086 - Der Alptraum-Dämon
Betrachten Sie es als Erfüllung Ihres letzten Wunsches.«
Er gab dem Cyborg ein Zeichen, und zur Abwechslung stieß der Mord-Roboter mich vorwärts. Ich ließ es mir gefallen. Noel Bannister und Fred Arness mußten mir folgen. Auch Robert McEveely kam mit.
Es mußte Atax, die Seele des Teufels, sein. Ich glaubte, die Gefährlichkeit dieses Mannes zu spüren. Eine dämonische Gefahr, vor der sich sogar Mortimer Kull beugte.
Wir fanden alle Platz in einem großen Aufzug, der uns zwei Etagen unter die Erde und somit auch unter das Meeresniveau brachte. Die Chemiker, die in Kulls Laboratorium am Werk waren, stellten vorübergehend ihre Arbeit ein.
Ich wollte wissen, was hier produziert wurde, doch das verriet mir Kull nicht.
Durch eine Panzertür gelangten wir in einen düsteren Raum.
Ich sah einen riesigen Glaszylinder, und mir stockte der Atem, als ich sah, was sich darin befand.
Ein nacktes Mädchen von großer Schönheit, aber mit zwei gravierenden Fehlern.
Fehler Nummer eins war, daß sie keine Füße hatte, sondern daß ihre Beine in die große Schwanzflosse eines Fisches übergingen.
Und Fehler Nummer zwei waren die beiden Vampirhauer, die lang und spitz über ihre Unterlippe ragten.
Wir hatten eine Vampirnixe vor uns!
***
Sie drehte sich und starrte mich durch das Glas feindselig an.
Mortimer Kull nannte ihren Namen. Sie hieß Melissa.
Ein Vampir, der im Wasser leben konnte! Das hatte es bisher noch nicht gegeben.
Kull gab unumwunden zu; daß es ihm ohne Atax' Hilfe nicht gelungen wäre, dieses Wunder zu vollbringen, und er warf McEveely einen dankbaren Blick zu. Jetzt gab es für mich keinen Zweifel mehr. Robert McEveely war Atax!
Wir erfuhren, wie Atax die Vampirin gefangen und hierher gebracht hatte, und Kull erzählte von der schwierigen Umwandlung, die seine Männer mit Atax Hilfe an Melissa vorgenommen hatten.
Zum »Dank« dafür hatte die Blutsaugerin den Chef-Chirurgen kurz darauf getötet.
Dann befahl Kull dem Cyborg, uns mit Metallschellen an eines der im Raum befindlichen Rohre zu fesseln.
Der Roboter machte mit Fred Arness den Anfang, nahm sich dann Noel Bannister vor und fesselte mich neben diesen. Mir war plötzlich verdammt mulmig zumute.
Hatte er vor, Melissa aus dem Behälter zu holen und auf uns zu hetzen?
Der wahnsinnige Wissenschaftler lächelte. »Ich sehe Ihnen an, daß Ihnen inzwischen ein ganzer Kronleuchter aufging, Mr. Ballard.«
»So könnte man es nennen«, erwiderte ich.
»Halten Sie meine Idee nicht ebenfalls für genial?«
»Nun, genial würde ich sie trotz ihrer Einmaligkeit nicht nennen«, widersprach ich dem Wissenschaftler. »Eher für die krankhafte Ausgeburt eines größenwahnsinnigen Geistes.«
Kull lief krebsrot an und war dicht daran, mir an die Kehle zu gehen. Doch dann fing er sich wieder und fuhr mühsam beherrscht fort: »Caan und Redmond haben ihre Männer bis an die Zähne bewaffnet, und sie lassen niemanden an die ALBATROS heran. Aber ich weiß, wie ich sie überlisten kann. Auf Melissa können sie schießen, bis ihnen die Munition ausgeht. Das nützt ihnen gar nichts. Sie können die Vampirin nicht töten, denn sie ist eine Untote. Niemand kann Melissa daran hindern, an Bord der ALBATROS zu gehen. Das Problem, das es zu überwinden galt, war, einen Vampir dazu zu bringen, seine Scheu vor dem Wasser abzulegen und sich darin zu bewegen, als wäre es sein Element. Mit Atax' Unterstützung schuf ich dieses neue Wesen. Melissa kann unter Wasser bleiben, solange sie will, und sie kann an Land gehen, wann immer sie Lust dazu hat. Sie wird mir den Jadegott bringen, und zur Belohnung darf sie das Blut meiner erbittertsten Feinde trinken.«
Kull blickte Fred Arness, Noel Bannister und mich an und sagte dann kopfschüttelnd: »Es steht nicht gut um Sie drei. Ihre frechen Reden, Mr. Ballard, dürften Ihnen bald vergangen sein. Wenn Melissa zurückkommt, müßt ihr sterben.«
Diesmal, das spürte ich, sagte Mortimer Kull die Wahrheit.
Es sah wirklich nicht gut für uns aus.
***
Melissa schwamm zielstrebig von der Insel fort. Sie würde zurückkommen und Kull die Statue bringen, das stand fest. Sie hatte eingesehen, daß es keinen Sinn hatte, sich Atax, die Seele des Teufels, zum Feind zu machen. Vor Kull hatte sie keine Angst, aber Atax war stärker als sie, und wenn sie jetzt geflohen wäre, hätte der Dämon so lange nach ihr gesucht, bis er sie gefunden hatte, und dann wäre es ihr ans schwarze Leben gegangen.
Die Vernunft hatte gesiegt. Sie
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