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084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die Banknoten zusammen, steckte sie in einen Brustbeutel und blickte sein Gegenüber aus großen, flackernden Augen an.
    „Es gibt wieder Beschäftigung, Oshadogan", sagte Fred. „Bilde dir nicht ein, du könntest ablehnen. Erstens brauchen wir jeden Mann, zweitens lautet die Devise: mitgegangen, mitgehangen."
    „Ich will nicht sterben."
    „Ich auch nicht. Ich versichere dir, daß wir nur eine Überlebenschance haben, wenn wir uns rühren. Andernfalls stellen wir uns selbst das Todesurteil aus. Passiv sein heißt, sich dem Feind ausliefern. Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt. Auf, auf, mein Freund! Nur den Kopf nicht sinken lassen! Wir statten den Merinas einen weiteren Besuch ab."
    Fred hatte noch nicht richtig ausgesprochen, da begann der Führer zu klagen und zu flehen. Er rief alle möglichen Gottheiten und seine verstorbenen Verwandten an. Seine Furcht war echt, das sah man ihm an. Coco empfand Mitleid mit ihm. Doch wie ihre Begleiter wußte sie, daß es sinnlos war, dem Schwarzen etwas vorzugaukeln. Wollte er sich retten, mußte er sie begleiten. Sie alle mußten den Tatsachen entgegentreten.
    Sie verließen das Schulhaus. Ein paar Sterne glitzerten noch am Himmel, aber vor die blasse Scheibe des Mondes hatten sich wieder Wolken geschoben. Es war abzusehen, daß sich der Vorhang in Kürze ganz schloß. Es war schwül, und ein leichter Wind wehte.
    Coco hatte das geladene 7,65 Gewehr Fred Archer ausgehändigt. Sie selbst trug nun eine Pistole bei sich. Sie glaubte nicht, daß Schußwaffen viel ausrichten konnten bei dem, was sie sich vorgenommen hatten, aber wenigstens vermittelten sie ein geringes Gefühl der Sicherheit.
    Zielstrebig steuerten sie über den Platz der Okulationskolonie auf das größte Gebäude zu. Im Freien waren weder Erzieher noch Schützlinge zu erblicken, aber in den Häusern brannte noch Licht. In Magnus Gunnarssons großem Bau schimmerten die zum Busch hin liegenden flachen Fenster rötlichgelb. Es war anzunehmen, daß sich der hochgewachsene Isländer in dem dazugehörigen Raum befand.
    „Fred und ich statten unserem Freund jetzt einen Besuch ab, um ihm das Messer auf die Brust zu setzen", sagte Dorian. „Ihr wartet hier und beobachtet das Haus und die Umgebung. Ich möchte nicht, daß uns jemand in den Rücken fällt."
    Kurze Zeit darauf umrundeten sie das Haus von Gunnarsson. An der zum Urwald hin gelegenen Seite entdeckten sie eine schmale Hintertür. Der Dämonenkiller griff ohne zu zögern nach der Klinke. Die Tür war nicht verriegelt. Vorsichtig schlüpften sie ins Innere.
    „Verdammt!" fluchte der Privatdetektiv.
    Dorian Hunter gab keinen Kommentar ab. Mit verschlossener Miene stieg er über einen kleinen Berg von Papier hinweg und betrachtete genauer, was sich in diesem quadratischen Raum ihres Blicken bot. Daß das Mobiliar erlesen und von gediegener Schönheit war, ließ sich selbst jetzt noch feststellen; schließlich verloren auch ein umgestürzter Schreibtisch und umgekippte Stühle nicht ihren Wert. Das gesamte Interieur war aus dunklem Naturholz und besaß gedrechselte Beine, allerhand andere Verzierungen an den Ecken und Kanten sowie wunderschöne Intarsien, die Fabeltiere zeigten. Ein großes Regal lag umgekippt vor der Verbindungstür. Man mußte darübersteigen, wenn man in die anderen Zimmer gelangen wollte. Bücher, Manuskripte, Schatullen, Lampen und anderes Inventar bedeckten den Boden. Es sah aus, als hätte ein Kampf stattgefunden.
    „Gunnarsson!" rief Fred Archer.
    „Darauf erwarten Sie doch wohl keine Antwort", sagte Dorian.
    Er turnte über das umgekippte Regal hinweg, hetzte in den nächsten Raum und begann von dort aus eine intensive Suche, die ihn durch das ganze Gebäude führte. Hierbei stellte er zweierlei fest: Der Isländer hatte es verstanden, sich bequem einzurichten und selbst im Dschungel nicht auf Annehmlichkeiten wie beispielsweise einen Kühlschrank mit europäischen Lebensmitteln und einer Batterie Flaschenbier zu verzichten; lediglich ein Telefon fehlte noch. Was der Dämonenkiller außerdem noch konstatierte: Eine Reihe von Zeichen deuteten auf überstürzten Aufbruch hin. In der Tat, Magnus Gunnarsson war nirgends auszustöbern.
    Dorian kehrte zu Fred in das Arbeitszimmer zurück.
    Archer hatte einige Manuskriptblätter aufgelesen und schüttelte sie erbost. „Ich sage Ihnen, so etwas habe ich noch nicht erlebt! Der Bursche hält uns zum Narren. Auf sämtlichen Seiten sind Kinderverse und andere alberne Sprüche

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