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0840 - Das Drachenmädchen

0840 - Das Drachenmädchen

Titel: 0840 - Das Drachenmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Veränderung wobei er schon mit einem Zucken gerechnet hätte, wenn es zutraf, das diese Puppe tatsächlich lebte.
    »Hier ist etwas.« Madame Chu unterbrach das Schweigen. »Ich… ich merke es sehr deutlich.«
    »Wer soll das sein?«
    »Shao, ich spür es nur. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Nehmen Sie denn nichts auf?«
    »Nein, ich…«
    »Da quillt Dampf aus der Figur.«
    Suko hatte mit leiser und ruhig klingender Stimme gesprochen, und er hatte sich nicht geirrt, denn durch den Lichttunnel liefen die zuckenden Streifen, die genau dort aus dem Holz drangen, wo die beiden Spitzen Einlaß gefunden hatten.
    »Meine Güte«, flüsterte Suko, »es riecht, als würde das Holz von innen her verbrennen.«
    »Das kann sein«, gab Madame Chu ihm recht. »Der Trödler hat sich nicht geirrt. Es ist hier etwas aufgewühlt worden. Allein durch die beiden Nadeln, die einmal einem Magier gehört haben, der in einer mit Nägeln bestückten Pagode hauste und Krankheiten heilen konnte. Der Mann ist sehr alt geworden, die Nadeln haben ihn überlebt, sie sind jedoch in alle Winde zerstreut worden. Ich hatte das Glück, einige von ihnen zu erhalten, und jetzt müssen wir weitersehen.«
    Noch geschah nichts anderes. Der Qualm blieb. Er war nicht warm, sondern roch wie kalte Asche, dessen Geruch um die Nasen der drei Menschen wehte.
    Plötzlich zischte das Holz auf. In dem Lichtstrahl explodierte die Figur. Es sah für einen Moment aus, als würde eine rote Wunderkerze brennen, deren Spitze von einem grauen Qualmpilz umweht wurde. Die einzelnen Stücke flogen weg. Sie durchdrangen die Dunkelheit, um dann zu verglühen.
    Was blieb?
    Zwei Nadeln, ein Rest von Asche auf dem Schreibtisch und nahe des Monitors. Es war wie ein Stilleben. Da glotzte ein Seelenloser wie aus der Zukunft auf das hernieder, was einmal tief in der Vergangenheit geboren war.
    Die restlichen Ascheteile regneten zu Boden, und keiner der drei Zuschauer gab einen Kommentar ab.
    Madame Chu hob die Schultern. Sie wischte über ihre Augen. Der Qualm hatte ein leichtes Brennen hinterlassen. »Warum stellt ihr keine Fragen?« sagte sie. »Erklärt mir doch, daß ich einiges falsch gemacht und versagt habe.«
    »Haben Sie das?«
    »Ja, Suko, ja. Läge sonst die Asche hier auf dem Tisch? Ich habe versucht, eine Verbindung über die kleine Figur zu Li Warren zu schaffen. Es ist mir nicht gelungen. Sie ist einfach stärker gewesen. Und ich werde das Gefühl nicht los, daß sie mit uns spielt. Ich komme mir vor, als hätten wir versucht, den Brand eines Hauses mit nur einem Eimer Wasser zu löschen. Das tut der Seele nicht gerade gut.«
    »Was hätten Sie denn getan, wenn wir beide nicht bei Ihnen gewesen wären?« fragte Suko.
    »Was ich getan hätte? Das gleiche. Nichts anderes. Ich hätte ebenfalls die Nadel genommen, um sie zu vernichten. Ja, das hätte ich. Es gibt doch keine andere Möglichkeit. Ich habe einsehen müssen, wie begrenzt meine Kräfte sind. Das wird ihr Abbild zerstört haben, darüber wird Li Warren nur lachen.«
    ***
    »Zunächst einmal haben wir etwas erreicht«, sagte Shao. »Das ist immerhin etwas.«
    »Zu wenig, mein Kind.«
    »Sind wir schon am Ende?«
    Madame Chu schaute zu Boden. »Ich habe das Gefühl, daß ich es beinahe bin.«
    »Sie werden das Drachenmädchen trotzdem getroffen haben. Ich glaube kaum, daß sie es hinnimmt, derartig stark gedemütigt zu werden. Das kann ich einfach nicht nachvollziehen.«
    Suko nickte.
    Und Shao sah den Schatten. Sie schrie leise auf, so überrascht war sie. Auf der Stelle drehte sie sich, den Arm hatte sie ausgestreckt. »Da, da ist er!«
    Madame Chu und Suko blickten gegen die Wand.
    Shao hatte recht.
    Der Schatten war da, denn eine rote Drachenschlange huschte durch den Lichtkegel…
    ***
    Bevor sie noch reagieren konnten, war die Drachenschlange wie ein Spuk verschwunden. Mit einen letzten Zucken war die Schwanzspitze aus dem Lichtkreis gehuscht, als hätte sie sich aufgelöst. Das wollte keiner von ihnen wahrhaben, besonders Suko nicht, der die anderen bat, auf der Stelle stehenzubleiben.
    Er selbst machte sich auf die Suche. Seine kleine Lampe leistete ihm wertvolle Hilfe. Ihr langer Lichtarm zuckte durch den Raum, tanzte über den Boden, glitt an den Wänden entlang - und blieb plötzlich stehen, als wäre er in der Luft angehalten worden.
    Suko hatte etwas gesehen.
    Nicht weit entfernt.
    An der Wand malte sich etwas ab.
    Wieder war es ein Schatten, diesmal jedoch »besaß« er menschliche Umrisse. Und so

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