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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bann, er war ein Beses-sener im wahrsten Sinne des Wortes. Als Virna das erkannte, wehrte sie sich noch vehe-menter, denselben Weg wie er zu gehen.
     
    *
     
    Es kam die Zeit, da verlor Virna die Lust am Reisen. Sie ging kaum mehr aus dem Haus. Die goldenen Staubfontänen, die über den Himmel wanderten, der bei der Dämmerung violett verfärbte Himmel, der morgendliche Tau auf den Kakteen, das nächtliche Lich-terspiel der staubdurchsetzten Atmosphäre und der unwirkliche Widerschein der fernen paraplasmatischen Sphäre, wie Harzel die Dunkelwolke nannte, in die die Sonna Zwotta und ihre drei Planeten eingebettet waren - das alles hatte seine Faszination verloren.
    Diese Welt war für Virna nur noch unwirklich und ohne jeden Reiz. Auch die kindliche Unbekümmertheit der Zwotter war kein Ausgleich, Blinizzers Bemühungen, sie bei Laune zu halten, konnten sie von ihren trüben Gedanken nicht ablenken, seine Fürsorglichkeit wurde ihr zuwider. Es kam soweit, daß sie sich dazu hinreißen ließ, ihn zu beschimpfen. Blinizzer blieb daraufhin aus.
    Virna lernte die Einsamkeit kennen. Sie wartete in ihrer Kemenate, wie sie ihr geheimes Schlafzimmer nannte, von einer Sturmwarnung zur anderen, lauschte auf die Geräusche, wenn sich die automatischen Läden vor die Öffnungen schoben und auf das folgende Heulen des Sturmes oder das Trommeln der Hagelgeschosse.
    In ihrem Schlafsaal standen schon vier Skulpturen rund um das Bett, die eine Wand zierte ein kolossales Gemälde. Virna warf nur einen Blick hinein und wandte sich dann schaudernd ab.
    Immerhin war Harzel-Kold noch nicht dahintergekommen, daß sie ihre Nächte woanders verbrachte.
    Sie sah ihn nur selten. Er verbrachte immer noch die meiste Zeit in seinem musealen Mausoleum. Wenn er auftauchte, dann war seine erste Frage: „Hat man nichts von dem Zwotter gehört, der mir die Fälschung andrehen wollte? Ist er nicht zurückgekommen, um mir das Original der Aufsteigenden Tränen zu bringen?"
    Blinizzer mußte jedes Mal verneinen. Harzel-Kold war sichtlich enttäuscht.
    „Ich muß dieses Psychod haben", sagte er. „Verstehst du mich, Virna? Wenn ich von der Existenz eines Psychods erfahren, dann kann ich nicht eher ruhen, als bis ich es in mei-nen Besitz gebracht habe. Vielleicht befinden sich die Aufsteigenden Tränen gar nicht mehr auf Zwottertracht?"
    „Blinizzer hat mir gesagt, daß du die meisten der Psychode auf anderen Welten aufgetrieben hast", sagte sie.
    „Das ist richtig", bestätigte er. „Es war schwierig, sie zu erwerben. Aber es hat sich gelohnt... Wie ist dein Schlaf, Virna?"
    „Ausgezeichnet."
    „Glaubst du, dich überwinden zu können, mich in mein Heiligtum zu begleiten?"
    „Nein!" Sie schrie es fast - und lief davon. Sie sperrte sich in ihre Kemenate ein. Es dau-erte nicht lange, dann vernahm sie Blinizzers näherkommenden Gesang. Sie öffnete ihm.
    „Ach, wie Weh und Trauer", sang er ihr mit weinerlicher Stimme vor. „Fürchterlich Trau-er-Kopf und gedankenschwer."
    „Du hast es richtig erkannt", stimmte sie zu. „Es ist nicht mehr auszuhalten."
    „Aber nein und nein. Was Irrtum!" berichtigte Blinizzer. „Harzel-Kold aber Traurigkeit von dir."
    „Das hat er sich selbst zuzuschreiben", rechtfertigte sie sich. „Er kann von mir nicht ver-langen, daß ich mich den Sendungen der Psychode hingebe. Ich würde den Verstand verlieren."
    Blinizzer zog sich mit kreischendem Singsang zurück.
    Am nächsten Morgen blieb der Hagel aus. Virna begab sich auf die Terrasse. Das ganze Land war in Staubnebel gehüllt. Alles war grau in grau.
    Virna kehrte nach unten zurück, durchstreifte die endlos scheinenden Gänge der Burg.
    Um das Panzerschott zum Museum machte sie einen großen Bogen. Sie konnte dennoch nicht verhindern, daß sie Harzel in die Arme lief.
    Er bebte am ganzen Körper. Er hatte eine noch blassere Haut als sonst. Seine Augen brannten wie im Fieber.
    „Wo ist es?" herrschte er sie an und packte sie brutal an den Armen. „Wo hast du es?
    Was hast du damit gemacht?"
    Er schüttelte sie dabei so heftig, daß sie kein Wort hervorbrachte. Plötzlich ließ er sie los und holte mit der flachen Hand aus. Sie schrie mehr aus Überraschung als aus Angst vor Schlägen auf. Das brachte ihn zur Besinnung.
    Er ließ die Schultern kraftlos hängen und sagte mit apathischer Stimme: „Warum hast du das getan, Virna? Du hättest es nicht wegnehmen sollen. Sag mir wenigstens, wo du es versteckt hast."
    „Ich weiß nicht einmal, wovon du

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