0858 - Horror-Teenie
sehr gut, daß der Fall noch nicht beendet war, denn so einfach würde Mandy es ihm nicht machen. Sie blieb noch immer mit Händen und Füßen am Boden. Die Augen hatte sie verdreht, und sie starrte Suko kalt an.
Da funkelten die Pupillen wie kalte Diamanten, Gefühle waren darin nicht zu sehen.
»Hoch!«
»Und dann?«
»Wir werden dich mitnehmen.«
Sie lachte nicht, sondern kreischte und fauchte zugleich. Das war eben ihr Lachen, das war auch der Triumph, denn sie kümmerte sich nicht um die Waffe. Plötzlich war sie da.
Sie oder…?
Suko wußte nicht mehr, was er denken sollte. Das Untier, der Schatten, wer oder was auch immer, kam ihm vor, als wäre es aus den dunklen Wolken auf ihn niedergefallen.
Jetzt erst wurde Suko klar, wer der eigentliche Killer in diesem Fall war…
***
Ich hatte einige Male den Kopf geschüttelt, was meinem Nebenmann sauer aufgestoßen war. »He, was ist mit dir los, Sinclair?«
»Sich in diesem Gestank zu bewegen…«
»Das ist nur hier. Außerdem stinkt es nicht immer so. Wenn der Wind weht, zieht er den Geruch heraus, weil es hier einige Kamine gibt, die nach oben führen.«
»So ist das.«
Dieser Bunker war wirklich nicht mein Fall. Ein schmutziger und stinkender Stollen, tief hineingetrieben in den Hügel, noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammend, was ich auch deutlich sah, denn einige Parolen des Widerstands waren noch an den Innenwänden zu entziffern.
Früher einmal hatte der Bunker den Hafenarbeitern als Schutzzone gedient, wenn deutsche Bomben London bedrohten. Ich entdeckte im Licht meiner kleinen Leuchte auch einige Bänke, die mit den Wänden fest vernietet waren.
Auch Malice hatte eine Taschenlampe mitgenommen. Manchmal tanzte das Licht über die Wände hinweg, dann huschte es über den Boden oder riß die alten Gegenstände aus der Finsternis, die mir aufgefallen waren.
Im Laufe der Jahre hatte es die Feuchtigkeit zudem geschafft, durch die Decke zu sickern. Irgendwo tropfte es immer, und auf dem unebenen Boden hatten sich schon Pfützen gebildet.
Ich wollte endlich wissen, wo sich dieser Notausgang befand.
»Wir sind gleich da!« sagte Malice. »Glaubst du, daß die Killerin dort hockt?«
»Keine Ahnung, aber sie wird kommen.«
»Das weißt du genau?«
»Ja, denn sie will euch. Nur euch, verstehst du? Sie will hier die Macht übernehmen, und ich rechne stark damit, daß sie dich auf ihre Liste gesetzt hat. Nimmt sie den Ratten erst einmal den Anführer, dann verlassen sie auch das sinkende Schiff.«
»Tolle Logik.«
»Die sicherlich stimmt.«
Malice hielt den Mund. Meine letzten Worte hatten ihn nachdenklich werden lassen. Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, dann mußte er davon ausgehen, daß es ihn erwischte. Daß er auf der Liste stand und nichts dagegen tun konnte. Es gab für ihn kein Versteck, in dem er vor seiner Verfolgerin sicher war. Alles hing noch in der Schwebe. Hier belauerten sich die Parteien gegenseitig.
Malice ging schneller als ich. Er drehte sich auch zur Seite, und ich sah die Nische in der Wand und auch die schmale Tür. »Hier, das ist der Ausgang.«
»Danke.« Ich schob Malice zur Seite. »Ist die Tür verschlossen?«
»Nein, nie. Wir schneiden uns doch nicht ins eigene Fleisch. Sie ist natürlich offen.«
»Gut, bleib zurück.«
»Wieso? Ich…«
Ich schaute ihn kalt an. Er nickte und verschwand tatsächlich im Dunkel. Nur das Rund der Leuchte sah aus wie ein bleiches Auge in der finsteren Nacht.
Seit dem Bau des Bunkers war die Tür in dieser Nische nicht mehr erneuert worden. Ich schaute sie mir an, untersuchte auch die Eisenklinke, die auf dem Weg nach unten jämmerlich quietschte.
Beim ersten Versuch klemmte die Tür.
Ich nahm einen zweiten Anlauf. Sie bewegte sich, schabte über den Boden, und plötzlich schien mir die alte Eisentür entgegenzufliegen.
Ich starrte nach draußen.
Es war dunkel.
Aber ich hörte die Schreie!
***
Hat ein Schatten ein Gesicht? Kann ein Schatten töten? Kann er sich wehren, kann er angreifen, kann er sich mit Klauen und Zähnen verteidigen? Kann er all das, was Menschen auch können?
Diese Fragen schossen Suko durch den Kopf, als er versuchte, sich von dem zu befreien, was über ihn gekommen war. Ein Schatten, der trotzdem Gestalt angenommen hatte, der riesig war und einem Raubtier ähnelte. Ein Schatten, den Suko auch spüren konnte. Seine Hände griffen in das kompakte Fell hinein, sie fühlten auch Haut und anderen Widerstand, und Suko hatte zudem den Eindruck, daß sich
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