0858 - Horror-Teenie
die Reihe, aber ich zerrte daran.
Etwas riß.
Ich hörte einen schrillen Schrei, dann riß sich Mandy Friedman von mir los. Sie drehte sich zur Seite, die Hände hielt sie gegen ihr Gesicht gepreßt, und ich sah auch, daß sich der Schatten von ihr gelöst hatte.
Suko griff ein. Er nahm seine Peitsche, er schlug damit zu. Ich konzentrierte mich auf seine Waffe, die durch den Schatten raste, ohne ihm aber etwas anhaben zu können.
Dann endlich hatte ich das Kreuz frei!
Und ich sprach die Formel!
»Terra pestem teneto - Salus hic maneto!«
Es geschah - nichts!
***
Beide - Suko und ich - waren wie erstarrt und konnten es nicht fassen. Suko flüsterte etwas, während ich auf mein Kreuz schaute, ungläubig natürlich, denn das hatte ich selten oder sogar noch nie in dieser Form erlebt.
Trotzdem hatte es sich erwärmt. Und diese Wärme breitete sich aus. Sie floß durch das Metall, und sie griff über auf mein Handgelenk wie eine Hitzewelle.
Mandy Friedman starrte mich an. Der Pelz lag wie ein dunkler Schatten auf ihrem Gesicht.
Plötzlich fing sie an zu schreien.
Das war der Augenblick, wo das Ankh Feuer fing. Das Henkelkreuz war innerhalb eines Augenblicks zu einem blutroten Fanal geworden, das sich selbst nicht löste, aber seine Kraft gegen Mandy Friedman schleuderte.
Teile ihres Gesichts brannten.
Es waren genau die Stellen, auf denen der Pelz gewachsen war. Da glomm das Feuer, bestehend aus einer beißenden Glut und umtanzt von kleinen Flämmchen.
Der Schatten krümmte sich. Er rollte sich ineinander, wurde kleiner und kleiner, dann war er weg.
Bastets Geist hatte seine Dienerin verlassen. An den Folgen aber hatte sie zu leiden.
Das Gesicht bestand zur Hälfte aus Glut. Wir rochen die verbrannte Haut, und als Mandy die Hände senkte, sah sie einfach schrecklich aus.
Ohnmächtig kippte sie mir entgegen, und ich fing sie auf…
***
Wir gingen mit ihr zurück, aber nicht durch den Bunker. Ich trug sie auf den Armen, und wir schwiegen auf unserem Weg. Fitty Jones und Malice hatten sich uns angeschlossen. Beide hielten Distanz, denn sie wollten uns nicht stören.
Suko ließ mich dann allein. Er hetzte mit langen Schritten auf den Rover zu, um von dort zum zweitenmal in dieser Nacht eine Ambulanz zu alarmieren.
Diesmal war es endgültig. Da hatte es die Initiatorin erwischt. Viele Fragen waren offengeblieben.
Ich hoffte, daß die junge Frau nicht starb und ich irgendwann von ihr Antworten auf die Fragen bekam, wie sie es geschafft hatte, so sehr mit der Katzengöttin Bastet zu harmonieren. Es mußte einen Vorfall in Ägypten gegeben haben.
Ich hatte sie auf eine Wolldecke neben dem Rover gelegt. Fitty Jones hielt die Bande der Kanal-Ratten zurück, die alle ziemlich betreten aus der Wäsche schauten. Sie hatten etwas erlebt, was sie sich nicht erklären konnten. Ob sie daraus Lehren für die Zukunft ziehen würden, war zu bezweifeln.
Plötzlich schlug Mandy die Augen auf. Sie waren unversehrt, ebenso die Nase. Selbst der Mund war verschont geblieben. Nur die Gesichtshaut war an den Wangen verkohlt. Sie mußte wahnsinnige Schmerzen haben, aber sie wimmerte nicht einmal.
Unsere Blicke trafen sich.
»Du?«
Ich nickte.
»Wie hast du sie besiegt?«
»Das Leben hat den Geist besiegt, Mandy, nur das Leben. Nicht ich, verstehst du?«
»Nein, nicht.«
»Das Ankh ist das Leben. Es hat sich gezeigt. Es wollte sich über die Schatten stellen und sie dorthin zurückdrängen, wohin sie auch gehören. In die Tiefen der Vergangenheit…«
Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Mandy hörte nicht mehr zu. Ich fühlte nach ihrem Herz- und Pulsschlag.
Nichts mehr.
Als Suko zurückkam und etwas melden wollte, schüttelte ich schon im voraus den Kopf. »Keinen Rettungswagen mehr, Alter.«
»Einen Leichenwagen?«
»Leider.«
Der Inspektor hob die Schultern. Er hatte sein Taschentuch genommen und tupfte auch aus seinem Gesicht das Blut.
Ich blieb neben Mandy Friedman knien und schloß ihr irgendwann die Augen…
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher