084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller

Vom Netzwerk:

Argue ließ einige der Kolonisten ausschwärmen und nach Waffen suchen. Er selbst steuerte auf sein Wohnhaus zu. Die Frauen holten irdene und metallene Gefäße und füllten sie mit Erde. Erste Fackeln wurden angebracht. Ihr flackerndes Licht fiel auf die erhöht stehende Gestalt des Dämonenkillers und bedeckte sie mit gespenstischen Schatten.
    „Schaltet das Stromaggregat aus!" rief Dorian. „Und sammelt die letzten Waffen ein! Dann brechen wir auf."
    Sie gaben sich Mühe, keine Zeit zu verlieren. Emsig durchstöberten sie die Bauten, auch die Schule, um schließlich zu Dorian und seinen Freunden zurückzukehren und sich mit angespannten Mienen um die Kiste zu versammeln. Stöcke und Messer wurden hochgehalten. Die Fackeln beleuchteten die Szene.
    Fred Archer behielt das Gewehr in Händen. Der Professor, Jean-Luc Argue, Oshadogan und einige andere Männer hatten Pistolen. Dorian verzichtete genau wie Coco auf eine Handfeuerwaffe: er versprach sich genausowenig davon, wie sie. Aber das wollte er zu diesem Zeitpunkt aus taktischen Gründen nicht offen aussprechen.
    „Wir marschieren", sagte Dorian.
    Sie stiegen in breiter Formation den bewachsenen Hang hinauf. Am Eingang zur Höhle drehte sich der Dämonenkiller noch einmal um und blickte auf das düster und tot daliegende Dorf zurück. Ein nicht genauer zu definierendes Gefühl sagte ihm, daß es noch nicht das letzte Mal gewesen war, daß er die Okulationskolonie vor Augen gehabt hatte.

    Der Urwald jenseits der Höhle war bereits wieder völlig zugewachsen. Die Schnelligkeit, mit denen die Schmarotzer-Gewächse den zuvor gehauenen Weg wieder verschlossen hatten, war erschreckend. Oshadogan und fast ein halbes Dutzend der Zwei-Meter-Männer arbeiteten mit den Buschmessern. Auf diese Weise kam der Trupp doch relativ schnell voran.
    Das Gelände stieg allmählich an. Wegen des Tempos, das sie vorlegten, nahm sich der Marsch nicht gerade als eine Kleinigkeit aus, besonders nicht für die Frauen. Doch sie zeigten vorzügliche Kondition. Auch der Professor, der neben Dorian schritt; er sprach sogar unentwegt.
    „In dem Teil des Zentralhochlandes, in den wir uns nun begeben, dehnte sich früher eine gewaltige Hochebene aus", dozierte er. „Das hätten Sie nicht gedacht, nicht wahr, Mr. Hunter? Ich wette, Sie sind der Ansicht, der Urwald hätte schon ewig. diese Landschaft beherrscht."
    „Um ehrlich zu sein - ja."
    Der Professor grinste und sah beinahe vergnügt aus. „Sehen Sie, sehen Sie! So kann man sich täuschen. Ich will Ihnen noch etwas verraten. Der Fluß wurde umgeleitet, und uns allen ist es ein Rätsel, wie Magnus Gunnarsson das fertigbrachte. Aber auf jeden Fall hätte nach dieser Tat der Busch rund um das Dorf der Merinas zumindest ein wenig verkümmern müssen. Indessen wuchs alles in geradezu bestürzendem Ausmaß weiter. Wir erklären Sie sich das ?"
    „Jedenfalls nicht mit logischen Argumenten."
    „Ha!" sagte das dürre Männchen. „Diese Antwort habe ich von einem intelligenten Mann wie Ihnen erwartet, Mr. Hunter. Es gibt Dinge, von denen unsere Schulweisheit nichts weiß und an denen sie scheitern würde. Diese Welt sei die beste aller möglichen Welten, hat man behauptet, aber spätestens seit Entdeckung der Parapsychologie kann das nun als krasser Denkfehler gelten. Wir sind von den Mächten der Finsternis umgeben."
    Der Dämonenkiller schaute fast ein bißchen verblüfft auf ihn herab. „Es freut mich, nicht nur Ihre Unterstützung, sondern auch Ihr Verständnis gefunden zu haben, Professor."
    Der Mann schmunzelte.
    Coco gesellte sich zu ihnen. „Rian, Maureen Hopkins und die anderen Lehrerinnen haben die Frage aufgeworfen, ob wir nicht den Wilden ausweichen und uns in Sicherheit bringen könnten, statt sie zu attackieren. Bislang ist nichts von ihnen zu hören oder gar zu sehen. Vielleicht haben wir wirklich eine reelle Chance, ihnen zu entwischen."
    „Daran glaube ich nicht. Probieren werden wir es aber auf jeden Fall."
    Bald stellte sich heraus, wie recht Dorian Hunter hatte. Dumpfe Trommelwirbel, rhythmisches Stampfen und schaurige Schreie wurden mit dem schwülen Wind zu ihnen herübergetragen.
    Der Professor sah Dorian bedeutungsvoll an. Alle Mitglieder der Gruppe lauschten mit gebannten Mienen. Oshadagan wollte sich von der Spitze des Trupps ans Ende zurückziehen, wurde jedoch von Fred Archer und einigen der Kolonisten sanft, aber bestimmt daran gehindert.
    „Können wir nicht einen Bogen schlagen?" erkundigte sich Jean-Luc