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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alles ganz anders geworden. Die Zwillinge hatten ihren geschützten Raum hinter den dicken Mauern verlassen und befanden sich in der Freiheit.
    Es war Frühsommer, auf den Bergen war der meiste Schnee geschmolzen. Die Bäche bahnten sich ihren Weg durch die dichten Wälder talwärts, wo sie in der Südhälfte des Tessins in einen der Seen mündeten.
    Die Natur war erwacht. Die Bäume hatten ihr grünes Kleid angelegt, die Sommerblumen verbreiteten ihren Duft auf den Wiesen. Die Bergspitzen im Norden lagen frei, wobei auf vielen Gipfeln noch der Schnee glänzte, denn die Sonne stand an einem beinahe wolkenfreien Himmel.
    Es war auch die Zeit der ersten Bergwanderer, aber noch nicht die des großen Touristenansturms, abgesehen von den beiden Seen unten im Tal. Ins nördliche Tessin verirrten sich nur wenige Touristen, und wenn, dann waren es die echten Kenner.
    Das nächste Dorf lag zwar in Sichtweite des Klosters, wenn jemand einen günstigen Platz mit einem ebenso günstigen Blickwinkel erwischt hatte, und trotzdem lagen zwischen beiden Orten beinahe Lichtjahre. Keiner aus dem Ort besuchte das Kloster, und vom alten Gemäuer her traute sich auch niemand in den Ort, abgesehen von Gitta, der Anführerin, aber die begleitete die beiden Jungen nicht.
    Sie waren allein. Sie hielten sich an der Hand, und sie benahmen sich beinahe wie zwei Kinder oder wie zwei Trolle, die ihre Höhle im Wald verlassen hatten.
    Daß sie Strickkleidung trugen und kleine Schuhe an den Füßen, störte sie nicht. Sie strahlten etwas aus, daß man nicht sehen, höchstens fühlen konnte, und es waren genügend Tiere in der Nähe, die von dieser Aura gestreift wurden.
    Ob Mäuse, Wiesel, Eichhörnchen, auch Füchse, sie alle versteckten sich oder flohen, sobald sie spürten, daß etwas in ihre Nähe geriet. Selbst Vögel flatterten hoch und stiegen mit lautem Kreischen auf zum stahlblauen Himmel.
    Die Zwillinge machten sich nichts daraus.
    Sie wanderten weiter. Die Gesichter zu einem bösen Lächeln verzogen. Die Münder verzerrt, die Augen kalt wie die Eisstücke eines Gletschers.
    Sie waren noch normal vom Kloster weggekommen. Der Weg verwandelte sich in einen schmalen Pfad, der zwischen den Felsen einherführte und schon bald, als die großen Steine verschwanden, in ein Unterholz eintauchte, das von einem frischen, üppigen Grün umgeben war.
    Den Weg kannten sie, obwohl sie ihn noch nie gegangen waren. Der Wald nahm sie mit seinem fleckigen Dämmer und auch seiner Stille auf. Die beiden waren kaum zu sehen. Sie tappten mit ihren Füßen über den vom letzten Nachtregen noch glatten Pfad hinweg, hielten sich mal an einem tiefhängenden oder an einem schmaleren Ast fest und sprangen auch hin und wieder über Hindernisse hinweg.
    Die Richtung behielten sie bei. Noch verdeckten die Bäume eine Sicht auf den kleinen Ort, aber dort, wo es heller war, weil das Sonnenlicht freie Bahn hatte, lichtete sich der Wald. Dort waren Menschen, die Tiere, das Leben die Opfer.
    Hunger!
    Er bedrängte sie, er ließ sie noch schneller gehen. Sie brauchten Fleisch, sie mußten stark, sehr stark sein, wenn sie ihre Rachetour durchziehen wollten. Es durfte kein Warten geben, keine Rücksicht, sie mußten einfach egoistisch sein, und sie würden sich holen, was sie brauchten.
    Die Menschen in diesen Bergdörfern waren arm. Der Boden ernährte die Familien nicht, deshalb arbeiteten viele Familienväter unten in den Tälern, wo sich auch die kleinen Industriebetriebe befanden, oder sie verdienten ihr Geld in der Gastronomie.
    Da blieben die urigen Bergdörfer oft männerleer zurück, abgesehen von den wenigen Alten, die im Sonnenschein oft vor ihren Steinhäusern saßen und über ihre Vergangenheit sinnierten.
    Die Zwillinge hatten sich genau den Ort ausgesucht, aus dem auch ihre Mutter stammte. Naomi war bei Verwandten aufgewachsen und nach der Geburt spurlos verschwunden. Ihre Tante Serafina hatte es aufgegeben, nach ihr zu suchen, es hatte keinen Sinn mehr gehabt.
    Sie waren zwar jung, dennoch kannten sie sich aus. In ihren Hirnen steckten Informationen, die ihnen von ihrem Vater mitgeteilt worden waren, und sie konnten sie jetzt ausspielen.
    Sie schlichen heran.
    Noch tiefer duckten sie sich, denn sie wollten nicht, daß sie gesehen wurden. Wenn sie jemand sehen sollte, dann bestimmten sie den Zeitpunkt.
    Plötzlich blieben sie stehen.
    Sie hatten ein Geräusch gehört. Ein scharfes Zischen, nicht weit von ihnen entfernt. Zugleich hörten sie eine Stimme und

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