbanner sind verlorengegangen, Rian, und auf die Tätowierung kannst du dich schließlich auch nicht uneingeschränkt verlassen."
„Wir bitten die Erzieher und ihre Schützlinge, uns zu helfen."
„Das klappt nie."
„Ein Versuch kann nicht schaden", sagte der Privatdetektiv unverdrossen.
Er erhob sich, suchte den Klassenraum auf und ging direkt auf Oshadogan zu. Der schwarze Mann faltete
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