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0852 - Feuer, Asche, altes Blut

0852 - Feuer, Asche, altes Blut

Titel: 0852 - Feuer, Asche, altes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingefroren zu sein, auch für die Menschen außerhalb des Cafés, die stehengeblieben waren und nun ihre entsetzten Blicke durch die Scheibe in das Innere schickten.
    Zeit kann lang werden, auch hier, aber Zeit kann einen Fortlauf nicht stoppen.
    Urplötzlich brach das Chaos los. Die Panik hatte freie Bahn. Sie mußte einfach auftreten, und nach diesem bestimmten Punkt war nichts mehr wie zuvor.
    Der Schrei der Verkäuferin war nicht mehr zu hören. Er ging in den panikartigen Schreien der anderen Menschen unter. Shao und Ellen hockten im Hintergrund, sie gehörten zu den Menschen, die glücklicherweise weit von dem eigentlichen Schauplatz entfernt waren, und zumindest Shao hatte das Gefühl, den Fortgang des Schreckens wie eine Außenstehende zu erleben, und es kam ihr zudem vor, daß sich die Gäste wie unter Zwang und im Zeitlupentempo bewegten.
    Sie hatte auch die Drehung des Mannes mitbekommen, sein Gesicht gesehen und die Zähne.
    Sie wußte Bescheid.
    Das alles nutzte ihr jetzt nichts, denn der Horror nahm seinen Fortgang. Die ersten Gäste sprangen von ihren Stühlen hoch. Da die Tische mit den Stühlen dicht beisammen standen, kam es zu Behinderungen. Die umgefallenen Stühle lagen plötzlich im Weg oder hatten sich ineinander verhakt. Die Tische kippten ebenfalls um.
    Alles, was auf ihnen gestanden hatte, landete am Boden, rutschte darüber hinweg. Flaschen, Gläser, Tassen, Scherben, Lebensmittel, dies alles bildete plötzlich einen gefährlichen Rutschteppich zwischen all den schreienden Menschen, die auf irgendeine Art und Weise versuchten, den Ausgang zu erreichen, der durch eine Glastür gebildet wurde.
    Aber da war noch das Feuer!
    In den ersten Sekunden hatte es sich einzig und allein auf den Typ in den grünen Kaftan konzentriert. Das war nun vorbei. Wie eine gewaltige Wand breitete es sich aus. Da schossen die Flammen von seinem Körper weg, die Hitze nahm zu, das Feuer huschte durch die Luft, es glitt über den Boden, und für den Zuschauer sah es so aus, als wären einzelne Flammen geschleudert worden.
    In der Tat hatten sie sich gelöst. Sie suchten selbständig ihre Nahrung, sie waren die eigentlichen Herrscher. Die Hitze nahm noch mehr zu, und die Feuerarme huschten wie Geister zwischen den schreienden und rennenden Menschen her, auf der Suche nach Opfern, die sie natürlich fanden. Bald brannten die ersten Kleidungsstücke, und die Hitze wurde unerträglich.
    Jemand riß von außen die Tür auf. Es war ein Mann im grauen Kittel. Er hätte es vielleicht nicht tun sollen, nun entstand Zug. Luft blies in das Café hinein, sie fachte die Flammen erst richtig an, und auch der Gelbhaarige war plötzlich von einer gewaltigen Wolke aus Feuer umhüllt, doppelt so groß wie er selbst. Die Spitzen strichen hoch bis an die Decke, wo sie sich auch ausbreiteten, um als Regen zwischen die Menschen wieder herabzufallen.
    Sie erlebten das Grauen.
    Viele brannten.
    Auch den Mann an der offenen Tür hatte es erwischt. Schreiend torkelte er zurück in die Passage.
    Es war alles real und trotzdem unglaublich. Shao und Ellen erlebten ein Chaos, von dem sie noch verschont blieben, aber die Flammen wollten alles haben.
    Sie fielen von der Decke nach unten. Zuckend und huschend, an ihren Rändern sprühend sahen sie aus wie brennendes Benzin, und Ellen Flint schrie plötzlich auf, weil auch sie erwischt worden war.
    Shao hatte ihr Augenmerk auf die Bedienung konzentriert. Das nette farbige Mädchen kroch über den Boden, auf ihrem Rücken eine Flammenspur.
    Die Luft war erfüllt von den Schreien der Menschen, vom Fauchen des Feuers, dem Dahinschmelzen der ersten Gegenstände und natürlich von dicken, fetten Rauchschwaden, die fahnengleich durch den Raum trieben, als wollten sie alles gnädig umhüllen.
    Shao warf sich auf die Bedienung zu. Die Kleine wußte nicht, wie ihr geschah. Sie spürte nur den Druck des anderen Körpers auf ihrem Rücken und bekam die Schläge der flachen Hände mit, als Shao versuchte, das Feuer auf ihrem Rücken zu löschen.
    Es klappte. Die Kleidung rauchte. Das Mädchen hatte Verbrennungen erlitten, aber es lebte.
    Shao schnellte hoch.
    Ellen Flint schrie noch immer. Erst jetzt fiel es Shao richtig auf, daß sie schon länger geschrieen hatte, und das nicht ohne Grund.
    Die heißen Zungen hatten sich auf sie gestürzt, als hätten sie den entsprechenden Befehl erhalten. Sie waren von der Decke her auf sie niedergefallen und hatten sie umhüllt.
    Ein Feuermantel, in dem Ellen stand.
    Shao

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