084 - Machetta, Sumpfhexe vom Mississippi
roten Lotus Europa zum Amusement-Theater.
Absichtlich
kamen sie so früh, um sicher noch einen Parkplatz zu bekommen. Die Erfahrung hatte
gelehrt, daß ab Viertel nach Sieben kaum noch ein Platz frei war.
Schon Wochen
vorher waren die Karten ausverkauft, und nur für besondere Fälle und prominente
Persönlichkeiten wurde immer noch eine Anzahl Karten zurückgehalten.
In diesem
Fall galt dies für Larry und seine Begleiterin.
X-RAY-3 und
Maria-Rosa saßen noch eine Zeitlang in dem kleinen Theaterrestaurant.
Stimmengemurmel und leise Musik aus einem versteckten Lautsprecher erfüllten
die Luft.
Larry führte
die Spanierin noch auf den reservierten Platz in der ersten Reihe. Er
entschuldigte sich dann kurz, weil er noch einige Worte mit Miriam zu sprechen
beabsichtigte. Über den Bühnenaufgang kam er zu den Garderoben. Ein paar Leute
wollten ihn aufhalten und machten ihn darauf aufmerksam, daß er hier nichts zu
suchen hätte.
Doch der
Regisseur und der Bühnenmeister kannten ihn.
Die Welt
hinter den Kulissen hatte ihre eigenen Gesetze. Hier wurde man gründlich desillusioniert.
Letzte Anweisungen wurden gegeben, die Schauspieler machten Stellproben,
Bühnenarbeiter in grauen Schürzen schwirrten wie übergroße Ameisen herum und
waren überall.
Die Bühne lag
etwas erhöht. Um zu den Garderoben zu kommen, mußte man über eine schmale,
eiserne Treppe steigen.
Ein langer,
unschöner Korridor folgte. Es roch nach Schminke, Puder und Schweiß.
Hinter einer
Tür erklang ein silberhelles Lachen, dann eine Männerstimme. Jemand erzählte einen
rauhen Witz.
Garderobe 11
lag vor ihm.
Dahinter war
Miriams Reich.
Larry
klopfte. Im selben Augenblick hörte er ein dumpfes Gurgeln, als wolle jemand
rufen, aber der Betreffende konnte es nicht mehr.
»Miriam?«
Ein dumpfer
Fall, als wehre sich jemand verzweifelt. Ein Stuhl kippte um.
X-RAY-3 riß an
der Türklinke. Sie war von innen abgeschlossen!
Es hatte
keinen Sinn, sich gegen die Metalltür zu werfen. So schnell würde die nicht
nachgeben, und bis die vielleicht nachgab, war es schon zu spät.
Er riß die
Smith & Wesson Laserwaffe heraus und führte den grellen, nadelfeinen Strahl
um die Klinke herum. Wie ein Schweißbrenner löste er Schloß und Riegel heraus,
kickte mit dem Fuß die schwingende Tür zur Seite und stürmte in die Garderobe.
Miriam lag am
Boden. Sie schlug und trat um sich. Ihr Gesicht war bläulich angelaufen. Als Larry
eintrat, löste sich ein Nebelgebilde von ihr, das menschliche Form hatte.
Deutlich waren die langen, karikaturhaft verzogenen Arme zu erkennen. Der
Körper war flaschenähnlich und wehte quer durch die hellerleuchtete Garderobe.
Miriam war
mit dem Stuhl, auf dem sie vor dem großen Spiegel am Schminktisch gesessen hatte,
nach hinten umgefallen.
Es ging alles
blitzschnell.
Der Nebel
wehte durch den Fensterspalt, wurde lang und schmal, und es sah aus, als würde er
von draußen her angezogen.
Dann war er
verschwunden.
Es waren noch
keine drei Sekunden vergangen.
X-RAY-3
rannte zum Fenster, riß es auf und starrte hinaus in den finsteren Hinterhof.
Schuppen,
Garagen, mehrere überfüllte Mülltonnen…
Genau dem
Fenster von Miriams Garderobe gegenüber stand eine Gestalt. Einen Moment fiel
das Licht aus dem Garderobenfenster auf sie.
Larry sah
Perry Wilkinson, der mit funkelnden Augen hochblickte, blitzschnell um die nächste
Garage verschwand und im Dunkeln untertauchte!
Es war zum Verrücktwerden!
Larry Brent
fragte sich, ob er einen Traum durchmachte, oder ob seit dem Vorabend mit dem
Autounfall etwas mit ihm passiert war, was sich jetzt erst auszuwirken begann.
Hatte er
einen Schaden davongetragen? Machte sich eine Art Gedächtnisstörung bei ihm bemerkbar?
Was suchte
Perry Wilkinson hier? Was bedeutete die seltsame Nebelgestalt, die sich von
Miriam gelöst hatte?
Fragen über
Fragen! Und keine Antworten darauf. Er zermarterte sich das Gehirn, während er
sich um seine Schwester kümmerte. Sie atmete schwer und massierte sich den
Hals, auf dem deutlich rote Strangulierungsmale zu erkennen waren.
Larry war ihr
beim Aufrichten behilflich.
Aus eigener
Kraft war es ihr gelungen, den bunten Seidenschal, den der unheimliche Würger ihr
um den Hals gelegt hatte, wegzunehmen.
Tief und
langsam atmete sie ein.
»Was ist
passiert?« wollte Larry wissen. Er wirkte sehr ernst.
»Ich weiß es
nicht, Larry«, wisperte sie. Ihre Stimme klang heiser. Sie mußte husten. »Auf
einmal war es da.«
Miriam konnte
es nicht
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