085 - Hexensabbat
sicher fertig .«
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Zur Fahrt zu
dem mehr als zwanzig Meilen entfernten Ort benutzte Larry Brent seinen
Leihwagen. Auf Anhieb fand X-RAY-3 die Abzweigung wieder, fuhr den Bentley weit
in den nachtdunklen Pfad hinein und parkte in der Nähe einer Buschgruppe. Sämtliche
Lichter erloschen. Larry vergewisserte sich, daß in seiner Umgebung alles still
war.
Er entfernte
sich zu Fuß von seinem Parkplatz und ging den gleichen Weg wie am Vormittag. Einmal
raschelte es im Gebüsch. Der Amerikaner verharrte sofort im Schritt. Es hörte
sich an, als ob sich jemand anschleiche. Leise, tapsende Schritte.
Larry hielt
den Atem an. Der PSA- Agent verharrte im Schatten einer Buche. Vor ihm, keine
zwei Schritte entfernt, watschelte eine Igelmutter mit drei Kleinen über den
Weg. Die Igelfamilie kümmerte sich überhaupt nicht um ihn. Larry lächelte,
blickte den stacheligen Kerlchen nach und wartete, bis sie den Pfad überquert
hatten.
Der Agent
huschte wie ein Schatten durch die Nacht. Mit traumwandlerischer Sicherheit
fand er das einsame, in tiefer Dunkelheit liegende Haus von Lord Shanny wieder.
Alle schienen
zu schlafen.
Vorsichtig
näherte sich X-RAY-3 bis auf Steinwurfweite dem Haus, umrundete das hübsche Gebäude
und ging dann bis zum Erker vor, um einen Blick durch die Ritzen der
Fensterläden zu werfen.
Da fuhr er
zusammen!
Deutlich sah
er, wie schwacher Lichtschein durch das Zimmer im ersten Stock wanderte. Jemand
führte den Strahl einer abgedunkelten Taschenlampe über die Wände. Schwach war
das immer wieder aufflammende und verlöschende Licht zu sehen. Was hatte das zu
bedeuten?
Hatten Lord
und Lady Shanny nächtlichen Besuch, von dem keiner
etwas ahnte?
Larry Brent
drückte sich an der Hauswand entlang. Er konnte den Weg des rätselhaften
nächtlichen Besuchers mit der Taschenlampe genau verfolgen. Der unbekannte
Eindringling kam jetzt aus der ersten Etage herunter. Wie ein Wiesel huschte
X-RAY-3 zum Terrassenaufbau vor. Von hier aus hatte er eine hervorragende Sicht
ins Innere des Hauses. Die großzügige Glastür war seltsamerweise von keiner
Jalousie verdeckt.
Larry drückte
sich an den Mauervorsprung, hinter dem auf der Terrasse ein offener Kamin
begann. Das Licht im Innern wanderte in gespenstischer Langsamkeit und
Lautlosigkeit über die Bilder, Schränke und Polstermöbel. Dann verschwand der
abgeschirmte Strahl nach hinten. Der Schein wurde von einem Wandvorsprung
geschluckt. Larry schlich geduckt an der gläsernen Terrassentür entlang. Seine
Verwunderung war groß als er feststellte, daß die beiden Flügel nur angelehnt waren.
Vorsichtig
drückte er die eine Seite nach innen. Lautlos wich die Glastür zurück. X-RAY-3
stand auf der Schwelle zum Luxussalon des Lords. Der Amerikaner trat zwei
Schritte vor. Der Duft eines markigen Herrenparfüms, gemischt mit der süßen
Schwere eines Pfeifentabaks, stiegen ihm in die Nase.
Im Haus war
es völlig still.
X-RAY-3 paßte
sich der veränderten Situation an. Er kombinierte richtig, daß der Hausherr
nicht zu Hause sein mußte. Irgend jemand nutzte diese Gelegenheit. Larry war
darauf eingestellt gewesen, sich offiziell zu melden, seine Bedenken,
Befürchtungen und Fragen Shanny mitzuteilen und seine
Reaktionen daraufhin zu überprüfen. Doch die neue Situation erforderte sein
Umdenken. Er stellte sich darauf ein und war gespannt, wer Interesse daran
hatte, die Abwesenheit der Shannys auszunutzen.
Das Ganze
konnte aber auch schlimmer sein. Der Gedanke war nicht mal so absurd.
Vielleicht waren die Shannys nicht mehr am Leben und
selbst nur kleine Figuren in einem großen Spiel, unterdrückt und gefährdet? Der
Lord hatte nicht gerade einen glücklichen Eindruck gemacht. Die
Wahrscheinlichkeit, daß den Shannys etwas zugestoßen
war, ließ sich nicht so ohne weiteres ausklammern. Vielleicht hatte er, Larry,
wieder mal den richtigen Riecher gehabt und tauchte zu einem Zeitpunkt auf, in
dem vielleicht eine Familie gerade auf Hilfe von außen angewiesen war.
X-RAY-3 glitt
wie ein Schatten durch den Salon und erreichte die Tür, hinter der der
geheimnisvolle Besucher verschwunden war. Die Tür stand weit offen, und
dahinter dehnte sich eine großzügige Wohndiele aus, von der mehrere Türen in
verschiedene Zimmer mündeten. Hier hinten führte eine schmale, gewundene Treppe
nach oben. Es war zu erkennen, daß der Besucher der Taschenlampe jetzt
offensichtlich einen festen Platz gegeben hatte.
Larry näherte
sich auf Zehenspitzen der Tür zum
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