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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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dem Praetor etwas sagte.
    Der wandte sich wortlos ab, drehte sich jedoch noch einmal um. »Beweg dich nicht von hier fort!« In diesen wenigen Wollen lag eine so große Drohung, wie es gewisse Staatsmänner nicht in seitenlangen Kriegserklärungen exakter und nachdrückliche hätten ausdrücken können.
    »Dazu bin ich überhaupt nicht in der Lage.« Das war nicht einmal gelogen, denn eine große Schwäche und Müdigkeit befiel den Südstaatler. Schlafen wäre jetzt gut gewesen, doch es blieb ihm nicht einmal die Zeit zu einem kurzen Wegdösen.
    Keine drei Minuten mochten vergangen sein, bis der Praetor auch schon wieder da war.
    Als wäre es nichts, trug er auf seinen muskelbepackten Armen einen gewaltigen Felsbrocken, den van Zant allenfalls mit einem Gabelstapler hätte bewegen können. Als er den Stein vor Artimus absetzte, staunte der nicht schlecht. Die Erosion hatte ganze Arbeit geleistet, und den Brocken tief ausgehöhlt, bis eine Art natürlicher Wanne entstanden war.
    Und die war bis zum Rand mit Wasser gefüllt - klarem, köstlichem Wasser.
    Van Zant beugte sich über den Wasserspiegel, trank sich satt, bis ihn ein Hustenreiz stoppte. Dann benetzte er vorsichtig die Halswunde und die unzähligen kleinen Brandherde , die ihm die Drachen zugefügt hatten.
    Immer wieder ging sein Blick zu dem Praetor, der wie zur Salzsäule erstarrt das Tun des Menschen beobachtete. Nur wenig später fühlte Artimus, wie die Kraft langsam zu ihm zurückkehrte. Es war tatsächlich ein Wunder, was Wasser bewirken konnte. Natürlich knurrte der Magen des Physikers heftig, doch damit konnte er leben… eine andere Wahl hatte er ja kaum.
    »Warum hast du mich aus dem Lager der Kriegerinnen befreit? Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir in Armakath nicht unbedingt die allerbesten Freunde.«
    Er musste eine ganze Weile auf Antwort warten. Der Praetor schien sich nicht schlüssig, was er dem Mensch sagen sollte und was besser nicht. Dann entschloss er sich zur Wahrheit, denn alle anderen Varianten schienen ihm nicht Erfolg versprechend zu sein.
    »Mensch, du und deine Artgenossen habt in der weißen Stadt die Stele des Werdens vernichtet. Ich bin aus ihr geworden - die neue Wurzel Armakaths sollte folgen. Doch das habt ihr verhindert. Du hast deiner Stadt nicht gut gedient, Krieger.«
    Artimus lachte laut auf, verzog dann aber schmerzhaft das Gesicht. Er musste mit Gefühlausbrüchen ein wenig vorsichtiger sein, denn seine Halswunde nahm ihm so etwas übel. Noch einmal benetzte er den Peitschenstriemen mit kühlendem Wasser. Mehr konnte er momentan nicht tun.
    »Schlecht gedient? Findest du?« Der Südstaatler fühlte Wut in sich aufsteigen. »Was hätte ich deiner Ansicht nach wohl tun sollen? Hätte ich laut Hurra schreien sollen, als du mit deiner komischen neuen Wächterin aufgetaucht bist? Als du die Wurzel Armakaths verödet hast? Ja, dir wäre das sicher recht gewesen. Warum konntest du nicht alles lassen, wie es war?«
    Der Praetor machte eine wegwerfende Handbewegung. Diese Argumente hatten ihn nicht zu interessieren. Sie waren nicht von Belang. Er hatte eine Aufgabe, die er durchführen wollte. »Du hättest dich dem Willen der wahren Herrscher der weißen Städte unterwerfen müssen…«
    Van Zant machte einen Einwurf. »Wer sind die Herrscher der Städte?«
    »Schweig!« Mit keinem Wort ging der Praetor auf van Zant ein. »Du hast dich als Krieger nicht dem Wohl der Stadt unterworfen, sondern dich ausschließlich an ihre Wächterin gebunden. Das ist falsch, entspricht nicht dem, was ein Krieger zu tun hat. Doch nun hast du die Chance, dein Unrecht wieder gutzumachen.«
    Artimus horchte auf. Schau an, er braucht mich. Es gibt etwas, das er ohne mich nicht geregelt bekommt. Das schuf ganz plötzlich eine völlig neue Situation.
    »Du trägst in dir die Fähigkeit, die neue Wurzel nach Armakath zu bringen. Ich werde dir nun sagen, was du zu tun hast.«
    Van Zant ließ die letzten Worte auf sich wirken. So sehr er sich auch bemühte, sie zu begreifen - es wollte ihm einfach nicht gelingen.
    »Moment. Stopp einmal. In mir soll diese Fähigkeit ruhen? Wie kommst du auf dieses schmale Brett? Vielleicht erklärst du mir das erst einmal.«
    Das Gesicht des Praetors blieb frei von jeder emotionellen Regung. In seinen groben Zügen konnte man nicht ablesen, ob ihn van Zants Worte überraschten. Seine ausdruckslosen Augen - tief unter der ebenen Stirnplatte liegend - blickten den Physiker nichtssagend an.
    »Du weißt nichts. Die

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