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0858 - Missgeburt

0858 - Missgeburt

Titel: 0858 - Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Satans, und das Skelett einer namenlosen Kreatur aus der grauen Vorzeit dieser Welt.
    Das Skelett lebte nur dank der schwarzen Magie des Erzdämons, die seinen Knochen untotes Leben einhauchte. Es besaß keinen eigenen Verstand und keinen Willen, nur kreatürliche Bedürfnisse.
    Diese teilte es seinem Herrn auf telepathischem Weg mit. Töten. Ich möchte töten.
    Zuerst dachte Lucifuge Rofocale darüber nach, den Wunsch zu ignorieren. Doch er entschied sich anders, denn jedes Mal, wenn das Skelett mordete, würden seine Aggressionen und seine Blutgier weiter wachsen. Und das war nur von Vorteil, wenn es in den finalen Kampf gegen den Zwitter ging.
    Satans Ministerpräsident zog die Schwingen an und sauste dem Boden entgegen. Er musste sich nicht erst vergewissern, dass seine Kreatur ihm folgte.
    In etwa zehn Metern Höhe stoppte er den Sinkflug und trieb mit leichtem Flügelschlag in einem kühlen Aufwind. Er hielt Ausschau nach Opfern. Sein Blick durchdrang nahezu mühelos die Schwärze der Nacht.
    Er entdeckte einige kleinere Tiere, doch das waren keine befriedigenden Opfer. Es mussten intelligente Geschöpfe sein, wenn ihre Lebenskraft…
    Lucifuge Rofocale stieß einen triumphierenden Schrei aus. Er erinnerte sich.
    Brakila!
    Hatte ihn sein Gedächtnis letzten Endes also doch nicht im Stich gelassen! Es war nur lange her gewesen - zu lange.
    Geh auf die Jagd und reiße Opfer, signalisierte er dem Skelett. Lass deinen Trieben freien Lauf und stärke dich. Ich werde bald zurückkehren!
    Blitzartig war die Erinnerung an die Legende aus der Frühzeit der Weltenwerdung in ihm aufgestiegen. Wie hatte er es nur vergessen können! Aber so sehr er sich das Hirn zermarterte, konnte er sich an keine Details erinnern.
    Der Ministerpräsident Satans kehrte in die Hölle zurück. Die Schwefelklüfte empfingen ihn heiß und stickig.
    Er war in einem Bereich materialisiert, den nicht viele Dämonen ungestraft betreten durften. Ganz in der Nähe der undurchdringlichen Flammenwand, hinter der KAISER LUZIFER residierte. Einer der ältesten Orte der Schwefelklüfte.
    Das war angemessen. Wenn er irgendwo fündig wurde, dann hier. Denn die Informationen, die er suchte, reichten weit in die Vergangenheit.
    Weiter als die Lebenszeit der meisten Dämonen. Vielleicht wusste nur LUZIFER persönlich darüber Bescheid, was sich damals wirklich abgespielt hatte. Alle anderen mussten sich mit Legenden und verbrämten Geschichten zufriedengeben.
    Brakila… eine mythische Welt, auf der vor Äonen gewisse Vorbereitungen getroffen worden waren, wenn die Überlieferung der Wahrheit entsprach. Das, was Lucifuge Rofocale mit eigenen Augen gesehen hatte, sprach dafür.
    Er fluchte.
    Die wolfsähnlichen Archivare fielen ihm erst jetzt wieder ein. In der Hektik und der überwältigenden Erinnerung hatte er sie glatt vergessen.
    Er hetzte durch die Gänge, verließ diesen Bereich, flog über urwüchsige, sich ständig verändernde Bereiche der Hölle; raste durch die Lüfte, über Bergmassive und weite Täler, die von Flüssen ebenso durchzogen wurden wie von Feuerseen, aus denen heiße Lava schwappte und das Gelände der Ufer versengte.
    Er hätte sich auch direkt an sein Ziel versetzen können, aber er genoss den rasenden Flug. In dieser Zeit sammelte er seine Gedanken.
    Welche Ironie.
    Ausgerechnet in Brakila bahnte sich die letzte Auseinandersetzung an.
    Der Zwitter war schwach - genau der richtige Zeitpunkt, ihn zu erledigen. Lucifuge Rofocale würde nicht eher ruhen, bis dieses Übel beseitigt war. Selbst wenn der Zwitter entkommen sollte, würde er ihm nachjagen. Ihn durch tausend Welten und Dimensionen hetzen, wenn es sich als nötig erweisen sollte.
    Es war Zeit. Höchste Zeit! Lucifuge Rofocale, der Herr über die Hölle der Unsterblichen , würde die Demütigung und Provokation nicht länger hinnehmen.
    Wenig später platzte er in die Versammlung der Archivare.
    Überall lagen dicke Folianten ausgebreitet, einige der Dämonen saßen sich gegenüber und waren offensichtlich in ein magisches Ritual versunken. Ihre Gliedmaßen berührten sich, die Augen blickten starr ins Leere.
    »Gebieter«, rief der Wolfsartige, der schon zuletzt als Sprecher fungiert hatte. »Ihr seid früher als geplant. Wir sind noch mitten in den Forschungen.«
    »Gibt es bereits Erkenntnisse?«
    »Meister, Eure Anfrage führt in graue Vorzeit. Wir versuchen, die Geister alter Wissender zu beschwören. Bislang können wir nur die alte Legende vorweisen, von der Ihr

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