0860 - Dämonische Zwillinge
erkannten, daß es ein Mann war, der mit sich selbst sprach.
Nicht weit entfernt, in der Nähe. In ihren Köpfen drängte sich etwas zusammen.
Sie verständigten sich zuerst mit einem Blick, danach mit einem schnellen Nicken, und in diesem Augenblick bellte ein Hund.
Hart und scharf drang das Geräusch bis zu ihnen. Der Hund wollte sich nicht beruhigen, er bellte weiter, obwohl sein Herr auf ihn einsprach, aber nur Ungehorsam erntete.
Für einen Moment verstummte das Bellen trotzdem. Die Stille wirkte unnatürlich, als wäre jemand dabei, Luft zu holen, um sie schließlich brutal zu durchbrechen.
»Jetzt hör auf!«
Der Hund hörte nicht auf. Ein bösartiges Knurren wehte den Zwillingen entgegen. Dazwischen schrie der Mann voller Wut den Namen seines Hundes.
»Tomi!«
Aber Tomi hörte nicht. Er hatte allen Gehorsam vergessen und befand sich bereits auf den Weg zu seinem Ziel. Auch als der Mann noch dreimal hinter ihm herschrie, sogar pfiff, war das Tier nicht zu halten. Es wußte genau, wo es hinzulaufen hatte.
Das Gehör der teuflischen Zwillinge war sehr ausgeprägt. Sie wußten genau Bescheid, wen sich das Tier ausgesucht hatte. Es wollte zu ihnen, es wollte töten, es roch die Beute, die so gar nicht in seine normale Welt hineinpaßte. Darin steckte etwas Fremdes, das es zu zerstören galt.
Noch hatten sie sich im Unterholz verborgen. Wenn das Tier sie finden wollte, mußte es erst seinen Weg durch den Wirrwarr aus sperrigen Zweigen, altem Laub und hohen Gräsern finden. Durch Blicke sprachen sich die beiden ab.
Einer huschte nach links, der andere nach rechts. Beide duckten sich flach auf den Boden. Keinen Laut gaben sie von sich und konzentrierten sich auf den Angreifer.
Sie hörten sein Knurren.
Sie sahen seinen Schatten, der von den Strahlen der Sonne neben ihn geworfen wurde. Er stand da mit zitternden Flanken. Es war kein reinrassiges Tier. Ein Mischling, aber ziemlich groß, mit braunweißem Fell. Er hielt das Maul offen, die Zunge hing ein Stück hervor, und sie hörten sein Hecheln.
Er suchte, er war unsicher geworden. Er bewegte den Kopf mal nach links, dann nach rechts. Dabei scharrte er unruhig mit den Läufen. Aus der Ferne klang das Fluchen des Besitzers, er rief auch noch mal den Namen, aber Tomi gehorchte nicht.
Einer der Jungen raschelte mit den Füßen. Er hatte sich dabei hingestellt. Hätte ihn jemand gesehen, so hätte er gewirkt wie ein bösartiger Gartenzwerg.
Der Hund hatte das Geräusch gehört. Er drehte den Kopf mit einer langsamen Bewegung, die Ohren dabei aufgestellt. Wieder knurrte er. Dann schob er sich vor. Vorsichtig, dabei einer Katze ähnelnd, die sich an die Beute heranschleicht.
Wieder bewegte sich der Junge. Er wollte gesehen werden. Und Tomi sah ihn auch.
Plötzlich schnellte er vor. Zwei, drei Sprünge waren es nur, um das Ziel zu erreichen. Wie ein Berserker brach der Körper durch das Unterholz. Der Sprung war so wuchtig ausgeführt, daß Zweige brachen und Erde von den greifenden Pfoten her in die Höhe flog.
Dann war er da.
Aber auch der Junge erwartete ihn. Vor der weit aufgerissenen Schnauze fürchtete er sich nicht, auch nicht vor den gelben Zähnen, er war schneller und kräftiger.
Bevor der Hund zubeißen konnte, hatte dieses kleine teuflische Wesen bereits seine Arme in die Höhe gerissen. Mit beiden Händen gelang es ihm, den Hals zu umklammern.
Und den drückte er zu.
Der Hund schnappte noch, er erwischte jedoch seine Beute nicht.
Dafür zeigte die Beute, welche ungeheuren Kräfte in ihr steckte. Der kleine Junge hob das wesentlich schwerere Tier an. Er wuchtete es über den Kopf, und lief mit ihm ein paar Schritte weiter, wo ein krumm gewachsener Baum sich talwärts neigte. Dessen Stamm war ideal.
Der kleine Satan wuchtete den Hund dagegen.
Tomi jaulte und schüttelte sich. Die Hände ließen ihn los, und er prallte neben dem Stamm auf die weiche Erde.
Plötzlich war auch der zweite Junge da.
Bevor sich der jaulende Hund wieder auf die Beine stellen konnte, hatten ihn andere Hände bei den Hinterläufen erwischt und abermals in die Höhe gezerrt..
Diesmal drehte er sich.
Der Kopf des Tieres krachte gegen den Stamm. Die scharfe Rinde riß ihn auf wie ein Messer. Damit gaben sich die beiden teuflischen Jungen nicht zufrieden.
Sie machten weiter.
Das Tier aber war bereits tot…
***
Es war das erste Gras des Jahres, das der Mann hatte mähen wollen. Es wuchs auf einer kargen Bergwiese.
Luigi Walter war in dem Bergdorf geboren, er
Weitere Kostenlose Bücher