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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ganz eindeutig.
    ***
    Iriga tobte!
    Als sie das Gefangenenhaus betrat, fiel ihr Blick auf die toten Echsen. Welch eine Kraft hatte hier gewirkt? Unfassbar. Das mehr als stabile Gitter - einfach so auseinander gebogen; das massiv gebaute Dach durchschlagen; und natürlich kein Gefangener mehr.
    Wie die Fürstin der Finsternis auf diese Nachricht reagieren würde, war für die Amazone keine Frage. Stygia würde ihr kalte Wut an ihr, Iriga, auslassen.
    Sie musste einfach handeln, den Fehler wieder ausbügeln. Die Wachen, die den Schemen entdeckt hatten, ehe er in das Gebäude eingedrungen war, gaben nur vage Beschreibungen ab. Dennoch war es für Iriga keine Frage - das hier hatte das Wesen angerichtet, das sie damals von der weißen Stadt hatte fortlaufen gesehen. Die Amazone fragte sich ernsthaft, was an diesem van Zant denn wohl so interessant und wichtig sein mochte, dass sich mächtige Kreaturen um ihn stritten?
    »Schnell, auf die Drachen!«, befahl sie, ohne noch länger zu zögern. »Wir müssen den Geflohenen erwischen, koste es was es wolle. Es kann über Wohl und Wehe der Schwesternschaft entscheiden. Also gebt euer Bestes, Kriegerinnen! Los, auf in den Himmel…«
    Sie selbst schwang sich auf ihren bereitstehenden Drachen, war als eine der ersten Schwestern in der Luft. Sie musste nun perfekt funktionieren, musste ganz einfach eine großartige Anführerin abgeben. Das war die Chance, Neffia vielleicht ein wenig vergessen zu machen.
    Nun zeig, was du kannst! Die Kriegerinnen beobachten jeden deiner Schritte. Du musst eine Heldin für sie werden. Und du musst Stygia zufrieden stellen - irgendwie.
    Zumindest die Richtung war bekannt, in die der Gefangene entflohen war. Entflohen… Iriga hatte eher den Eindruck, dass diesem Mensch nun weitaus Schlimmeres drohte, als die Amazonen es ihm je hätten zufügen können.
    Sie trieb ihre Flugechse zur Eile an, nahm die Spitzenposition des Verfolgerpulks ein.
    Sie mussten Erfolg haben!
    ***
    Artimus van Zant war nicht wirklich ohne Besinnung.
    Der beinahe hingehauchte Schlag, den der Praetor ihm versetzt hatte, hielt den Südstaatler in einem Schwebezustand, der irgendwo zwischen Wachen und Dämmern liegen mochte. Artimus hielt die Augen geschlossen. Die Kraft, um sie offen zu halten, den Weg visuell zu protokollieren, den der Praetor nahm, hatte er ganz einfach nicht mehr.
    Gesicht, Hände, besonders sein Hals schmerzten, und das war es, was ihn dennoch wach hielt. Der Peitschenhieb der Kriegerin hatte gesessen. Artimus befürchtete, dass sich der breite blutige Striemen entzünden konnte, denn auch in diese Wunde war ätzender Drachenspeichel eingedrungen. Woher sollte hier ärztliche Hilfe kommen? Nein, darauf konnte er nicht hoffen.
    Irgendwann stoppte die wuchtige Gestalt ihren rasenden Lauf, legte van Zant relativ vorsichtig auf felsigem Untergrund ab.
    Artimus blieb reglos dort liegen. Jede falsche Reaktion seinerseits konnte eine noch viel unangenehmere bei diesem Riesen auslösen, der nun wie zu einer Statue erstarrt keine drei Meter von dem Physiker entfernt stand.
    Worauf wartete der Praetor? Erst nach und nach begriff van Zant die Handlungsweise des fremden Wesens. Wie mächtig seine Klangmagie auch sein mochte, wie hoch er auch körperlich überlegen war - hier war er nun ganz einfach hilflos.
    Er kennt die menschliche Physis nicht. Vielleicht glaubt er; wir brauchen nur eine gewisse Zeit, um vollkommen zu regenerieren.
    Also konnte dieses Spielchen hier noch Stunden so weitergehen. Zeit… vielleicht arbeitete sie ja für Artimus? Vielleicht war Zamorra schon ganz in der Nähe? Und wenn nicht? Der Südstaatler beschloss, selbst zu handeln.
    Mit großer Kraftanstrengung schaffte er es, sich aufzusetzen. Der Praetor beobachtete ihn ohne jede Regung. Töten wollte er van Zant also nicht - zumindest jetzt noch nicht.
    »Ich brauche Wasser. Sonst werde ich das hier nicht über stehen. Verstehst du mich?«
    Der Riese neigte sich ein wenig zu van Zant herunter. Seine Stimme, die er wohl dämpfte, tönte wie ein mächtiger Bass in Artimus' Ohren, fand ihren Weg bis tief hinunter in seine Magengegend. Jedes Wort schwang lange und unangenehm nach.
    »Menschen benötigen Flüssigkeit.« Es war mehr Feststellung als Frage. »Welcher Art?«
    Van Zant überlegte, wie er es am besten erklären konnte. »H 2 O - einfach Wasser eben. Sauerstoff und Wasserstoff…« Mit den Fingern zeichnete der Physiker die Molekülverbindung auf den rauen Boden. Die Frage war nur, ob das

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