0851 - Der Kult der Shada-Gor
Die Tibeter gelten als ein besonders spirituelles Volk, dem alles Leben heilig ist. Warum arbeiten Sie mit den Neun Drachen zusammen, die da weitaus weniger Skrupel haben?«
Der Abt lächelte wissend. »Warum tun Sie es, Zamorra?«
»Für mich ist es ein reines Zweckbündnis. Ich stimme mit vielem nicht überein, was die Neun Drachen tun oder wofür sie stehen. Aber wir brauchen Unterstützung, wenn es darum geht, das Böse zu besiegen. Und manchmal ist der Feind meines Feindes dann eben mein Freund.«
Der Greis nickte. »So geht es uns auch. Das, was am Mount Kalung existiert, ist der Feind des Lebens selbst, und deshalb müssen wir es mit allen Mitteln aufhalten. Beim ersten Mal haben wir versagt, wir dürfen nicht noch einmal scheitern!«
»Diesmal werden wir den Kult von Shada-Gor endgültig vernichten.«
»Ich hoffe, Sie haben recht, Zamorra. Aber Sie dürfen sich nicht ungeschützt in den Machtbereich des Bösen begeben. Sie wissen, was Shada-Gor mit den Menschen macht. Es verwandelt jeden, der ihm zu nahe kommt, in einen seiner Anhänger.«
»Wir sind nicht ungeschützt«, sagte Zamorra und holte Merlins Stern hervor. Fast ehrfürchtig betrachte der Klostervorsteher die handtellergroße Silberscheibe.
»Eine mächtige Waffe, das kann ich spüren. Aber sie wird vielleicht nicht ausreichen.« Der alte Mann ging zu einem altarähnlichen Tisch an der Wand und öffnete eine kunstvoll geschmückte Schatulle, aus der er zwei unscheinbar wirkende Amulette hervorholte. Es handelte sich jeweils um einen mit geheimnisvollen Schriftzeichen verzierten schwarzen Stein an einem schlichten Lederbändchen. »Tragen Sie die immer bei sich. Die Amulette werden sie vor dem Einfluss des Bösen schützen.«
Mit einem dankbaren Nicken nahm Zamorra die Amulette entgegen und hängte sich eins um.
»Ich habe Ihrer Freundin aus Hongkong und ihren Begleitern die restlichen gegeben. Das sind die letzten, die von unserer damaligen Schlacht gegen den Kult von Shada-Gor übrig geblieben sind.«
»Können Sie keine neuen herstellen?«
Der Klostervorsteher lächelte traurig. »Doch, aber die erforderlichen Rituale sind sehr aufwändig. Es dauert Jahre.«
Ein Stöhnen ließ Zamorra herumfahren. Es war Songtsen.
»Er kommt zu sich«, sagte Nicole, die den Mönchen bei ihrem Heiligungsritual aufmerksam zugesehen hatte. »Diese alten Zausel haben echt was auf dem Kasten.«
»Offensichtlich«, sagte Zamorra und reichte seiner Gefährtin ihr Amulett. Fragend sah Nicole ihn an. »Ein Schutz gegen den Einfluss von Shada-Gor. Damit wir uns nicht auch in eine dieser Bestien verwandeln.«
Nicole nickte und streifte sich das Amulett über. Im selben Moment brach die Hölle los.
***
Als Chin-Li erwachte, drohte ihr Schädel zu zerspringen. Obwohl es nicht kalt war, zitterte sie am ganzen Leib, und in ihrem Kopf hörte sie immer noch den Nachklang dieses grauenerregenden Liedes. Diese Kreaturen hatten es gesungen, und dann war sie langsam in einen tiefen Schlaf geglitten voller bizarrer Träume, die schlimmer waren als alles, was sie in ihren erbitterten Kämpfen gegen die Mächte der Finsternis erlebt hatte.
Sie hatte sich verzweifelt gegen den Schlaf gewehrt, aber der unheimliche Gesang hatte einen hypnotischen Einfluss auf sie ausgeübt und sie immer weiter in die Träume getrieben, in denen sie umgeben war von riesigen, unförmigen Wesen, die immer noch dieses unheilige Lied sangen. Chin-Li war über den Meeresboden gewandelt und hatte Städte durchschritten, die kein menschliches Auge je gesehen hatte. Städte, deren bloßer Anblick einen schwächeren Verstand unweigerlich in den Wahnsinn getrieben hätte.
Unwillkürlich fuhr Chm- Lis Hand zu ihrem Amulett, Er war immer noch da, Vielleicht hatte es sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Aber wie lange würde der Schutz wirken? Die Magie an diesem Ort war so übermächtig, dass sie sie körperlich spüren konnte.
Mühsam kam die chinesische Kriegerin auf die Beine. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so matt gefühlt zu haben. Ihre Lungen schmerzten, und das Herz schlug so heftig, dass es den Brustkorb zu sprengen schien. Ganz ruhig , befahl sie sich. Die Anstrengungen der letzten Stunden waren zu viel für dich und die Höhenluft macht dir zu schaffen . Sie kannte die Symptome: Um den Sauerstoffmangel auszugleichen, raste das Herz wie wild. Der Puls erhöhte sich, und das Blut bildete mehr rote Blutkörperchen. Im schlimmsten Fall kam es zu tödlichen Lungen- oder Hirnödemen.
Es
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