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084 - Mord aus dem Jenseits

084 - Mord aus dem Jenseits

Titel: 084 - Mord aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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gegen Wände und Decken geklopft.
    August Trent hämmerte an die Tür von Nr. 38.
    Durch den Lärm gellte unüberhörbar die Flötenmelodie. Sie drang durch Mark und Bein.
    Robert Romen, der bisher schweigender Beobachter gewesen war, hielt den Hotelier zurück.
    „Machen Sie keine Dummheiten, Herr Trent. Die Polizei wird in wenigen Minuten hier sein. Sehen Sie lieber zu, daß Sie Ihre Gäste beruhigen.“
    „So ein Affront! Der Kerl verhöhnt mich mit seinem Gejaule und Gepfeife!“
    „Das wird ihm schnell vergehen.
    Bewahren Sie Vernunft, Herr Trent.“
    Es schien, als ob die seltsame Melodie die Aggressionen und den Zorn aller Beteiligten noch steigern würde. Für den Musiker Robert Romen war dieser Aspekt sehr interessant. Er war Fachmann und wußte, was man mit Tönen alles anstellen konnte.
    Töne können die Handlungen eines Menschen und seinen Gemütszustand äußerst stark beeinflussen, sehr viel mehr als Farben, die ebenfalls einen psychologischen Effekt haben.
    Uschi Trent behielt die Nerven. Sie ging durch die Flure und beschwichtigte die aufgebrachten Gäste. Mittlerweile war das ganze Hotel erwacht, von einem tauben Dreiundachtzigjährigen abgesehen, der weiter wie ein satter Säugling schlummerte.
    „Bitte beruhigen Sie sich doch!“ bat Uschi die Wütenden. „Wir haben bereits die Polizei verständigt. Bewahren Sie Ruhe, meine Herrschaften!“
    „Ist der Kerl betrunken oder wahnsinnig, solche Dissonanzen von sich zu geben?“ fragte ein älterer Mann.
    Eine Frau rief: „Otto, um Gottes willen, wo hast du mich hier hingeschleppt? Da ist eine Rauschgiftorgie im Gange.“
    Endlich traf die Polizei ein. Polizeiobermeister Klapka und Polizeimeister Müller. Der Portier folgte ihnen. Fast im gleichen Moment brach die grausige Melodie ab.
    „Was geht hier vor?“ fragte Klapka mit seinem Dienstbaß.
    „Gott sei Dank, daß Sie da sind, Herr Wachtmeister. In diesem Zimmer da liegt ein Toter, und ein Gast randaliert bei der Leiche.“
    August Trent war nahe an den Polizeiobermeister herangetreten und sprach flüsternd auf ihn ein. Es wurde nun ruhig im Hotel. Die Gäste traten neugierig näher, um zu sehen, was da vor sich ging. Die meisten waren nur mit Bademantel oder Pyjama bekleidet.
    Ein weißhaariger Mann mit wirrem Haar und struppigem Schnurrbart trat hinzu. Sein stattlicher Bauchansatz beulte den Pyjama aus.
    „Was ist denn los?“ fragte er. „Meine Frau ist zu Tode erschrocken. Du bist doch erschrocken, Liebes?“
    „Ja, Herr Direktor.“
    Die Blondine war an die vierzig Jahre jünger als der Alte. Als sie merkte, daß sie etwas Dummes gesagt hatte, verschwand sie mit hochrotem Kopf in ihrem Zimmer. Der weißhaarige Mann ließ sich durch vereinzeltes Kichern und ein paar spitze Bemerkungen nicht beirren.
    Er blieb auch im Pyjama noch selbstsicher und ein Gentleman.
    „Soso, ein Toter und ein randalierender Gast“, sagte Klapka laut.
    August Trent sah aus, als hätte er sich gerade an einem heißen Eisen die Finger verbrannt.
    „Nicht so laut, Herr Wachtmeister.“
    „Polizeiobermeister Klapka“, berichtigte Klapka. „Na, da wollen wir gleich mal nach dem Rechten sehen!“
    Er räusperte sich und klopfte dreimal kurz und hart gegen die Tür.
    „Aufmachen! Polizei!“
    Sofort wurde die Tür geöffnet. Calaveras stand im Rahmen, lächelnd, als könne er sich den ganzen Aufruhr nicht erklären. Hinter ihm war Antonio zu sehen. August Trent fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    „Aber das … aber der ist doch tot!“
    „Was gibt es, por favor?“ fragte Calaveras verbindlich, als könne er kein Wässerchen trüben.
    „Uns wurde gesagt, in diesem Zimmer sei ein Toter.“
    „Ein Toter? Vielleicht ein toter Floh. In diesem Hotel würde mich das nicht wundern. Hier liegt ein Mißverständnis vor, an dem ich allerdings keine Schuld trage, Senor Guardia.“
    „Polizeiobermeister“, antwortete Klapka mechanisch. „Na, wir werden uns das mal ansehen. Wir brauchen schließlich nicht auf dem Flur stehenzubleiben.“
    Julio Calaveras ging zur Seite. Die beiden Beamten, der Hotelier, seine Tochter, Robert Romen und der Portier traten ins Zimmer Nr. 38. Als Polizeimeister Müller die Tür schließen wollte, drängte sich der lange Dr. Tropenhauer noch herein.
    „Was wollen Sie hier?“ fragte der kugelrunde Müller den Arzt.
    Dr. Tropenhauer hatte nur Augen für Antonio.
    „Ich bin der Arzt, der den Toten untersucht hat“, sagte er. „Das gibt es doch gar nicht. Der Mann war eiskalt und

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