0855 - Geisel der Finsternis
ihn schwindeln.
Einige Male drehte er sich um die eigene Achse, doch an dem, was er sah, änderte sich nichts.
Zumindest nicht im positiven Sinne. Im Gegenteil - die Sterne wischten mittlerweile nur noch so vorüber. Van Zant wurde übel, wie einem Kind im Kettenkarussell; sein nach wie vor leerer Magen drohte sich nach außen zu bewegen - zumindest fühlte es sich so an.
»Verdammt, halte doch irgendjemand den Brummkreisel an! Hilfe!« Wie irrig es war, ausgerechnet hier nach Hilfe zu rufen, wurde dem Physiker in diesen Momenten überhaupt nicht klar.
Das alles lief aus dem Ruder. Van Zant ließ sich mit dem Rücken gegen die Röhrenwand fallen, um so seinen Gleichgewichtssinn zu überlisten. Es blieb allerdings bei dem Versuch, denn entsetzt stellte Artimus fest, dass er die Wandung der Röhre überhaupt nicht berühren konnte. Sie machte jede seiner Bewegungen mit und wich zurück, wenn er ihr näherkam oder nach ihr zu greifen versuchte.
Ganz so, als wäre sie ein Teil von ihm. Eine Hülle, die sich van Zant übergestreift hatte? Ihm war viel zu übel, als dass er sich darüber nähere Gedanken machen konnte.
Wenn nicht ein Wunder diesen Turbokreisel zum Stoppen brachte, würde er die Sache hier nicht überleben. Seine Atmung wurde flacher… eine Leere wollte sich in seinem Kopf ausbreiten.
Nicht schon wieder das Bewusstsein verlieren… nicht schon…
Ein leises Surren erklang. Oder war das bereits eine Wahnvorstellung?
Artimus stellte das Denken ein, zumindest für den Moment.
Und war da nicht ein helles Lachen gewesen? Das Lachen eines jungen Mädchens… so unbeschwert und rein…
***
Die Nasenwände blähten sich, zogen sich wieder zusammen.
Das ganze Spiel wiederholte sich wieder und wieder. Was für ein köstlicher Geruch!
Die Nebennote war fruchtig, ein wenig wie Ananas, sehr erfrischend. Und da waren herrliche Gewürze, die er längst nicht alle identifizieren konnte. Ganz sicher war Rosmarin dabei, Thymian… und ein paar exotische Sachen - sein Tipp ging in Richtung Kurkuma, aber so ganz sicher war er sich nicht.
Doch der Hauptgeruch war so wunderbar eindeutig: Fleisch! Gebratenes Fleisch…
Artimus schlug die Augen auf und sah sich um. In Ermangelung eines Gesprächspartners sagte er sich selbst, was er von dem hielt, was er hier zu sehen, und natürlich auch zu riechen bekam.
»Van Zant, alter Südstaatler und Technikf reak - in dieser Geschichte bist du einmal zu viel ohnmächtig geworden. Ganz eindeutig. Auf Dauer geht so etwas ans Hirn, weißt du? Das hier… das bildest du dir alles nur ein.«
Er ruhte auf einer bequemen Liege, die in einem hellen und freundlichen Raum stand, direkt unter dem großen Fenster, durch das wärmendes Sonnenlicht fiel. Vögel zwitscherten, irgendwo lachten Kinder…
Irgendwer hatte ihm die verschwitzte, schmutzige Kleidung ausgezogen; was er nun am Leib hatte, konnte man durchaus mit irdischer Freizeitbekleidung vergleichen. Der Stoff von Shirt und Hose war samtseidig, nur schwierig zu beschreiben. Irgendwie hatte van Zant das Gefühl, dass man darin wohl weder schwitzen noch frieren würde.
Er hatte keinen Schimmer, wo er sich befand - nur… dass es sich nicht um die gute alte Erde handeln konnte, das war ihm klar. Gaia besaß nun einmal keine rote Sonne…
Das helle Lachen kam von dem offenen Durchgang, der in den nächsten Raum führte. Van Zant sprang von dem Ruhebett, doch ihm war noch immer schwindlig, also setzte er sich rasch wieder auf die Kante seiner Liege.
Sie wirkte beinahe noch wie ein Kind. Auch als sie beinahe schwebend näher zu ihm trat, verflüchtigte sich dieser Eindruck nicht. Nur ihre bernsteinfarbenen Augen verrieten, dass bereits ein langes Leben hinter dieser Frau lag. Der Kimono, den sie trug, deutete ihre zarte Figur an - ihre Haare trug sie offen und hüftlang.
»Bleib sitzen, Krieger. Du bist hier sicher, zumindest vorläufig. Ich heiße Lakir, bin die Herrin dieses Hauses.« In Artimus' Blick erkannte sie sein Nicht-verstehen. »Mach dir keine Sorgen. Mein Gefährte Vinca wird bald hier sein, dann erfährst du alles.«
Van Zant konnte den Blick überhaupt nicht mehr von den Augen dieser Frau wenden. »Verzeih mir, Lakir, aber da, wo ich herkomme, suchen sicher ein paar Freunde nach mir. Wie lange war ich ohne Besinnung?« Die Frage war dumm, denn Artimus konnte kaum erwarten, dass hier in Minuten und Stunden gerechnet wurde.
Lakir lächelte ihn an. »Mach dir keine Sorgen.« Sie wiederholte sich, doch Artimus
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