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0854 - Jäger der verlorenen Seelen

0854 - Jäger der verlorenen Seelen

Titel: 0854 - Jäger der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorstellen.«
    »Sicher?« fragte Kate.
    »Was man so als sicher bezeichnen kann. Der Unbekannte kann überall erscheinen, aber da sitzen wir zusammen. Und er wird es gegen vier Personen schwerer haben als gegen einen von uns oder zwei. Das ist schon nicht schlecht gedacht, finde ich. Zudem glaube ich, daß er meint, vor einer entscheidenden Nacht zu stehen. Wir wissen jetzt, daß unsere Kinder keines normalen Todes gestorben sind. Bestimmt will man uns Aufklärung geben, und wir sollten uns dem stellen. Auch wenn dieses Monstrum nicht eben leicht zu besiegen ist.«
    Die anderen drei nickten. Auch Gordon Travers. Sein Gesicht zeigte dabei einen verbissenen Ausdruck. Wahrscheinlich ärgerte er sich über seine Verletzung.
    »Wann wollen wir fahren?« fragte Alida.
    »Wir können noch zusammenbleiben«, sagte Fred. »Erst am frühen Abend sollen wir ja dort sein.« Er schaute gegen das breite Fenster. »Wißt ihr was? Ich habe noch immer die Vorstellung, daß unsere vier Kinder plötzlich hier erscheinen.« Mit der rechten Hand deutete er gegen die Scheibe. »Auf einmal tauchen sie dort auf, als wäre nichts gewesen. Sie… sie winden sich durch das Glas. Wir hören nichts, wir sehen sie nur. Sie stehen plötzlich vor uns und tun nichts. Sie schauen uns nur an, sie lächeln und sagen dann, daß wir uns geirrt haben, daß alles nur ein Traum ist.«
    »Bitte, hör auf, Fred«, flüsterte Alida. »So etwas kann ich einfach nicht hören.«
    »Es war ein Wunsch.«
    »Ich denke ähnlich«, flüsterte Kate.
    Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Wir sollten uns damit abfinden, daß wir sie verloren haben. Wir werden sie nicht mehr so erleben, wie wir sie gekannt haben. Es wird alles anders werden.«
    Sie schwiegen.
    Jeder hing seinen Gedanken nach. Alida wischte über ihre Augen, die Lippen hielt sie zusammengepreßt, und sie schrak, wie auch die anderen drei, urplötzlich zusammen, als das Tuten des Telefons die Stille im Zimmer unterbrach.
    Fred stand auf. Er setzte sich auf die Schreibtischkante, bevor er den Hörer abnahm, meldete sich, hörte zu, erbleichte und stellte dann den Lautsprecher ein, so daß die anderen mithören konnten.
    Sie hatten bereits an seiner Reaktion erkannt, daß etwas nicht in Ordnung war. Fragen stellten sie jedoch nicht.
    »Ihr seid zusammen, ich weiß es…« sagte die Stimme.
    »Verdammt, wer bist du?« keuchte Fred Wayne. »Bist du Nelly, Jimmy, oder bist du…?«
    »Ich bin ich, mehr nicht. Ihr sucht uns doch, nicht? Ihr wollt doch wissen, was mit uns passiert ist?«
    »Ja, das wollen wir.«
    »Dann kommt zu uns.«
    »Wie denn und wo?« Fred Wayne war aufgeregt. Er zitterte und sah aus, als hätte er Fieber.
    »Wir warten.«
    »Wo?«
    »Auf dem Friedhof oben an der Kirche. Dort sollt ihr hinkommen. Da werden wir euch begrüßen. Da könnt ihr uns sehen.«
    Wayne schwieg. Aus dem Lautsprecher drangen trotzdem Geräusche, wenn auch keine Stimme. Etwas zischte und hörte sich gleichzeitig an wie ein leises Lachen. Allein konnte Fred nicht entscheiden. Deshalb warf er den anderen einen fragenden Blick zu. Zu sagen brauchte er nichts, aber er sah das Nicken der Freunde und wußte, daß er ihre Zustimmung hatte. Zwar stellte sich bei ihm eine warnende Stimme ein, die ihn daran erinnerte, daß sie bei den Sinclairs verabredet waren, diese Stimme aber ignorierte er. Wenn es um die Kinder ging, war er bereit, über seinen eigenen Schatten zu springen, auch um sich später keine Vorwürfe zu machen.
    »Ja, wir kommen.«
    War es ein Lachen, das durch das Zimmer hallte? Sie konnten es nicht identifizieren, jedenfalls hatten sie eine Reaktion erlebt, und sie hörten auch wieder die Stimme. »Das ist gut, das ist sehr gut. Ihr kommt zum Friedhof.«
    »Der ist groß.«
    »Richtig. An der Westmauer.«
    »Da?«
    »Ja.«
    »Da ist nicht viel. Nur Buschwerk und Komposthaufen stehen dort. Ich meine…«
    »Ihr werdet kommen und alles weitere sehen. Wir erwarten euch, liebe Eltern.« Die letzten Worte hörten sich an, als wären sie voller Boshaftigkeit gesprochen worden.
    Fred Wayne hockte unbeweglich auf seinem Schreibtisch. Er starrte ins Leere, auch die anderen sagten nichts. Zwischen ihnen war eine Spannung entstanden, die schon als fühlbar angesehen werden konnte. Auch wenn die Stimme so schrill gesprochen hatte, war es ihnen doch gelungen, jedes Wort zu verstehen.
    Wayne stand wieder neben dem Schreibtisch. Er schaute das Telefon an, hob die Schultern und nickte. »Es geht hier um eine Änderung des Plans«,

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