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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren auch die ersten, die diese Glaswand durchbrachen. Als wir uns in Bewegung setzten, schlugen wir nicht erst einen großen Bogen, sondern drängten uns durch die schmalen Lücken zwischen den eng beisammen stehenden Trauergästen. Sogar am Grab machte man uns Platz, und als wir hineinschauten, da hatte ich den Eindruck, von einer glühenden Messerklinge mitten durch die Brust gestoßen zu werden.
    Im Grab lag Chiefinspektor Tanner!
    Für wenige Augenblicke war ich wirklich gefangen. Der Anblick hatte mich so geschockt. Tanner sah aus wie tot. Ich konnte nicht feststellen, daß er atmete. Er lag dort verkrümmt, sogar noch halb sitzend, wir konnten in sein Gesicht schauen und sahen das Blut, das ihm aus der Nase gelaufen war. Wie zum Hohn klemmte noch immer der alte Filz auf Tanners Kopf. Er war nur etwas in die Höhe und gleichzeitig auch zur Seite hin verschoben.
    Wir waren nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Um uns herum drängten sich die anderen Trauergäste, auch der Pfarrer bekam einen langen Hals und schaute in das Grab hinein. Man sprach flüsternd, doch selbst da hörten wir das Entsetzen heraus.
    Und wir erwachten erst, als Tanner sich regte. In seinem Gesicht zuckte es, dann verzog er den Mund und stöhnte.
    »Das ist es, Suko!« sagte ich. »Los, wir holen ihn hoch!«
    Suko räumte die restlichen Planken zur Seite. Er schleuderte sie kurzerhand hinter sich. Jeder Aufprall hörte sich an wie ein Glockenschlag.
    Ich hatte mich bereits in das Grab hineingehangelt. Neben Tanner blieb ich stehen und bückte mich.
    Die Hände faßten unter seine Achseln, dann stemmte ich den schweren und auch leblos wirkenden Körper in die Höhe, hörte Tanner stöhnen und richtete sogar seinen Hut. Suko kniete am Grabrand, er half mir dabei, den Chiefinspektor aus dem Grab zu ziehen. Wie ein Kind faßte er ihn unter, zog ihn einige Schritte zur Seite und legte ihn im Gras nieder.
    Als ich aus dem Grab geklettert war, sah ich Abbé Bloch direkt vor mir stehen. Seine Augen waren groß, erstaunt, auch ängstlich, und er schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe es nicht, John.«
    »Da geht es mir wie dir.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Bekannter von uns. Ich habe ihn dir vor der Trauerfeier kurz vorgestellt.«
    »Entschuldige, jetzt erinnere ich mich wieder. Er heißt Tanner, nicht wahr?«
    »Er ist aber nicht tot…?«
    »Zum Glück nicht, und ich hoffe, daß er uns einige Fragen beantworten kann.«
    »Ja, das ist wohl wichtig. Ich werde den Pfarrer fragen, ob er das Begräbnis verschieben will.«
    »Warum?«
    »Es entspricht nicht der Würde…«
    »Bitte, Abbé, zieht es durch. Tut mir den Gefallen. Wer weiß, was noch auf uns zukommt.«
    »Gut, wie du meinst.«
    Ich ließ ihn stehen und ging dorthin, wo Suko neben dem liegenden Tanner kniete. Damit die Sonne nicht auf ihn herabbrannte, hatte er ihn in den Schatten gelegt. Leicht verbogene Zweige bildeten über dem Kopf ein Dach.
    Tanner war bei Bewußtsein. Mit einem Taschentuch hatte Suko das meiste Blut um Nase und Mund herum entfernt. Wir beide hörten den Chiefinspektor stöhnen, er zwinkerte dabei mit den Augen, wirkte aber wie ein Mensch, der sich in seiner normalen Welt noch nicht zurechtgefunden hatte.
    »Tanner«, sprach ich ihn an. »Ich denke, du hast es geschafft, altes Haus. Du bist in Sicherheit. Wir haben dich rausgeholt. Du kannst langsam durchatmen.«
    Er schaute uns an. Dann stöhnte er und sprach abgehackt von seinem Rücken. »Da hat mich was erwischt… ich… ich… dachte, in zwei Teile gespalten zu werden.«
    »Was denn?«
    »Das konnte ich nicht sehen.«
    »Hast du überhaupt etwas sehen können?« wollte Suko von ihm wissen. »Oder hat man dich…?«
    »Ja!«
    Die Antwort hatte so ungewöhnlich klar geklungen, daß sie uns schon beinahe wieder erschreckte.
    In den letzten Sekunden hatte sich bei Tanner wohl die Erinnerung wieder zusammengeballt, und als er nach meinem Handgelenk faßte, da spürte ich schon eine gewisse Härte, als wäre ich der Strohhalm für ihn. »Du mußt achtgeben, John, du auch Suko. Hier… hier lauert das Verderben.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Kleinkinder.«
    »Wie bitte?«
    Er hatte mein erstauntes Gesicht gesehen. Trotz seiner miesen Lage mußte er lächeln. »Es tut mir zwar leid, Freunde, aber es ist so. Ich habe, nein, ich bin von zwei Kindern, Kleinkindern, fertiggemacht worden. Kinder mit den Kräften eines Riesen. Sie haben mich überwältigt, und sie haben mich auch in das Grab geschleift. Daß ich nicht tot

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