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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein Sarg!
    Nicht irgendeiner, nein, es war ein gläserner Sarg, ein mir eigentlich nicht fremder Gegenstand, denn ich hatte schon mit gläsernen Särgen zu tun gehabt, unter anderem bei einer Hexe aus Aibon, die gläserne Särge hinter sich hergezogen hatte.
    War er die Spur zu Aibon?
    Ich hatte bei dem ersten Erkennen etwas gezögert und meinen Schritt zurückgehalten. Die Stimme des Mannes erreichte mich als Flüstern. »Nun, überrascht?«
    »In der Tat.«
    »Laß uns näher an ihn herangehen.«
    Ich rechnete mit allem. Sogar damit, daß der Sarg für mich aufgestellt worden war. Als wir noch näher an ihn herankamen, sah ich, daß er belegt war.
    Jemand lag in ihm.
    Ich konnte nicht erkennen, wer es war. Ein Mensch, okay, und dieser Mensch hatte dunkle Haare.
    Höchstwahrscheinlich bewußt schlug Zacharias mit mir einen Bogen, so daß mein Erkennen erst später stattfand. Von der Seite her näherten wir uns dem nicht sehr hohen Podest. Wenn ich es erreichen wollte, brauchte ich nur das Bein anzuheben und hinaufzuklettern.
    Wir blieben stehen.
    »Schau nach vorn, John Sinclair.«
    Ich tat es und blickte gegen das Unterteil des gläsernen Sargs. Ich erkannte zwei. Füße, die in Frauenschuhen steckten. Gleichzeitig ließ mich der alte Mann los.
    »Du kannst gehen. Tritt neben den Sarg und schau hinein. Bitte, tu es dir an.«
    Eine seltsame Wortwahl, wie ich fand, aber ich war neugierig und folgte seinem Befehl. Ich dachte dabei auch an mein Kreuz, aber es hatte sich nicht »gemeldet«. Seine Temperatur war unverändert geblieben. Auf dem Rücken spürte ich schon das leichte Kribbeln der Spannung. Mir war klar, daß ich dicht vor einem entscheidenden Punkt dieses Falles stand. Im Hals war alles trocken geworden.
    Hinzu kam der Druck hinter den Augen. Mein Fuß berührte das steinerne Podest, ich stemmte mich ab und drückte meinen Körper in die Höhe.
    Ein Schritt nach vorn, und ich blieb neben dem Sarg stehen. Von der Seite her schaute ich hinunter und hinein.
    In ihm lag eine Frau.
    Schön, dunkelhaarig, so daß mir der Vergleich mit Schneewittchen in den Sinn kam.
    Er war gleich wieder weg, denn das hier war kein Märchen, auch wenn es Parallelen mit einem aufwies.
    Die Frau kannte ich.
    Es war Erica, die Tochter des Zacharias!
    ***
    Neben dem Sarg blieb ich stehen, als hätte mich jemand mit Eis übergossen. Hinter meiner Stirn tuckerte es. Ich war einfach nicht mehr fähig, auch nur ein einziges Wort hervorzubringen. Das Gesicht der Frau verschwamm vor meinen Augen. Ob es an mir lag oder an der Lichtbrechung des Glases, wußte ich nicht. Jedenfalls hatte ich Mühe, mich auf den Beinen zu halten und wäre beinahe nach hinten gefallen.
    Um mich herum herrschte tiefes Schweigen. Ich wußte, daß ich aus zahlreichen Augen beobachtet wurde, denn die Zwerge als auch Zacharias hielten mich unter Kontrolle.
    Ich konnte nicht reden, auch wenn ich es gewollt hätte. Die Überraschung hatte meine Kehle mit trockenem Staub gefüllt, der sich mit dem Schleim zu einer übelschmeckenden Masse vermischt hatte.
    Nur allmählich klärte sich das Bild, ich kam mit meiner Umgebung wieder zurecht und drehte nur den Kopf, um in das Gesicht des alten Mannes schauen zu können.
    »Deine Tochter?« fragte ich.
    Er nickte.
    Ich holte durch die Nase Luft und wandte mich wieder dem gläsernen Sarg zu, um hineinschauen zu können. Verdammt, Erica war ins Wasser gefallen, die Wellen hatten sie verschluckt! Wieso lag sie hier mit auf der Brust verschränkten Händen?
    Es war nicht zu begreifen. Oder war sie gar nicht Erica. War sie nur eine Puppe, perfekt nachgemacht? Ich konzentrierte mich stärker auf ihr Gesicht, ohne allerdings eine Antwort zu finden. Es war blaß und bewegungslos, so sah eine Tote aus, aber auch eine, die aus dem Wasser gezogen worden war?
    Eigentlich hätte die Kleidung naß an ihrem Körper liegen müssen. Das war bei ihr nicht der Fall.
    Diese Erica trug trockene Sachen.
    Nicht das winzigste Zucken durchlief ihr Gesicht. Sie bewegte auch die Augen nicht, die sie weit geöffnet hatte. Die Pupillen bestanden aus zwei starren Kugeln, sie waren dunkel geworden und völlig leblos.
    Zacharias und seine Zwerge hatten mich in Ruhe gelassen und nur beobachtet. Wieviel Zeit verstrichen war, wußte ich nicht, als ich mich umdrehte und Zacharias anschaute, der zu mir hochblickte und wieder ein Lächeln aufgesetzt hatte. »Hast du sie gesehen?« fragte er.
    »Sicher.«
    »Du hättest sie retten sollen.«
    Ich sprang vom Podest.

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