0858 - Horror-Teenie
Mandy dunkle Kleidung. Sie liebte weiches Leder, das wie eine zweite Haut auf ihrem Körper lag. Die Hose war eng, aber so geschmeidig, daß sie sich darin ohne Störungen bewegte. Nichts klemmte, nichts kniff, auch nicht bei dem engen Oberteil, das als Jacke geschnitten war und eine Handbreite über dem Gürtel endete, so daß die nackte Haut zwischen Hose und Jacke hindurchschimmerte.
Mandy, die vor dem Spiegel stand, lächelte. Sie sah deutlich, daß sich die Brustwarzen unter dem dünnen Leder abhoben, und sie gestand sich ein, daß sie verdammt sexy aussah.
Sie war der Typ Kindfrau.
Der Schmollmund, das runde Gesicht, die kurzen Haare, die kleine Nase, so ähnlich hatte früher einmal eine französische Filmschauspielerin ausgesehen, die als Sexsymbol die Männer verrückt gemacht hatte. Sie ähnelte ihr, aber noch mehr einer gewissen Isabelle Adjani, die von Mandy verehrt wurde. Wenn möglich, ließ sie keinen Film aus, in der Isabelle mitspielte. Nur die kurzen Haare paßten nicht zum Adjani-Outfit, was Mandy nicht weiter störte, denn lange Haare waren oft genug ein Hindernis. Sie wußte, wovon sie sprach, denn früher einmal hatte sie die Haare lang getragen und bei einer Auseinandersetzung mit zwei jungen Burschen waren sie ihr büschelweise ausgerissen worden.
Das würde heute nicht mehr geschehen.
Einen letzten Blick warf sie in den Spiegel. Sie war mit sich zufrieden, auch mit der Farbe ihrer leicht schrägstehenden Augen. Diese grünen Pupillen erinnerten in der Tat an die Augen einer Katze. Auch bei ihr waren sie nicht nur grün, sondern schimmerten in verwandten Farben. Sie kam der Katze immer näher, und sie spürte auch deren Schatten wie einen Leibwächter.
Es war ihr vor allen Dingen in den letzten Stunden aufgefallen. Da hatte sich ihr Inneres verändert.
Es war wie eine Warnung und eine gleichzeitige Beruhigung gewesen. Mandy hatte daraus die Konsequenzen gezogen. Beweise gab es nicht, nur rechnete sie damit, daß die folgenden Stunden verdammt gefährlich werden konnten, wobei sie selbst sich nicht zu fürchten brauchte.
Die Spannung ließ sich nicht leugnen. Noch einmal strich sie mit den Handflächen über das Leder, als wollte sie dort jede Falte glätten, lächelte sich zu - und schrak zusammen, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, nicht mehr allein zu sein.
Da war etwas!
Mandy war irritiert.
Sie schaute sich um, änderte aber ihren Platz vor dem Spiegel nicht. Das kleine Zimmer hinter ihr war leer. Sollte ich mich so geirrt haben? fragte sie sich.
Nein, das nicht.
Kein Irrtum!
Sie spürte die Kälte auf ihrem Gesicht. Dann lauschte sie, doch es war nichts zu hören. Im Zimmer blieb es still, wobei sich der Eindruck, nicht mehr allein zu sein, verstärkte.
Wieder warf Mandy einen Blick in den Spiegel.
Da sah sie den Schatten!
Sehr deutlich zeichnete er sich auf der Spiegelfläche ab, obwohl sich niemand in ihrer Nähe befand, der den Schatten hätte dorthin werfen können.
Er war einfach da, und es war ein Schatten, der ihr plötzlich keine Furcht mehr einjagte.
Im Spiegel sah sie schwach den dunklen Umriß eines Katzenkopfs, in dessen Gesicht sich für einen Moment zwei schimmernde Augen hervorschälten.
Mandy öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Sie hob den Arm, als wollte sie nach dem Katzenschatten greifen. Der aber verschwand ebenso plötzlich, wie er erschienen war.
Mandy atmete tief durch. Sie zitterte, aber sie fühlte sich nicht schlecht, denn man hatte ihr eine bestimmte Nachricht übermittelt, die sie eigentlich froh stimmen mußte.
Sie war nicht mehr allein. Jemand beschützte sie und gab auf sie acht. Und das war gut so. Sie war nicht allein. Die Nacht auf der Lichtung hatte Früchte getragen.
Die große Freude drang durch. Das Gesicht der Katze im Spiegel kam ihr vor wie das einer Freundin, zu der sie sich stark hingezogen fühlte. Und das würde auch so bleiben.
Die Katze und sie, der Mensch!
Zwei verschiedene Personen, sogar zwei verschiedene Persönlichkeiten, aber dennoch eine Einheit.
Konnte ein Mensch fühlen wie eine Katze?
Mandy Friedman wußte es nicht. Nur hatte sie den Eindruck, diesem Tier sehr, sehr nahe zu sein.
Sie öffnete den Mund. Es hätte sie gewundert, wenn anstatt eines Atemstoßes ein Fauchen über ihre Lippen gedrungen wäre.
Das Schattenbild der Katze verschwand. Der Spiegel hing wieder normal vor ihr an der Wand.
Mandy trat zurück. Sie drehte sich um und verließ das winzige Bad, das noch ihr Vater eingebaut hatte. Er
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