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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte sich aus dem Tal vor zwölf Jahren ein Mädchen zur Frau genommen, und er lebte gern mit ihr zusammen, wobei er mittlerweile dreifacher Vater geworden war. Ihm gehörte das Haus, auch etwas Land, einige Ziegen, auch zwei Kühe, aber das Geld verdiente er in einer Spinnerei in Bellinzona. Die Woche über lebte er dort mit seinen Kollegen in einem großen Containerhaus, und für ihn war es ungemein wichtig, am Wochenende nach Haus zu seiner Frau und den beiden Kindern zu kommen.
    In dieser Woche hatte er sich Urlaub genommen. Er mußte einige Dinge regeln, vor allen Dingen am Haus Reparaturen vornehmen, die wichtig waren. Unter der Schneelast im Spätwinter war die Dachrinne seines Hauses zusammengebrochen. Um sie wieder in Ordnung zu bringen, brauchte er Zeit. Nebenbei wollte er auch noch die Wiesen mähen, eine Fläche, die geradewegs am Hang lag.
    Luigi Walter mußte immer schräg stehen, um das Gleichgewicht zu halten.
    Der Hund Tomi gehörte ebenfalls zur Familie. Er gehorchte aufs Wort. Sie hatten ihn vor Jahren als kleines Bündel gefunden und aufgezogen. Er war ihnen treu ergeben, und die Reaktion verstand Luigi Walter nicht.
    Was war nur mit dem Hund los? So hatte er sich noch nie verhalten. Er war ungemein aggressiv geworden und gleichzeitig auch ängstlich. Er hatte sich nicht mehr zurückhalten lassen, war über die Grenze der Wiese hinausgestürmt und verschwunden.
    Aber wohin?
    Luigi wußte es nicht. Am nahen Wald hatte er ihn zum letztenmal gesehen, dann mußte sich Tomi in das Unterholz geworfen haben. Er hatte noch das Krachen der Zweige gehört und auch das Rascheln des alten Laubs, dann aber war es still geworden, bis auf ein paar dumpfe Geräusche, die klangen, als hätte ein Angler einen Fisch mit dem Kopf zuerst mehrmals gegen einen Stein geschlagen.
    Luigi Walter machte sich um den Hund Sorgen. Ein kalter Schauer rann über seinen Körper.
    Es war seine vertraute Umgebung, in der er sich bewegte. Aber diese Vertrautheit nahm er nicht mehr so wahr. Sie war verschwunden. Obwohl die Sonne noch schien, kam ihm alles so kalt und unwirtlich vor. Der Waldrand war für seine Auffassung dichter geworden. Wo es früher Lücken gegeben hatte, ballten sich jetzt Schatten zusammen, die wie ein dichtes graues Spinnwerk wirkten.
    Auch der Wind hatte an Wärme verloren. Wie ein kaltes Stück Fahnenstoff fuhr er gegen ihn.
    Erst nach einer geraumen Zeit fiel ihm auf, daß er noch immer den Stiel der Sense umklammert hielt. Er hatte die Schneide gegen den Boden gedrückt. Sie zeigte mit der Spitze nach oben und sah aus wie ein auf dem Rücken gelegter, blauer Halbmond.
    Nichts regte sich am Waldrand.
    Tomi blieb verschwunden.
    Luigi rief noch einmal nach ihm, aber das Wort war nicht mehr als ein rauhes Flüstern.
    Walters Mund zuckte. Er war ein kräftiger Mann in der Blüte seines Lebens. In diesen so leeren Augenblicken fühlte er sich um Jahre gealtert und erlebte einen Druck, wie er ihn noch nie gekannt hatte. Hinter seiner Stirn pochte es, auch sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Immer mehr gelangte der Mann zu der Überzeugung, daß etwas nicht stimmte. Hier trieb sich jemand herum, wobei er nicht einmal sagen konnte, ob es ein Mensch oder ein Tier war.
    Minuten waren bereits vergangen, dachte Luigi, aber von Tomi war noch immer nichts zu hören.
    Der Vergleich mit einer bleiernen Stille traf zu, aber Luigi war kein Mensch, der so leicht die Flinte ins Korn warf. Er wollte wissen, was mit Tomi geschehen war oder der Hund aufgespürt hatte.
    Zudem besaß er die Sense.
    Er würde sie auch als Waffe einsetzen können. Luigi gehörte zu den Menschen, die dieses Instrument perfekt beherrschten. Von klein auf hatte man ihm beigebracht, damit umzugehen.
    Er hob sie an und wollte sie schultern, als ihm einfiel, daß sie vielleicht wertvoller war, wenn er sie in den Händen behielt. Wenn er sich schnell bewegen und auch verteidigen mußte, dann klappte das mit einer schlagbereiten Waffe sicherlich besser.
    So ging er auf den Waldrand zu und auch hinein in diese bedrückende Stille. Für ihn war der Himmel nicht mehr blau, er zeigte eine düstere Farbe, und die Gipfel des Gotthard-Massivs im Norden glotzten auf ihn herab wie steinerne Gespenster.
    Hinter ihm lag der Ort. Wenige Häuser über eine bestimmte Höhe verteilt, und eine Straße, die sich in engen Kurven durch den Ort wand. Hier gab es keine große Schaueinlagen für irgendwelche Touristen. Nur Wanderer verirrten sich mal in den Ort, ansonsten

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