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0849 - Schattengesicht

0849 - Schattengesicht

Titel: 0849 - Schattengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich, goß das Glas voll und setzte die Dose ab, als der Schaum den Rand erreicht hatte.
    Der erste Schluck war eine Köstlichkeit. Die Horror-Oma lächelte, als sie mir zuschaute. »Das tut gut, nicht?«
    »Kannst du wohl sagen.«
    Dann aß ich. Jeweils zwei Blinis und auch zwei Cracker. Sarah Goldwyn nahm nichts. Sie saß mir gegenüber. Im Schein der Lampe wirkte ihr Gesicht weich, und auch die zahlreichen Ketten vor ihrer Brust hatten etwas von diesem Schleier bekommen und einen Teil ihrer ursprünglichen Farbe verloren.
    An einer Stoffserviette wischte ich mir die Hände ab, trank wieder und nickte Sarah zu. »Jetzt geht es mir besser.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Dann kannst du mir auch sagen, weshalb du mich heute besuchst.«
    Ich hob den linken Arm und drehte ihr die Hand zu. »Siehst du was, Sarah?«
    »Ja.«
    »Schön. Was denn?«
    »Die Hand eines Mannes. Sie ist zwar nicht ideal geformt, aber sie ist eine Männerhand.«
    Ich mußte lachen. Diese Antwort war wieder typisch Sarah Goldwyn. »Ja, im Prinzip hast du recht, wie immer. Aber diese Hand ist auch etwas Besonderes.«
    »Was denn?«
    »Sie ist verflucht worden. Ebenso wie der ganze Mann, der vor dir sitzt, Sarah.«
    Sie schwieg. Dann holte sie Luft, setzte ihre Brille auf, die an einem Lederband um ihren Hals hing, und stierte mich an. »Sag das noch mal, John Sinclair.«
    »Man hat mich verflucht.«
    »Sonst noch was?«
    »Reicht das nicht?«
    »Hör auf. Wegen eines Fluchs bist du doch nicht zu mir gekommen, um dir Rat zu holen.«
    Das stimmte. »Nein, wahrlich nicht, Sarah, wenn man es von deiner Warte aus sieht. Aber es gibt auch Ausnahmen von der Regel, und eine dieser Ausnahmen hat mich erwischt.«
    Sie räusperte sich und versuchte es mit einem Grinsen. »Das mußt du mir schon genauer erklären, John.«
    »Deshalb bin ich auch hergekommen. Ich komme mir vor wie jemand, der zur Hälfte im Sumpf steckt, nicht untergeht, aber auch nicht raus kann. Ich hänge auf halber Höhe und bin somit praktisch hilflos geworden.«
    »Schön, das habe ich alles gehört. Aber bitte erkläre mir, was das mit deiner Hand zu tun hat?«
    »Auf ihrer Fläche hat sich der Fluch abgezeichnet.«
    »Ach ja.«
    Ich wollte die Horror-Oma nicht zu lange auf die Folter spannen und berichtete ihr, was mir widerfahren war, denn Sarah Goldwyn war eine Person, der ich unbedingt vertrauen konnte.
    Anschließend hatte ich wieder Hunger bekommen, trank auch einen Schluck Bier dazu und wartete auf eine Erwiderung.
    »Das ist ein Ding!«
    »Ist es auch.«
    Lady Sarah stand auf und näherte sich vorsichtig meinem Sitzplatz. »Kann ich mir die Hand noch einmal genauer anschauen?« fragte sie mit leiser Stimme.
    »Gern, kannst du.«
    Sie kniete sich hin und berührte meine Hand so behutsam, als bestünde sie aus dünnem Glas. Dann strich sie mit ihren Fingerkuppen darüber hinweg, schüttelte immer wieder den Kopf und flüsterte:
    »Das darf doch nicht wahr sein. Das ist unmöglich. Ich sehe nichts mehr.«
    »Stimmt.«
    »Du hast das Gesicht durch dein Kreuz vertrieben.«
    »Ja, auf der Raststätte. Wie ich dir schon sagte. Als ich die Hand zur Faust zusammenballte, spürte ich zwischen den Fingern etwas Puddingartiges. Als hätte sich die Haut aufgelöst. Du wirst es kaum fassen können, aber es entspricht den Tatsachen.«
    »Und zurückgeblieben ist nichts?« fragte sie noch immer staunend. »Siehst du was?«
    »Nein.«
    »Eben.«
    Lady Sarah saß wieder. Aus der Tasche hatte sie ein Tuch geholt und wischte damit über ihre Stirn.
    »Weißt du, John, wenn es mir ein anderer erzählt hätte, den hätte ich für verrückt gehalten. Dir muß ich ja glauben.«
    Ich hob die Schultern.
    »Und du hast nicht bemerkt, wie man dir das verdammte Gesicht in die Handfläche geritzt hat?«
    »Nein. Es muß passiert sein, als ich geistig weggetreten war.«
    Sarah starrte mich an. »Meine Güte, John, wie muß dich dieser Zacharias hassen! Das… das will mir nicht in den Sinn. Nur weil du es nicht geschafft hast, seine Tochter zu retten?«
    »Es sieht so aus.«
    »Aber es war nicht deine Schuld.«
    »Das hat er nicht akzeptiert, Sarah. Aber lassen wir das zunächst außen vor. Mir kommt es darauf an, mehr über ihn zu erfahren. Deshalb habe ich dich auch besucht. Ist es möglich, daß du unter Umständen mehr über eine Person weißt, die sich Herr der Legenden nennt? Kannst du mit dem Namen Zacharias und mit diesem anderen Begriff etwas anfangen? Sind dir beide schon einmal über den Weg

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