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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Ist sie nicht geholt worden?«
    »Geholt schon, aber nicht gerettet. Erica ist tot. Du kannst den Sargdeckel öffnen und sie anfassen. Du wirst ihre kalte Haut fühlen, eine Haut ohne Wärme und Leben. Kalt wie Fisch, würde man sagen, eisig und starr.«
    Ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. Mich überschäumte beinahe die Wut, aber ich hielt mich zurück. Cool bleiben. Es standen noch zu viele Fragen offen. Ich wußte überhaupt nicht, welches Drama hier mit mir als Hauptdarsteller ablief. »Ich hab gesehen, wie sie sprang. Ich habe ferner gesehen, wie Erica zwischen den Felsen im Wasser aufschlug und wie sie von den Wellen verschluckt wurde. Ich habe es alles mitbekommen, und ich gehe auch noch jetzt davon aus, daß sie tot ist. Nur - warum hast du sie holen lassen? Oder ist es gar nicht die Erica, sondern nur eine Puppe?«
    »Es ist meine Tochter!« erklärte er mir.
    »Gut, ich nehme es hin.«
    »Und sie ist tot.«
    »Das weiß ich.« Mein rechter Zeigefinger deutete auf den Sarg. »Wenn sie tatsächlich tot ist, warum hast du sie nicht dem Meer gelassen und statt dessen in diesen gläsernen Sarg gesteckt? Willst du sie ansehen? Willst du zuschauen, wie ihre Haut gelb und lappig wird, um schließlich von den Knochen zu fallen? Willst du bei allem dabeisein? Macht es dir Spaß, das zu erleben?«
    »Nein.«
    »Dann verstehe ich nicht, weshalb du sie in diesem gläsernem Sarg liegen läßt.«
    »Meine Zwerge wollten sie. Erica wurde von ihnen geliebt. Sie ist oft von ihnen besucht worden. Sie war eine gute Autorin, eine Schriftstellerin. Sie hat herrliche Romane geschrieben. Romantisch, märchenhaft, auch gruselig, denn sie schrieb über diese Gegend, und sie bekam die Geschichten aus erster Hand. Meine Zwerge berichteten ihr alles, und sie verfremdete sie.«
    »Warum starb sie dann?«
    »Sie wurde einsam.«
    »Ach ja?«
    »Die Freunde kamen nicht mehr. Sie verließen meine Tochter. Sie spürten wohl, daß sie anders war.«
    »Wie anders?«
    Schroff erwiderte er: »Es hat dich nicht zu interessieren. Ich habe dich geholt, um Erica zu retten, aber du hast versagt. Einfach versagt, das mußt du einsehen, und du mußt einsehen, daß ich das nicht vergessen habe. Du hast mich enttäuscht, und du wirst deine Strafe dafür erhalten, John Sinclair.«
    »Ich bin mir keiner Schuld bewußt.«
    »Darüber denke ich anders.«
    »Bitte, ich kann dich nicht daran hindern. Aber wie willst du mich bestrafen? Mich töten?«
    Seine Augen weiteten sich. Ein nahezu böses Funkeln war darin zu lesen. »Töten? Wo denkst du hin? Ich bin kein Mörder. Ich bin der Herr der Legenden.«
    »Schön, das weiß ich. Aber irgend etwas willst du doch bestimmt unternehmen.«
    Er öffnete den Mund. »Komm mit, ich zeige es dir.«
    Bevor ich ging, warf ich einen letzten Blick auf den Sarg. Nein, sie hatte sich nicht bewegt. Erica war tot.
    Trotzdem störte mich etwas an ihr. Ich wußte nicht, was es war, ich rechnete nur damit, daß sie noch nicht aus meinem Dunstkreis verschwunden war.
    Nachdenklich blieb ich stehen, wobei ich aus dieser Nachdenklichkeit ziemlich unsanft herausgerissen wurde, denn die Zwerge hatten mich umringt, und ich schaute auf ihre Macheten, die sie leicht angehoben hatten.
    Nicht nur das, sie hatten auch mit dem Stahl der Waffen gegen mich getippt, mich allerdings nicht verletzt, denn nur die Breitseiten hatten meine Beine berührt.
    »Schon gut«, sagte ich. »Schon gut.« Ich atmete tief durch, dann folgte ich dem geheimnisvollen Zacharias noch tiefer in dieses rätselhafte Höhlenreich hinein.
    Die Umgebung war bisher kahl gewesen, abgesehen von dem steinernen Thron und dem gläsernen Sarg. Sie blieb auch groß, aber nicht mehr so kahl, denn es entstand der Eindruck, daß wir ein Zentrum erreichten. Ich mochte nicht sagen, ein magisches Büro, aber ich sah auf hohen Steintischen und Steinunterlagen hölzerne Gegenstände - Dreiecke, Vierecke und andere geometrischen Figuren, und an der Wand entdeckte ich auch eine Abbildung des Sternenhimmels, wie man ihn vor einigen hundert Jahren kannte und gezeichnet hatte.
    War ich im Arbeitszimmer eines alten Mathematikers oder Astronomen gelandet?
    Diese Umgebung hätte als Bühnenbild für das Theaterstück Galileo Galilei gepaßt, aber hier wurde kein Drama gespielt, hier war dieser Zacharias zu Hause.
    Da es zwischen uns eine gewisse Distanz gab, winkte er mir zu. Ich ging dorthin, wo auch er stand, immer begleitet und beobachtet von den seltsamen Zwergen.
    Zacharias stand

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