0842 - Teufels-Schönheit
Rice kümmerte. Della war dies bei der Beobachtung des Hauses aufgefallen, in dem Mandy wohnte.
Romanow hatte sich den Namen Glenda Perkins gemerkt, und er wollte sie aus all diesen Blumen herauspflücken, die am Abend noch im Hotel eintrafen.
Sie würde als erste auf dem Bett liegen und den Trank in sich aufnehmen, aber ihr Gesicht würde nicht mehr das gleiche sein wie zuvor. Es kam auf die Dosis an, denn sie erlaubte es auch, ein Gesicht zu zerstören und zu einer blutigen Masse werden zu lassen.
Dann hatte er noch einmal Pech gehabt.
Seine sechs Vertrauten waren verbrannt.
Er war natürlich nicht selbst dabeigewesen, hatte es aber aus der Ferne gesehen. Sein Glas war stark genug gewesen, und ihm waren auch die beiden Männer mit den rauchgeschwärzten Gesichtern aufgefallen. Einen davon kannte er.
Wladimir Golenkow!
Die Flamme des Hasses war in ihm hochgepeitscht, denn keinen auf der Welt haßte Romanow so sehr wie diesen Landsmann. Er wußte, daß ihm Golenkow auf den Fersen war, in Rußland war ihm Romanow entwischt, und hier in der Fremde würde er ihn töten, nachdem er ihn gefoltert hatte. Als er an Golenkow dachte, verzog sich sein Gesicht in ihrer Wut, und die Augen fingen an zu funkeln.
Er packte weiter aus.
Instrumente.
Messer und ähnliche Dinge.
Lächelnd legte er sie bereit. Danach öffnete er die Vorhänge wieder und schaute hinaus. Er genoß den Ausblick bis hinunter zum Fluß, der sich in einer Schleife durch die flache Landschaft zog. Die Bäume waren noch nicht grün, sie wirkten kalt wie eingeölte, dünne Arme, als hätten Tote sich gegen den bleigrauen Himmel gereckt.
Tote ist gut, dachte er. Denn Tote würde es bald hier im Hotel mehr als genug geben…
***
»Sind wir die ersten?« fragte Mandy Rice, als Glenda den Wagen stoppte.
»Sieht so aus.«
Der kleine Parkplatz vor dem Hotel war so gut wie leer. Er wurde von einer Hecke umrahmt. Jenseits dieser natürlichen Grenze sahen die Frauen beim Aussteigen ein großes, weißes, flaches Auge.
Ein Teich, der zugefroren war.
Der Wind hatte sich abgeschwächt. Es war nicht mehr ganz so kalt. Dennoch zerrte Glenda den Mantel unter dem Kinn zusammen und schaute sich um.
Es gefiel ihr. Es war einsam, es war so richtig gemütlich. Eine Feier konnte hier starten, ohne daß die Feiernden befürchten mußten, irgendwen zu stören.
Wenn nur die Bedrohung nicht gewesen wäre…
Glenda suchte nach irgendwelchen Hinweisen. Ein Gesicht hinter einem Fenster des niedrigen Hotels, dessen Dachziegel rot schimmerten und ebenfalls eine Eisschicht bekommen hatten.
Niemand kontrollierte sie. Es stand auch kein Fremder auf einem der kleinen Holzbalkone. Jedes Zimmer hatte einen solchen Balkon, ein Fleck zum Luftschnappen.
Mandy kam zu ihr. Sie hatte ein Tuch um ihren Kopf geschlungen und eine Brille mit dunklen Gläsern aufgesetzt, als schäme sie sich, mit dem anderen Gesicht in die Öffentlichkeit zu treten. »Sollen wir auspacken?«
»Gleich.« Glenda nickte. »Es ist ein tolles Hotel, eine gute Lage. Das habt ihr gut ausgesucht.«
»Na ja.«
»Nicht?«
»Ich denke immer nur an Della.«
»Sie wird kommen, keine Sorge.«
»Meinst du nicht, daß sie schon hier ist?«
Glenda holte die beiden Koffer hervor. »Das werden wir gleich wissen, wenn wir uns anmelden.«
»Ja«, stöhnte Mandy, »das denke ich auch.«
Sie betraten das Hotel und fühlten sich beide in dieser rustikalen Gemütlichkeit irgendwie geborgen.
Sie mochten die Holzbalken unter der Decke, auch das dunkle Glas der Türen und die schweren Sitzgruppen. Die Rezeption war von einer jungen Frau besetzt, die sich von ihrem Stuhl erhob, als die beiden Frauen das Hotel betraten. Freundlich lächelte sie ihnen zu.
»Aha, die ersten Damen sind da.«
Glenda erwiderte das Lächeln, während sich Mandy mehr im Hintergrund hielt. »Sind wir tatsächlich die ersten?«
»Sicher.«
»Dabei hatten wir angenommen, daß schon jemand vor uns eingetroffen ist, nicht wahr, Mandy?«
»Ja, das hatten wir.« Mandy nahm die Brille ab. Sie ärgerte sich, daß sie einen roten Kopf bekommen hatte. Die Frau vor ihr mußte doch die Häßlichkeit sehen und einen Kommentar abgeben, aber sie sagte nichts und blieb weiterhin freundlich.
»Doch, jemand ist gekommen, aber dieser Gast wird als Mann mit Ihrem Frauenclub wohl nichts zu tun haben. Ich denke mir, daß Sie auch heute unter sich bleiben wollen.«
»Stimmt.«
Einzutragen brauchten sie sich nicht, das war schon zuvor von der ehemaligen
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