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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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‚Moloch’ verehrten und anbeteten, dessen Götzenbildern Menschenopfer dargebracht wurden. Die Phönizier sahen in ihm den Gott des Lebens und des Todes, ferner einen Hüter der Unterwelt, der über die Toten regiert. Seine tatsächliche Bedeutung läßt sich nicht genau festlegen, da er später mit anderen Gottheiten verbunden wurde und sich sein Name durch schriftliche und mündliche Wiedergaben immer wieder änderte.“
    „Kein Wunder“, sagte Laura. „Immerhin sind 2Q00 Jahre vergangen, seit man ihn verehrte. Irgendwie würde er ins Bild passen, Rob!“
    „Und du glaubst allen Ernstes, daß ein solches Totenreich unter der Erdoberfläche existiert?“
    „In vielen alten Schriften wird davon gesprochen“, antwortete Laura zögernd. „Es besteht immerhin die Möglichkeit, daß in den Überlieferungen ein Körnchen Wahrheit steckt.“
    Im Radio wurde ein alter Beachboy-Song gespielt und plötzlich von einer stupiden Zahnpastawerbung unterbrochen. Mitten in die wieder anschwellende Musik schrillte das Telefon.
    „Newman“, meldete ich mich.
    Schluchzen drang aus dem Hörer, dann eine angstvolle Frauenstimme: „Hier ist Mrs. Tichles, Mister Newman. Ich – habe es wieder versucht. Alleine.“
    Ich schnellte hoch. Die Stimme der Frau klang alarmierend.
    „Ja?“ sagte ich aufgeregt. „Was ist geschehen?“
    „Ich war lange fort, glaube ich.“ Wieder dieses erbarmungswürdige, unterdrückte Schluchzen, das so gar nicht zu dieser netten, alten Dame paßte, für die ein Kontakt mit dem Jenseits nichts Ungewöhnliches war. „Als ich wieder zu mir kam, sah ich sie am Fenster. – Zwei schrecklich fleischige Gesichter mit blasser, wächserner Haut.“
    „Herr im Himmel! Wissen Sie das genau, Mrs. Tichles? Haben Sie sich auch bestimmt nicht geirrt?“
    „Nein!“ kam die Antwort. „Ich gäbe etwas drum, wenn es so wäre.“
    „Wir kommen!“ versicherte ich hastig. „Bitte, lassen Sie niemanden ins Haus, bis wir da sind. Und gehen Sie auch nicht hinaus.“
    „Danke“, sagte sie leise. Sie fügte kaum hörbar hinzu: „Kommen Sie rasch, Mr. Newman! Ich habe schreckliche Angst.“
     

     

Wir brauchten fast eine Stunde. Schon von weitem sah ich, daß hinter den zugezogenen Gardinen in allen Räumen Licht brannte. Ich fluchte leise.
    „Alles hell erleuchtet! Sie muß große Angst haben, und das bedeutet, daß sie tatsächlich etwas gesehen hat!“
    Ich bremste dicht am Gartenzaun und stellte den Motor ab. Wir rannten zur Haustür und läuteten. Ping-Pong! Nichts rührte sich. Noch einmal läutete ich, aber im Haus blieb es still.
    „Los, du klingelst weiter Sturm!“ rief ich und hetzte durch den Garten ums Haus herum auf das erleuchtete Wohnzimmerfenster zu.
    „Mrs. Tichles!“ schrie ich. „Ich bin’s, Rob Newman!“
    Ping-pong machte es im Haus, ansonsten Stille. Ich klopfte noch fester, rief ihren Namen, rannte ans nächste Fenster und begann von neuem. Zwei Minuten später langte ich wieder an der Haustür an, wo Laura immer noch verzweifelt den Klingelknopf betätigte.
    „Sie antwortet nicht!“ sagte ich keuchend. „Ich hab’s an jedem Fenster versucht!“
    „Mein Gott.“
    „Ich geh jetzt zurück und schlage das Küchenfenster ein“, sagte ich rauh. „Hoffentlich ist ihr nichts passiert.“
    Ich ließ Laura stehen und rannte zum zweiten Mal los. Auch vor dem Küchenfenster waren die Gardinen zugezogen, dahinter leuchtete es hell. Noch einmal trommelte ich gegen die Scheibe, wartete drei, vier Sekunden auf Antwort, dann wickelte ich mir ein Taschentuch um die Faust und schlug die Scheibe ein. Stille. Ich faßte durch das Loch, drehte den Fenstergriff herum und drückte die beiden Flügel nach innen. Die Küche war leer.
    Wenige Minuten brauchte ich, um durch das Haus zu jagen, dann ging ich zur Haustür und ließ Laura herein. Ihr Blick verriet Besorgnis und Angst.
    „Und?“ fragte sie unruhig.
    „Sie ist weg“, sagte ich verstört. „Spurlos verschwunden!“
    Wir durchsuchten nun zu zweit das kleine Häuschen, aber Elena Tichles war weder im Keller, noch sonst irgendwo auffindbar. Nicht tot, nicht lebendig und auch kein angstvolles Bündel Mensch, das sich im Kleiderschrank versteckt hielt. Wir trafen uns wieder in dem kleinen Wohnzimmer, wo wir am frühen Abend noch gemeinsam Kaffee getrunken hatten.
    „Ihr Mantel hängt noch in der Diele“, sagte Laura. „Es ist ziemlich kühl hier am Moor. Mir ist unverständlich, warum sie das Haus ohne Mantel verlassen

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