086 - Und nachts kam der Vampir
von Fledermäusen schon so seltsam sein?«
»Waren Sie vorher schon einmal in einer Höhle, in der Fledermäuse hausen?«
»Gott sei Dank nicht.«
»Aber ich. In meinen Gammler Jahren war ich auch in Mittelamerika. In Mexiko, genau gesagt. Ich bin damals auf einen Trupp amerikanischer Wissenschaftler gestoßen, die im Auftrag der mexikanischen Regierung Jagd auf Fledermäuse machten. Auf eine ganz spezielle Art sogar. Die Vampire. Sie sind in manchen Landstrichen zu einer regelrechten Plage geworden. Sie über-tragen die Maul- und Klauenseuche. Die Mexikaner wollen die Vampire mit allen Mittel ausrotten. Ich habe mir damals bei einem dieser Vernichtungstrupps ein paar Dollar verdient.«
»Und was hat das alles mit dieser Höhle hier zu tun?«
»Wir haben nicht immer die Höhlen von Vampiren gefunden. Sie müssen wissen, daß die anderen Fledermausarten, die sich von Insekten ernähren, durchaus als eine Art biologisches Regulanz bei der Schädlingsbekämpfung gelten und deshalb auch sehr geschätzt werden. Nur die Vampire mag man nicht. Und ich bin auch in den Höhlen normaler Insektenfresser gewesen. Ihre Exkremente sind gelblich bis grünlich. Die in dieser Höhle sind schwarz.«
»Und?«
»Die von Vampiren sind auch schwarz. Weil sie sich ausschließlich von Blut ernähren.«
»Und Sie folgern jetzt daraus...?«
»Daß in dieser Höhle Vampire hausen. Stimmt. Der einzige Haken dabei ist, in unseren Breiten gibt es keine Vampire. Und noch etwas. Wenn Sie in eine Höhle kommen, in der Fledermäuse die Nacht abwarten, dann stinkt es erstens so wie hier, aber die Exkremente sehen anders aus. Sie sehen normalerweise aus — verzeihen Sie den Vergleich, ich will Ihnen den Appetit nicht verderben —, aber sie sehen tatsächlich aus wie ein grünlicher Streuselkuchen. Hier ist der Streuselkuchen schwarz, um einmal beim Vergleich zu bleiben.«
»Hören Sie auf. Ich habe schon ein Würgen in der Kehle.«
»Dann geht es Ihnen nicht besser als mir. Haben Sie die berühmten Plastiktütchen dabei, in denen an Tatorten die Indizien für einen Justizirrtum eingesammelt werden?«
»Reichlich respektlos, was Sie hier wieder vom Stapel lassen. Aber Plastikbeutel habe ich dabei. Was wollen Sie damit?«
»Indizien aufsammeln. Ich hätte gerne, daß Sie dieses Zeug im Labor untersuchen lassen. Geben Sie mir jetzt einen? Und halten Sie mal die Lampe.«
Der Reporter holte sein Taschenmesser heraus und hob mit der Klinge ein paarmal von der Masse ab und ließ sie in den Plastikbeutel rutschen. Er verschloß ihn sorgfältig und reichte ihn dem Kriminalbeamten.
Der nahm ihn nur ungern und zögernd entgegen.
»Meinetwegen«, sagte er. »Lassen wir das Zeug eben untersuchen Ich habe den Leuten aus dem Labor ohnehin eines auszuwischen. Sollen sie sich mal die Köpfe darüber zerbrechen, was Sie hier Schönes aufgesammelt haben. Wenn Sie mir jetzt noch sagen könnten, was das Ganze mit dem Mordfall Wenlein-Klein zu tun haben soll, dann wäre ich einigermaßen glücklich.«
»Das weiß ich selbst noch nicht genau«, mußte Ferdy Wilkin zugeben. »Manchmal laß ich meinen Verstand ausruhen und gehorche nur meinen Gefühlen.«
»Dann hoffe ich nur, daß wenigstens Ihre Gefühle etwas taugen«, sagte Klaus Högl trocken.
Anschließend inspizierten sie die Höhle noch weiter und kamen auch bis in die Grotte.
Doch den Verursacher des Schmutzes sahen sie nicht.
Herrman Kreger grinste dünn, als sie zum Eingang zurückkamen.
***
Sofort nachdem Herrman Kreger auf den Hof zurückgekommen war, schickte ihn der Bauer in den Stall, um dort auszumisten und frisches Stroh aufzuschütten. Als der Knecht aus dem Stall kam, stand der Bauer schon wieder vor der Tür.
»He, Herrman. Mach schnell. Du mußt zum Einkaufen. Die Frau ist in die Stadt gefahren.«
»Aber doch nicht so, wie ich jetzt bin?«
»Dich schaut sowieso niemand an«, meinte der Bauer. »Nun mach schon endlich. Oder soll ich dir eine schriftliche Einladung schicken?«
»Ich komm ja schon.«
Herrman Kreger wischte sich mit dem Unterarm über die schweißnasse Stirn.
»Der Zettel liegt in der Einkaufstasche, und die Tasche steht im Flur«, sagte der Bauer. »Und beeile dich ein wenig. Ich habe keinen Tabak mehr.«
Herrman Kreger überlegte ernsthaft, ob nicht sein Bauer das nächste Opfer sein sollte, aber er verwarf den Gedanken sofort wieder. Es hatte keine Eile mit dem Tod des Bauern. Er würde noch früh genug in die Grube fallen müssen.
Der junge Mann schaute
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