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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur etwas erstaunt, und gleichzeitig war auch meine Neugierde gewachsen.
    Er schaute mich an. Ich wußte nicht, ob dieser Mann lächelte oder nicht. Es mochte an seinen dünnen Lippen liegen, daß er immer so aussah, als würde er lächeln, nur konnte ich mir das nicht vorstellen. Wer sich mit bewaffneten Zwergen umgab, der wußte genau, was die Stunde geschlagen hatte.
    Ich wollte nicht länger schweigen, und deshalb übernahm ich auch das Wort. »Du bist Zacharias, nicht wahr?«
    Er lächelte und nickte.
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Seine Stirn veränderte sich. Er bewegte die Haut dort, und mehrere Reihen breiter, dünner Falten entstanden. Seine Augen sahen aus, als würden sie in hellblauem Wasser schwimmen. »Wie kannst du zufrieden sein, wo du versagt hast?«
    »Ja, du meinst Erica.«
    »Meine Tochter.«
    »Ist sie deine Tochter?«
    Er beugte sich auf seinem Thron etwas vor, ohne die Lehnen loszulassen. »Zweifelst du an meinen Worten?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich kann es mir nur nicht so recht vorstellen, wenn ich dich so sehe.«
    »Keine Sorge, sie ist es.«
    »Gut, ich glaube es.«
    »Aber du hast sie nicht gerettet.«
    »Das stimmt.«
    »Du bist schuldig!« hielt er mir vor, löste seinen rechten Arm von der Lehne und streckte mir den grauen, mit dünner Haut überwachsenen Zeigefinger entgegen.
    »Vorsicht mit den Worten«, erwiderte ich. »So kann ich es nicht akzeptieren. Ich habe es versucht, ich hätte es beinahe geschafft, aber ich bin zu spät gekommen. Und daran gebe ich dir die Schuld, Zacharias. Du hättest mich früher informieren sollen, dann wäre alles kein Problem gewesen. Dann stünde ich jetzt mit deiner Tochter hier und könnte sie dir übergeben.«
    Er hatte mir zugehört, ohne mich zu unterbrechen. Das Muster der Falten war auf seiner Stirn geblieben. Es erweckte den Anschein, als wäre der Ärger nicht verflogen, und seine Antwort bestätigte dies. »Ich hätte dafür jeden holen können, und es hätte jeder versagt. Aber ich habe nicht jeden geholt, ich habe dich gebeten, weil ich davon ausging, daß du nicht versagen würdest.«
    »Was hat dich so sicher gemacht?«
    Er überlegte sich die Antwort genau. »Man kennt dich. Man hat mir geraten…«
    »Wer?«
    Zacharias breitete die Arme aus. »Große und mächtige Wesen, mit denen ich in Verbindung stehe. Sie alle wollten mir helfen, und sie haben mir geraten, dich zu holen. Ich habe es getan, aber du hast versagt. Das finde ich schlimm.«
    »Ich nicht«, erwiderte ich.
    »Es war auch nicht deine Tochter.«
    »Das hat damit nichts zu tun«, erklärte ich ihm. »Ob Tochter oder nicht. Ich bin weder Geist noch Übermensch. Ich bin ein Mensch, verstehst du das? Ich bin ein Mensch.«
    »Ja, ich kenne die Menschen.«
    »Wenn du sie kennst, solltest du auch Verständnis für sie haben. Menschen sind nicht so mächtig wie die Wesen, die dir geraten haben, mich anzurufen und…«
    »Es ist auch ein Mensch gewesen.«
    »Wer?«
    Zacharias winkte mit beiden Händen ab. »Lassen wir es. Vielleicht werde ich es dir noch einmal sagen, vielleicht auch nicht. Es ist jetzt wichtig, daß du hier bist.«
    »Das mag stimmen«, gab ich ihm recht. »Aber dürfte ich auch erfahren, wo ich mich befinde?«
    »Bei mir.«
    »Das sehe ich. Wo ist das? Man hat mich in eine Höhle geführt, und ich hatte das Gefühl, in eine andere Welt zu treten. Ich kenne fremde Dimensionen, mir ist ein Teil des Druiden-Paradieses Aibon bekannt, auch ein Reich der Legenden, eine Welt für sich, das Fegefeuer, das durch Aibon Gestalt angenommen hat…«
    »Nein, nein, John Sinclair. Es ist nicht so, wie du denkst, obwohl ich zugebe, Aibon zu kennen. Ich aber bin hier. Ich herrsche in dieser Welt, ich habe eine Tochter, die in den Tod ging, und die du nicht hast retten können. Du hast den alten Fluch nicht lösen können, John Sinclair, du hast es nicht geschafft, und du bist meine letzte Hoffnung gewesen. Es ist schlimm, daß Erica keine Erlösung finden konnte, daß sie immer und immer wieder sterben muß…«
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Sagtest du immer und immer wieder?«
    »Du hast dich nicht verhört.«
    »Dann ist sie schon öfter gestorben.«
    Er senkte den Kopf und enthielt sich einer Antwort. Mein Gefühl sagte mir, daß ich einen Punkt erreicht hatte, wo ich nicht mehr viel aus ihm herausbekommen würde, deshalb schwieg ich und schaute zu, wie er sich vom steinernen Thron erhob.
    Dieser alte Mann gab mir schon Rätsel auf. Für mich war er nicht Fisch und

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