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0856 - Der Drache aus dem Sumpf

0856 - Der Drache aus dem Sumpf

Titel: 0856 - Der Drache aus dem Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Bruchteil ihrer Kraft arbeiteten, schufen ein Dämmerlicht, das ihr ausreichte, sich zu orientieren.
    Aber dieses Licht reichte nicht überall hin. Hier und da blieben Seitenstraßen im Schatten. Und die Dunkelheit schien zu leben, wie in düsteren Träumen.
    Träumen, vor denen sie sich fürchtete.
    Eve hatte nie unter Alb träumen gelitten. Sicher, hin und wieder kamen sie vor, aber so selten, dass sie sich kaum daran erinnern konnte. Doch nun wurde die dunkle Ahnung in ihr immer stärker, dass sie künftig oft unter Albträumen leiden würde. Träume, in denen Marcus von etwas Unbegreiflichem verschlungen wurde.
    Sie seufzte. Langsam bewegte sie sich durch die Stadt, sah sich immer wieder um, ob ihr nicht etwas folgte.
    Ursprünglich hatte sie außen um die Stadt herumgehen wollen. Da sie recht klein war, wäre das wenig problematisch gewesen. Doch jetzt hatte sie Angst vor der dort herrschenden Dunkelheit. Allein wollte sie da nicht hindurchgehen.
    Da, wo Licht war, fühlte sie sich weniger bedroht.
    Ich hätte nicht allein hierherkommen sollen , dachte sie.
    Schließlich erreichte sie das andere Ende der Stadt. Die feste Straße endete hier. Sie bestand jetzt nur noch aus normaler, wenngleich fester Erde, und an den Rändern wuchsen Sträucher und kleine Bäume, die mit wachsender Entfernung zum Weg immer größer wurden. Ihre Kronen berührten die Höhlendecke, und es war nicht erkennbar, ob sie darin versch wanden oder ein Laubdach bildeten.
    »Wieso wächst hier überhaupt etwas?«, überlegte Eve halblaut. »Pflanzen brauchen doch Licht!« Und Licht hatte es hier nicht gegeben, bevor die Archäologen kamen.
    Oder…?
    Eve schluckte. Noch ein scheinbar unlösbares Rätsel, das diese versunkene Stadt umgab.
    Und hier irgendwo war doch die Stelle, wo sie Marcus Mercurys Skelett gefunden hatten!
    Plötzlich fühlte Eve Wynwick, dass sie nicht mehr allein war.
    ***
    Es war Nicole nicht entgangen, dass sich Eve Wynwick abgesetzt hatte, und sie sah die Studentin im Schacht verschwinden.
    Das konnte nicht gut gehen. Die Gefahr, die von dem Unbekannten ausging, war zu groß für jemanden, der sich mit diesen Dingen nicht auskannte.
    Also zog sich auch Nicole zurück. Sie tauchte kurz ins Zelt ab, nahm ihren E-Blaster aus dem Koffer und befestigte die Magnetplatte am Gürtel ihrer Shorts. Dazu kam ein Messer, dessen Scheide sie um den Oberschenkel schnallen konnte. Einen Leuchtstab nahm sie vorsichtshalber auch mit; sie hatte gesehen, dass die Studentin eine große Taschenlampe mitnahm. Also konnte es nicht schaden, sich selbst ebenfalls mit einer Lichtquelle zu versehen.
    So ausgerüstet, seilte sie sich ebenfalls ab. Der Motor der Winde lief so leise, dass er vom Wummern des Stromgenerators übertönt wurde.
    Nicole nahm an, dass der Blaster als Waffe ausreichte. Monster fürchteten das Feuer und waren daher auch anfällig gegen Laserstrahlen. Außerdem konnte Nicole im Notfall auch noch das Amulett zu sich rufen , das Zamorra an der Halskette vor der Brust trug. Wenn es blitzschnell von ihm zu Nicole wechselte, würde er zudem sofort wissen, dass sie in Gefahr war.
    Oder dass das Monster in Gefahr ist, dachte sie ironisch.
    Unten angekommen, sah sie sich um. Irgendwie war diese Stadt anders als die anderen. Sie war möglicherweise kleiner, und - sie war unversehrt. Der Zahn der Zeit hatte nicht an den Mauern genagt. 40.000 Jahre lang.
    Damals hatten sich die ersten Vorfahren der Menschen noch mit Bananen beworfen und mit den Köpfen erlegter Tiere Fußball gespielt. Und die Dämonen der Schwarzen Familie hatten die Erde in Machtbereiche geteilt, in denen ihre Sippenoberhäupter die uneingeschränkten Herrscher waren.
    Asmodis war da schon Fürst der Finsternis gewesen - der Asmodis, der vor etwa zwanzig Jahren der Hölle den Rücken gekehrt hatte, um fortan seine eigenen Interessen zu verfolgen.
    Nicole machte die ersten Schritte in die Stadt. Sie konnte Eve nicht entdecken, aber wo sonst als irgendwo in der Stadt sollte sie sein? Nicole ahnte, was die Studentin beabsichtigte. Sie wollte die Stelle aufsuchen, an der Mercurys Skelett gefunden worden war.
    Sie konnte das Mädchen nur zu gut verstehen. Zwei Liebende waren auf ewig voneinander getrennt worden, aber das Band zwischen ihnen existierte noch. So musste Eve Wynwick zwangsläufig noch einmal hinunter, in der Gewissheit, dass jetzt niemand sie hier unten mit dummen Bemerkungen stören würde.
    Nicole hätte es an ihrer Stelle sicher nicht anders

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