0848 - Spionin der Hölle
bist perfekt für die Aufgabe, die ich dir zuweisen werde«, schnurrte Stygia.
Yola wagte es, der Fürstin direkt in die Augen zu sehen. »Aufgäbe? Warum sollte ich in deine Dienste treten? Ob ich lebe oder sterbe, das ist mir gleichgültig. Auch das scheinst du bereits von mir vergessen zu haben.«
Stygias Lächeln war kalt und berechnend. »Nein, das habe ich nicht. Schau her.«
In ihrer ausgestreckten Hand erschien ein Spiegel, dessen Oberfläche völlig blind schien. Doch im nächsten Moment bemerkte-Yola, dass sich das Glas zu klären begann. Was sie zu sehen bekam, war jedoch nicht ihr eigenes Gesicht - es war eine weite Graslandschaft, die in der Ferne von einem schroffen Gebirgszug begrenzt wurde. Nun kamen Reiter ins Bild… nein, Reiterinnen. Amazonen! Ihre Bekleidung ähnelte der ihrer Drachenreiterin, die jetzt wir unbeteiligt einige Schritte hinter Yola stand.
Die Tiere, auf denen sie meisterhaft zu reiten verstanden, waren Sechsbeiner - pferdeähnlich zwar, doch durch natürliche Hornplatten an Körper und Kopf gepanzert. Acht Tiere zählte-Yola… eines davon war deutlich kleiner, ein Fohlen, auf dessen Rücken ein in Leder gekleidetes Kind kauerte. Yolas Herz wollte stehen bleiben. Ein Kind?
Dann geschah es - das Fohlen stolperte, fiel wie vom Blitz gefällt zur Seite. Das Kind wurde aus dem groben Sattel geschleudert, überschlug sich mehrere Male, blieb reglos liegen. Doch dann rappelten sich Ross und Reiterin wieder auf. Das Kind wollte sich vor Lachen ausschütten. Für ihn oder sie war das hier alles ein großes Spiel. Als die Kleine ihren Helm abnahm und die langen dunkelblonden Locken ausschüttelte, begann Yola zu schreien.
Cloe! Es war ihre kleine Cloe, es gab keinen Zweifel.
Yola wollte Stygia den Spiegel aus der Hand reißen, doch sie war plötzlich nicht mehr Herrin über ihren Körper. Arme und Beine verweigerten ihr den Dienst.
Der Spiegel löste sich in Stygias Hand zu Rauch auf.
»Beruhige dich.« Die Stimme der Fürstin hatte einen bestimmenden Klang bekommen. »Du siehst, es gibt noch einen Sinn in deinem Leben. Deine Tochter lebt - und die Amazonen kümmern sich rührend um sie. Keine Sorge, weibliche Nachkommen sind diesem Volk heilig. Es fehlt der Kleinen an nichts. Und das wird so bleiben, bis du sie endlich einmal besuchen darfst.«
Yola wollte sprechen, drohen, betteln… sie wusste es in diesem Augenblick selbst nicht. Doch auch ihre Stimmbänder versagten kläglich. Stygia schritt majestätisch die Stufen zu ihrem Thron hinauf, lümmelte sich lasziv auf den viel zu großen Sitz.
»Du wirst für mich arbeiten. Es gibt wohl keine perfektere Spionin als dich. Niemand wird dich bemerken, wenn du dich geschickt anstellst. Und das wirst du, da bin ich mir sicher. Die Kriegerin wird dir den Weg zurück nach Armakath weisen. Ich will alles über die weiße Stadt wissen. Armakath ist ein Geschwür, das an meinem Thron klebt und ihn zum Wanken bringen könnte. Die Familie erwartet von mir einen Vernichtungsschlag. Gut, wenn es denn sein muss. Doch zuvor will ich die Schwachstellen der Stadt kennen - alle! Solltest du dabei der Wächterin begegnen, dann töte sie. Wie, ist ganz dir überlassen. Denk nur immer an deine Tochter, dann wirst du erfolgreich sein. Ich erwarte deinen Bericht. Nun geht.«
Yola fühlte, wie ihr Körper wieder reagierte. Sie knickte in den Beinen ein. Die Amazone fing sie auf und schleppte das völlig erschöpfte Model aus dem Saal.
Kurz bevor sie die Tür erreichten, stoppte sie die Stimme der Fürstin der Finsternis ein letztes Mal. »Yola!«
Das Model war nicht in der Lage, sich umzudrehen, doch die Worte drangen intensiv an ihre Ohren.
»Erinner dich gut an den Mann, den du in Armakath getötet hast. Solltest du ihm noch einmal begegnen - töte ihn erneut! Und sorge diesmal dafür, dass es sein Tod endgültig ist.«
Yola Hacoon begriff den Sinn dieser Worte nicht. Doch sie war viel zu verwirrt, um darüber nachdenken zu können.
Als die Kriegerin sie endlich wieder ins Freie gebracht hatte, brach die junge Frau endgültig zusammen. Noch vor wenigen Stunden hatte sie bei Quietly in dem Felsenloch gesessen, fest davon überzeugt, dass nun nichts mehr geschehen konnte, was ihre Lage verschlimmerte.
Sie hatte sich geirrt. Oh, wie sehr sie sich doch geirrt hatte…
***
Artimus van Zant kniete direkt neben der Wächterin.
So wie sie hier vor ihm lag, drängte sich ganz einfach der eine, der schlimmste Verdacht auf. Instinktiv griff Artimus
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