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0848 - Spionin der Hölle

0848 - Spionin der Hölle

Titel: 0848 - Spionin der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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wusste um die Wirkung ihres Blickes, hatte ihn geschickt mit schwarzem Kajal verstärkt. Diese Augen bannten, ließen Furcht entstehen, die mit jedem verstrichenen Atemzug anwuchs. Die Schlange und das Kaninchen … dieser Vergleich wollte sich Yola aufdrängen, und erstaunt stellte sie fest, dass selbst ihre Amazonen-Begleiterin ihren Blick ehrfurchtsvoll zu Boden gesenkt hielt. Wirklich Ehrfurcht? Eher schon die Angst, sich zwangsläufig in den Augen der Fürstin zu verlieren.
    Dennoch - Yola hielt der intensiven Beobachtung Stygias ohne Schwierigkeiten stand. Sie wusste nicht, wie lange Stygia sie so fixiert hatte, doch plötzlich setzte sich die Fürstin kerzengerade in ihrem viel zu großen Sitz auf.
    »Du bist auserwählt worden, einen der größten Feinde der Schwarzen Familie zu töten.« Das war keine Frage, sondern nur eine Feststellung. »Weißt du, warum die Wahl ausgerechnet auf dich gefallen ist?«
    Yola war sich bewusst, dass Stygia sie hier und jetzt vernichten konnte, ganz nach Lust und Laune. Doch dem Model war das gleichgültig. Sie würde die Hölle nie aus eigener Kraft verlassen können, würde ihre Tochter, ihre Familie nie wiedersehen. Zu verlieren hatte sie nichts - außer dem eigenen Leben, das ihr in den Schwefelklüften nichts bedeutete. »Nein, ich kann es nur ahnen. Sag du es mir. Hast du mir mein Kind genommen?«
    Die Kriegerin, die direkt neben Yola stand, atmete hörbar aus. So sprach man besser nicht mit der Fürstin.
    Stygia jedoch nahm offenbar keinen Anstoß daran. »Nein, ich war es nicht. Die ganze Aktion war so dumm wie ihre Planer. Dämonengeschmeiß, das sich durch den Tod dieses Feindes einen raschen Aufstieg in der Hierarchie versprochen hatte.«
    Sie hielt kurz inne, dachte an ihre eigene Karriere innerhalb der Schwarzen Familie, die nach wie vor von vielen als ihrer unwürdig angesehen wurde. Man brachte Stygia keinen wahren Respekt entgegen, neidete ihr den Platz als Oberhaupt der Schwarzen Familie. Doch da gab es schon lange Zeit niemanden mehr, der offen gegen sie aufbegehrt hätte.
    Man fürchtete sie - so sollte es sein.
    »Du kennst den wahren Grund also nicht? Nenne mir deine Vermutung.« Stygia wollte herausfinden, wie es um die Intelligenz dieser Menschenfrau bestellt war. Sie hatte ihre Gründe.
    Yola zuckte mit den Schultern. »Auf der Erde habe ich oft darunter gelitten, dass man mich vergessen hat - als Kind habe ich geglaubt, ich sei verwunschen, beinahe schon unsichtbar. Für meinen Beruf war das eine mittlere Katastrophe, und auch privat blieb ich im Grunde allein. Da gab es nur mein Kind…«
    Stygia winkte ab. »Dazu kommen wir noch. Aber wenn du vermutest, man hätte dich wegen dieser Eigenschaft hierher gebracht, dann liegst du da nicht falsch.«
    Die Fürstin erhob sich von ihrem Thron. Sofort war ein halbes Dutzend von diesen seltsamen Wesen um sie herum, die nicht größer als ein Hund waren; aufrecht gehende Kreaturen mit dürren Beinen und Armen, die sich huschend bewegten. Yola konnte bei den splitternackten Sklaven kein Geschlecht erkennen, ihre Köpfe waren eiförmig, haarlos und hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit denen von kahlen Geiern. Stygia jagte sie mit unwirschen Handbewegungen davon. Laut fiepend brachten die Wesen sich in Sicherheit.
    »Du hast nichts an dir, das magisch erfassbar wäre.« Stygia konnte die Faszination nur schlecht verbergen, die Yola auf sie ausübte. »Die Menschen vergaßen dich… die Bewohner der Hölle tun es nicht minder. Darum hast du die vergangenen Wochen wohl auch überleben können. Erwarte keine exakte Erklärung dieses Phänomens von mir. Ich sehe dich, spüre deine Anwesenheit - schließlich stehst du direkt vor mir. Aber selbst ich muss mich bemühen, mich auf dich zu konzentrieren. Es wäre viel einfacher, sich jemand anderem zuzuwenden, dich einfach zu ignorieren. Verstehst du? Alles das, was von dir nach außen dringt, vergeht sofort wieder. Es bleibt nicht haften. Es soll Menschen geben, die sich so weit von ihrer Ausstrahlung trennen können, dass sie in einer Menschenmenge einfach nicht registriert werden. Doch du schaffst das, ohne dich darauf konzentrieren zu müssen.« Stygia war die steinernen Stufen hinabgestiegen, umkreiste Yola mit geschmeidigen und sicheren Bewegungen.
    Die Amazone hatte sich wie selbstverständlich einige Meter von den beiden Frauen entfernt. Sie wollte wirklich alles vermeiden, um der Fürstin im Wege zu stehen. Schließlich war die Kriegerin nicht lebensmüde.
    »Du

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