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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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wollte ihr einfach Glauben schenken. »Deine Reise hat keine Zeit verschwendet - alles wird gut, wenn du es denn verstehst.«
    Artimus verstand in dieser Sekunde nur eines: Sein Magen schmerzte. Er reagierte auf diese köstlichen Gerüche wie ein Raubtier, das nur ans Fressen denken konnte. Und er knurrte auch wie ein solches.
    Lakirs Lachen wurde noch eine Spur heller. »Komm mit mir, hungriger Freund. Ich stütze dich. Aber bis zum Tisch wirst du es sicher schaffen.«
    Artimus hätte die Strecke notfalls auch auf allen vieren hinter sich gebracht. Nur kurz darauf machte er sich über all die Herrlichkeiten her, die ihm Lakir hier bot. Er musste sich zusammenreißen, um seine Tischmanieren nicht zu vernachlässigen, doch die Anwesenheit der stets lächelnden Frau brachte ihn da zur Besinnung.
    Nur kurz stellte der Südstaatler sich die Frage, was für eine Art von Tier er hier wohl verspeisen mochte. Wie lautete der Spruch noch einmal, den ihm sein Freund Brik Simon aus Deutschland beigebracht hatte?
    Was der Bauer nicht kennt, dasfrisst er nicht…
    Nur gut, dass van Zant kein Farmer geworden war. Er war Physiker… und so ergab sich dieses Problem nicht für ihn.
    Es schmeckte unglaublich gut - das allein zählte.
    ***
    Van Zant leerte das dritte Glas dieser kühlen Flüssigkeit, das scheinbar alkoholfrei war, und dennoch eine seltsam anregende Wirkung bei ihm entfachte. Ein wenig verlegen schielte er zu den Resten des Bratens - viel war es ja nicht, was er übrig gelassen hatte.
    Wenn der Herr des Hauses kam, würde man ihn damit sicher nicht satt bekommen.
    Als er dann schließlich eintrat, stockte Artimus der Atem.
    Diesen Mann kannte er. Das Gesicht - die schwarzen Augen, die klassischen Gesichtszüge, die in die Zeit der Antike gepasst hätten, der kantig gestutzte Vollbart, der haarlose Schädel.
    Doch vor allem dasTattoo mitten auf seiner Stirn, die stilisierte Darstellung der Wurzel einer weißen Stadt. Das alles war dem Physiker vertraut. Dieses Gesieht war es gewesen, das ihn in seiner ersten Vision vor der Gefahr gewarnt hatte, die Armakath und seiner Wächterin drohte - vor dem Praetor!
    »Mein verirrter Bruder, wie schön, dich hier gesund zu sehen.« Mit großer Herzlichkeit umfasste der Mann mit seinen Händen Artimus' Schultern. »Aber setzt dich doch wieder. Wir wollen gemeinsam ein Glas leeren und reden.«
    Letzteres war nun dringender erforderlich als noch vor wenigen Momenten. Artimus' Verwirrung steigerte sich zusehends.
    Der Mann schenkte sich und seinem Gast ein. »Ich bin Vinca von Parom, ein Krieger wie du.« Er grinste, als er die Frage in Artimus' Augen deutete. »Und ja, ich war es, der zu dir gesprochen hat. Das Band der Speere hatte beschlossen, dich zu kontaktieren, weil wir erfahren hatten, was in Armakath geschehen sollte.«
    Das Gesicht des Südstaatlers wurde nur noch um eine Spur verständnisloser.
    Vinca nickte. »Aber zunächst solltest du mir erzählen, wie du so unkontrolliert auf die Reise gehen konntest.«
    Artimus gestand sich ein, dass er auch diese Bemerkung nicht verstand, doch er ging darüber hinweg. Er berichtete seinem Gegenüber von der Entführung durch die Amazonen - und der Aktion des Praetors. Und von dem, was mit der weißen Stadt in den Schwefelklüften geschehen war.
    »… war mir klar, dass mich zumindest einer dieser Armbrustbolzen erwischen würde. Plötzlich befand ich mich wieder in dieser… Röhre, in der ich damals dein Gesicht gesehen hatte - und noch mehr. Ich erinnere mich an flüchtige Kindrücke von verschiedenen Wesen, die mich alle stumm anblickten. Nur du hast mit mir geredet, Vinca.«
    Sein Gastgeber schien ganz in seine eigenen Überlegungen versunken zu sein; Lakir stand hinter ihrem Gefährten, hatte schweigend zugehört. Ihr Lächeln war gefroren. Artimus fragte sich, welcherTeil seiner Geschichte die schöne Frau mit den uralten Augen so betrübt hatte.
    »Also war der Grund für deine erste Reise schiere Angst. Das ist eine Möglichkeit, aber natürlich nicht die korrekte.« Vinca sah seinem Gast direkt in die Augen. »Komm, mein Bruder, wir wollen ein wenig laufen. Ich zeige dir ein winziges Stück meiner Welt.« Er erhob sich, nahm seine Frau in die Arme, flüsterte ihr Worte zu, die in van Zants Ohren tröstend klangen. Lakir lächelte, ließ die beiden Männer alleine. In ihren Augen hatte es verdächtig geschimmert. Tränen?
    Eine ganze Weile gingen van Zant und Vinca schweigend über den breit angelegten Pfad, der vom Haus des

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