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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor einem Dreieck. Soviel ich erkennen konnte, bestand es aus Holz, aber es war nicht nur ein schlichtes Dreieck, sondern eine Figur, die man als Metronom bezeichnete, denn an der Vorderseite war ein Pendel befestigt.
    Zacharias stand daneben - und lächelte. Ich wußte mit diesem schlichten Holzstück nichts anzufangen und wollte ihn schon fragen, was es bedeutete, als er anfing zu sprechen.
    »Du kennst es?«
    »Sicher, ein Metronom.«
    Er nickte. »Das stimmt, John Sinclair. Es ist ein Metronom, ein Gegenstand, ein Werkstück, das mich fasziniert, denn ich kann bei jedem Ausschlag des Stabes beobachten, wie die Zeit verrinnt. Es ist für mich eine Sanduhr in anderer Form. Wenn ich es laufenlasse, spürte ich das Leben.« Er tippte den Stab an, der sich sofort in Bewegung setzte, und wir alle hörten das »Tacktack«.
    Wir sahen das Pendeln des Zeigers, was mathematisch eine Kreisbewegung war und auch so berechnet werden mußte.
    Für mich als Betrachter lief der Stab nur immer hin und her. Einmal nach rechts, dann wieder nach links. Es gab keine Ruhe. Es würde immer weiterlaufen, bis es jemand abstellte.
    Zacharias tat es.
    Es wurde still.
    Die Schultern des alten Manns sackten etwas nach vorn, und sein Kopf machte die Bewegung mit.
    »Es hat aufgehört zu schlagen«, flüsterte der Mann. »Das Leben ist vorbei. Jetzt ist die Zeit des Todes gekommen. Ich aber bin in der Lage, sie zu überwinden. Ich brauche das Pendel nur anzustoßen, und ich habe aus dem Tod das Leben gemacht. Deshalb ist das Metronom für mich so bedeutsam.«
    »Bist du Herr über Leben und Tod?« fragte ich ihn.
    »Im übertragenen Sinne schon«, gab er mir zur Antwort und schaute mich an. Sein Blick blieb auch auf mich gerichtet, als er die nächsten Worte sprach, und er holte wieder einmal für meinen Geschmack zu weit aus, aber das war so seine Art. »Du hast versagt, John Sinclair. Du hast Erica nicht retten können, und deshalb werde ich dich bestrafen. Hier und auf der Stelle.«
    Obwohl er keine Waffe in der Hand hielt, war ich doch mißtrauisch und auch nicht eben freudig erregt. In diesem Reich herrschte er. Hier hatte er das Sagen. Trotz meiner Waffen, wie Kreuz und Beretta, fühlte ich mich nicht eben wohl in meiner Haut. »Was soll mich bestrafen?« fragte ich ihn.
    »Das Metronom?«
    »Auch«, gab er zu, »auch. Aber zuvor bin ich an der Reihe. Du hast mich etwas gefragt, ich werde dir auch eine Antwort geben. Ich werde dich nicht töten, John Sinclair, nein, ich werde nur gleiches mit gleichem vergelten. Ich werde etwas anderes mit dir machen, und du solltest jetzt genau zuhören.«
    Ich hörte genau zu, und seine Antwort überraschte mich trotzdem, obwohl ich mit vielem gerechnet hatte.
    »Ich werde dich verfluchen, Sinclair! Ja, ich werde dich endgültig verfluchen…«
    ***
    War es Spaß oder Ernst? Hatte ich mich verhört? Nein, bestimmt nicht. Es war mir in all den Jahren so einiges passiert, ich hatte gegen zahlreiche Feinde gekämpft, man hatte mich auf die schlimmsten Arten und Weisen vom Leben in den Tod befördern wollen, aber daß mich jemand verflucht hatte ausgenommen eine Hexe -, das hatte ich noch nicht erlebt. Und dieser alte Mann meinte es verdammt ernst, da brauchte ich nur in sein Gesicht zu schauen, um erkennen zu können, daß er beileibe nicht spaßte.
    Verfluchen also, dachte ich, nachdem einige Sekunden verstrichen waren. Ein Fluch sollte mich treffen und mich - ja, was sollte eigentlich damit bezweckt werden?
    Sollte ich vernichtet werden? Wollte man mich fertigmachen? Wie würde der Fluch wirken?
    Zacharias schaute mich an, als wollte er in meinem Gesicht lesen. »Du wirkst sehr nachdenklich, Sinclair.«
    »Das bin ich auch.«
    »Hast du dich noch nie mit Flüchen beschäftigt?«
    »Doch, aber ich gehe mal davon aus, daß du an einen bestimmten denkst.«
    »So ist es.«
    »Was würde geschehen?«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte dabei schmallippig. »Ich wundere mich noch immer darüber, wie gelassen du bist. Du hast versagt, Sinclair! Dir ist es nicht gelungen, das Leben meiner Tochter zu retten. Meine Freunde haben sie aus dem Wasser holen müssen, um sie mir zu zeigen. Ich bin sehr verärgert darüber und auch immens wütend. Und ich fange an zu hassen, Sinclair. Ja, ich hasse…«
    »Es war zu spät!« begann ich, »du hättest mich einen Tag früher anrufen sollen.«
    Er winkte ab. »Ich hielt dich für besser. Da du dies nicht bist, hast du dein Schicksal auch verdient.«
    Er streckte seinen

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