0846 - Die Flucht des Laren
Lare ist entkommen!" plärrte eine Lautsprecherstimme. „Sofort alle Wachtposten an die Sektorengrenzen. Der Lare befindet sich auf der Flucht!"
Ich wartete darauf, daß sich die Tür öffnete und der Larenkiller in den Korridor stürmte. Aber er tauchte nicht auf. Verriet ihm sein Instinkt, daß der Lare gar nicht geflüchtet war und sich noch immer in seiner Zelle aufhielt?
Ich begann zu schwitzen. Noch länger konnte ich nicht warten, denn sonst würden womöglich noch die Blues auftauchen.
Ich überquerte den Korridor, öffnete die Tür zur Kabine des Larenkillers. Der Raum war leer. Es gab kein Versteck, in dem ein Überschwerer sich hätte verbergen können.
Ich fluchte. Wo war Trookan? War dies eines der unvorhergesehenen Ereignisse, die unseren Plan gefährden konnten?
Ich überlegte nicht länger, stürmte aus der Kabine und schloß Hotrenor-Taaks Zelle auf.
„Schnell, kommen Sie, Hoorg-Hampotur!" rief ich hinein.
Der Lare tauchte auf. Er wirkte verwirrt.
„Warum der Alarm?" fragte er.
„Weil Ihre Flucht entdeckt wurde." Ich drängte ihn während des Sprechens auf den Gang hinaus. Er sträubte sich.
„Vielleicht denke ich gar nicht daran, davonzulaufen", sagte er mißtrauisch. „Wer weiß, ob es später dann nicht heißt, daß man mich auf der Flucht erschossen hat."
„Genau das habe ich vor", sagte ich gehetzt. „Kommen Sie, Hoorg-Ham-potur, wir haben nicht viel Zeit zu verlieren. Jeden Augenblick können die Blues auftauchen. Ich erkläre Ihnen alles später. Jetzt müssen Sie mir vertrauen."
Das half. Der Lare blieb mißtrauisch, aber er schloß sich mir an. Die plärrende Lautsprecherstimme begleitete uns auf unserem Weg. Aber niemand stellte sich uns entgegen.
Wir fanden überall offene Schotte, die unbesetzt waren.
„Das verstehe ich nicht", sagte der Lare im Laufen. „Ich dachte, alle Schiffssektionen wären hermetisch abgeriegelt."
„Das sollen auch die Blues denken", erwiderte ich. „Aber meine Verbündeten haben eine Passage für uns offengelassen. Wir müssen uns allerdings beeilen, denn hinter uns schließt sich die Lücke sofort wieder."
Wir erreichten die Beiboothangers. Ich deutete auf das Schott mit der Aufschrift WOLANA 7.
„Da hinein", befahl ich. „Wir verbergen uns im Beiboot. Dort sind wir sicher."
Wir drangen in den Hangar ein. Schon nach wenigen Schritten schloß sich das Schott automatisch hinter uns. Das war knapp.
Die Lautsprecherstimme erreichte uns auch im Hangar.
„Der Flüchtende hat den Sektor Quero erreicht. Warnung an alle. Der Lare ist bewaffnet. Warnung an die Mannschaften im Sektor Quero ..."
„Das ist die entgegengesetzte Richtung", sagte ich feixend, während ich vor dem Laren ins Beiboot kletterte. „Dort wird sich ihr Schicksal erfüllen, Hoorg-Hampotur."
Wir erreichten die Kommandozentrale. Ich schloß zuerst das Außenschott, dann schaltete ich das Bildsprechgerät ein und ließ es auf die Frequenz des Schiffskommunika-tionsnetzes einpendeln. Auf diese Weise konnten wir die Aktion auf dem Bildschirm verfolgen.
Ich verglich die Zeit.
„Passen Sie auf, Hoorg-Hampotur! Gleich passiert es", sagte ich in atemloser Spannung.
Auf dem Bildschirm war eine schemenhafte Gestalt zu sehen. Gleich darauf erhob sich wüstes Geschrei. Strahlenschüsse zuckten auf. Die Szene wurde ausgeblendet. Kurz darauf wurde gemeldet, daß der Lare gestellt und erschossen worden sei.
„Auf der Flucht erschossen", meinte ich grinsend.
„Ein bißchen viel Aufwand für einen einfachen Soldaten", meinte der Lare. „Lohnt sich das?"
„Ich denke schon", antwortete ich.
„Wie soll es weitergehen?"
Ich erklärte es ihm.
„Bei dem Kampf gegen die Überschweren haben wir einen Mann verloren. Der wird an Ihrer Stelle im Weltraum bestattet.
Damit haben wir alle Spuren verwischt. Unser Kommandant wird einige Zeit verstreichen lassen und sich dann unter einem Vorwand von der Patrouille absetzen. Dann sind Sie endgültig in Sicherheit.
Warten wir es ab."
„Und was ist damit?" Der Lare verrenkte sich fast die Schulter, um mir zu zeigen, daß seine Arme immer noch auf den Rücken gefesselt waren. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.
„Wenn Sie mit den Fesseln laufen konnten, dann werden sie Sie jetzt noch weniger hindern", erwiderte ich. „Es erscheint mir doch etwas zu riskant, Ihnen zuviel Bewegungsfreiheit zu geben.
Wer weiß, wie Sie mir meine Hilfe danken würden."
Der Lare versank in grübelndes Schweigen. In die Stille hinein kam über
Weitere Kostenlose Bücher