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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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nächster Nähe, wie sich die hässlichen Wunden des Praetors verhielten - Kein Blut… nicht ein Tropfen. Und dann schlossen sich die Wundränder, waren schon Sekunden später nicht mehr zu erkennen.
    Dieses Wesen besaß selbstheilerische Fähigkeiten, die einfach nur als sagenhaft zu bezeichnen waren. Dennoch… kein Blut? Der Südstaatler fragte sich, was für eine Kreatur dieser Praetor tatsächlich war. Repräsentierte er in seiner gesamten Erscheinungsform die Urbanen, die Bewohner der weißen Städte? Waren sie alle wie er? Artimus wollte nicht so recht daran glauben.
    Der Praetor wandte sich ruhig zu der Amazonenführerin um, deren Flugechse keine 15 Schritte hinter ihm gelandet war. Iriga hielt die bereits wieder gespannte Armbrust abschussbereit in den Händen. Etwas in der Stimme des Fremden schien sich verändert zu haben. Artimus glaubte, eine wachsende Wut in ihr zu fühlen. Eine Wut, die sich jeden Moment entladen konnte.
    Die Amazonen waren ohne Chance gegen den Praetor - wussten sie das nicht? Vielleicht war es ihr Stolz, der sie dennoch keinen Millimeter weichen ließ.
    »Erhebt euch zurück in die Lüfte!«, verlangte der Bote der Urbanen. »Ich habe keinen Krieg mit euch. Ich holte mir nur zurück, was ich mir von nichts und niemandem nehmen lassen werde. Ihr solltet meinen Worten glauben. Also fliegt zurück in euer Dorf, Kriegsweiber. Hier habt ihr nichts verloren. Tut es sofort, dann lasse ich euch das Leben.«
    »Große Worte, doch sie interessieren mich nicht. Ich bin die erste der Amazonenschwesternschaft - und ich sage dir, dass wir keinen erklärten Krieg brauchen, wenn wir ein Tier beseitigen, das uns stört.«
    Artimus van Zant hörte Irigas großspurige Antwort, und er wünschte sich, die Kriegerin hätte geschwiegen. Denn was sie damit auslösen konnte, schien ihr nicht ganz klar zu sein.
    Dem Physiker war jedenfalls eines vollkommen klar: Wenn das Geplänkel beendet war, würde es hier ein Massaker geben. Ein fürchterliches Morden - und er war mitten im Zentrum des Geschehens.
    Er, der leider nicht die Fähigkeiten des Praetors besaß. Artimus würde bluten… oh ja, und wie er bluten würde!
    Er musste fort von hier. Die waren ja alle wahnsinnig!
    Der Praetor verlor die Geduld. »Also wollt ihr euer Leben nicht mehr? Gut, wenn das denn euer Wille ist.« Sein Mund öffnete sich trichterförmig - nahm unnatürliche Dimensionen an.
    Van Zant ahnte, was nun kommen musste. Die Klangmagie würde die Amazonen gnadenlos vernichten, so wie sie es mit den Drachen getan hatte, die Artimus bewacht hatten.
    Doch Iriga reagierte blitzschnell.
    Ohne in Anschlag zu gehen, praktisch aus der Hüfte heraus, schoss sie ihre Armbrust ab. Van Zant glaubte sich in einen alten Western-Schinken versetzt, denn der tödliche Bolzen bohrte sich exakt zwischen die Augen des Praetors. Wenn ihn das nicht tötete, was dann?
    Aus den Augenwinkeln heraus sah van Zant, wie die Amazone rasend schnell nachlud. Offensichtlich wollte sie ihren Schwestern hier etwas beweisen, gab eine Sondervorstellung als Einzelkämpferin. Die anderen sahen schweigend und tatenlos zu.
    Der Praetor schien für Momente zu versteinern, und tatsächlich wankte sein mächtiger Körper. Diese Sekunde nutzte die Amazone, schoss einen zweiten Bolzen ab, der in den immer noch weit aufgerissenen Mund des fremden Wesens drang.
    Die Amazonen waren ganz sicher nicht Artimus' Verbündete, doch das hinderte den Südstaatler nicht daran, innerlich einen Jubelschrei abzugeben. Das musste einfach der Tod des Praetors sein. Es musste!
    Die riesenhafte Kreatur ging in die Knie, stützte sich auf seine muskelbepackten Arme. Für lange Augenblicke herrschte absolute Stille über dem Felsplateau, auf dem sich die ganze Szene abspielte. Unnatürliche Stille, die nichts Gutes verhieß.
    Dann ging ein dunkles Stöhnen von der Gestalt aus, ein Durchatmen. Und ganz langsam richtete sich die scheinbar schon gebrochene Kreatur wieder auf. Die Amazonen, die hinter ihrer Anführerin gelandet waren, suchten die sicherer Nähe ihrer Flugechsen - waren bereit zu einer sofortigen Flucht. Nur Iriga stand fest, bewegte sich nicht um einen Deut.
    Der Praetor richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Entsetzt beobachteten van Zant und die Amazonen die Szenerie, die sich ihnen nun bot. Das Schauspiel - die Demonstration von Macht und Überlegenheit.
    Die Kreatur stand bewegungslos da, ließ die Arme neben dem Körper hängen. Dann begann es. Der Bolzen, der sich in die Stirn

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