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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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hat.“
    „Vielleicht hat sie sich einen anderen aus dem Kleiderschrank geholt.“
    Laura schüttelte den Kopf.
    „Wenn eine Frau Angst hat, Rob, dann geht sie nicht zum Kleiderschrank und sucht sich einen passenden Mantel aus. Sie nimmt den, der ohnehin in der Diele hängt, durch die sie gehen muß.“
    „Manchmal denkst du wirklich logisch“, gestand ich ihr zu. „Überlegen wir mal, wo sie sein könnte. Zwar hab ich ihr gesagt, daß sie das Haus nicht verlassen soll; wenn ihre Angst aber in der letzten Stunde sehr groß wurde, könnte sie zu befreundeten Nachbarn gelaufen sein.“
    „Ich seh´ mir mal ihr Telefonverzeichnis an“, sagte Laura. „Vielleicht ist jemand dabei, der hier in der Nähe wohnt.“
    Sie ging zu dem runden Telefontischchen hinüber und betrachtete verwundert das aufgeschlagene kleine Buch, das neben dem Apparat lag.
    „Was ist? Hast du was gefunden?“
    „Einen Notizblock. Oben stehen ein paar Namen und Nummern. Die letzte ist deine.“
    „Sie wird sie aus dem Telefonbuch gesucht und aufgeschrieben haben. Da wir erst vor einer Stunde miteinander sprachen, hat das nichts zu bedeuten.“
    „Aber hier steht noch was“, sagte Laura, hob den Kopf und sah mich alarmiert an. „Es sieht aus, als habe sie es in aller Eile hingekritzelt.“
    „Was denn?“
    „Einen Namen“, antwortete Laura, und ein Zittern war in ihrer Stimme. „Er steht neben der Nummer: Claire M. Benneth.“
    „Rob“, sagte sie dann in die Stille hinein. „Ich glaube, du kannst jetzt deine Theorien über Bord werfen.“
    Unsere erste gemeinsame Arbeit war ein Buch über jene Mrs. Benneth gewesen. Damals hatten wir uns kennengelernt, Laura und ich. Wir hatten eine Menge Material über sie zusammengetragen, und das Buch war ein Bestseller geworden, von dem heute noch, sieben Jahre später, die jährlichen Tantiemen ganz ordentlich eintrudelten. Claire M. Benneth!
    Sie war die letzte Hexe gewesen, die in England hingerichtet wurde.
     

     
    Das Grauen kroch mit hellem, pfeifendem Fiepton näher. Warren wußte, was da hinter seinem Rücken heranschlich. Er ahnte, daß dieses Wesen seinen Tod bedeutete, wenn es ihn in dieser scheußlich engen Höhle von hinten anfiel. Die Angst lähmte seine Gedanken, und mehr denn je kam er sich hilflos wie ein zur Bewegungslosigkeit verurteilter Krüppel vor.
    Du schaffst es nicht, klang es in ihm. Dieses Monster ist schneller als du! Das Ende des Ganges wirst du niemals erreichen.
    Er versuchte sich umzudrehen, um der Gefahr von vorn begegnen zu können. Die Röhre war niedrig und eng, aber irgendwie schaffte er es schließlich doch, kauerte auf allen Vieren in der Finsternis und erwartete das Schreckliche.
    Das Fiepen wurde lauter, deutlich hörte er jetzt die aus den Lungen zischende Luft des Wesens, die das helle Pfeifen begleitete. Füße schlurften über den Boden, tappten näher, immer näher! Er glaubte bereits den heißen Atem der Kreatur in seinem Gesicht zu spüren, als die herantappenden Schritte plötzlich verhielten und nur noch die seltsamen Zischlaute des Atemschöpfens vor ihm zu hören waren.
    Kalter Schweiß trat ihm aus den Poren. Es ist also soweit, dachte er mit Bitternis. Jetzt steht die Kreatur irgendwo dicht vor mir in der Dunkelheit und glotzt mich an. Wahrscheinlich kann sie im Dunkeln sehen. Auf jeden Fall um einiges besser als ich, da meine Augen für das Tageslicht geschaffen sind.
    Schrrr …! Ja, es schlich heran. Sehr leise, sehr vorsichtig; ahnend, daß ihm ein blinder Gegner gegenüberkauerte, der sich in der Finsternis nur seines Tastsinns bedienen konnte. Er sah es förmlich grinsen, blutgierig die Lippen leckend. Die Angst kroch ihm wieder über den Rücken, und sein Puls hämmerte wie die Kolben einer Dampfmaschine. Das Fiepen erstarb.
    Schschsch … machte es über dem Boden. Es war wieder näher gekommen, hielt den Atem an, spannte seine Muskeln.
    In diesem Augenblick schnellten Warrens Fäuste nach vorne in die Dunkelheit. Er legte all seine Kraft, sein gesamtes Körpergewicht in diesen Schlag. Wenn er sich verschätzte und diese Kreatur auch nur ein paar Zentimeter weiter zurückstand, als er es sich ausgerechnet hatte, dann war er verloren. Der Schlag würde in der Luft verpuffen und er der Länge nach auf den feuchten Boden prallen, dem Wesen hilflos ausgeliefert.
    Doch er hatte sich nicht verrechnet. Dieses Mal nicht. Seine Fäuste versanken in einer Masse weichen Fleisches, und ein helles, erschrockenes Quietschen ertönte, als die

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