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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Kerkers öffnen. Läutet die Glocken! Venedig ist frei! Auch die Pest weicht, wenn der Alte Umberto und La Genovesa vernichtet sind!«
    Jubel und Beifall erschollen von allen Seiten. Die Menschen glaubten dem Mönch, weil sie ihm glauben wollten. Fra Benedetto eilte nun in die Markuskirche. Nicht lange danach kam er wieder.
    Er hatte das Schwert mit den Gebeinen des Heiligen Markus in Berührung gebracht, die unter dem Hauptaltar aufbewahrt wurden. Außerdem, was keiner draußen wusste, sprach er einen Bannspruch zur Dämonenaustreibung über das Schwert.
    Dann lief er, von einem Volkshaufen gefolgt, über den Markusplatz zum Dogenpalast. Die Glocken vom Campanile und die der Markusbasilika läuteten Sturm. Fra Benedetto schwindelte es. Er spürte, wie seine Kräfte nachließen.
    Doch er riss sich zusammen, zwang den schwachen Körper, das zu erfüllen, was er von ihm wollte. Er forderte sich gnadenlos, wie ein Derwisch, der bis zur Bewusstlosigkeit tanzte. Er ging weit über seine körperlichen Grenzen hinaus.
    Das Tor zum Palast war geschlossen. Durch eine Seitenpforte, die es aufbrach, ließ das Volk Benedetto in den Palast. Im Vergleich zu draußen war es drinnen schattig und kühl.
    Bewaffnete Männer mit Schwertern, Arkebusen und Luntenpistolen und auch Frauen begleiteten Fra Benedetto als Leibwache. Der restliche Volkshaufe zerstreute sich im Palast, plünderte und zerstörte. Der Scalba-Doge war mehr als unbeliebt, hatte er doch alles aus der Stadt herausgepresst, um sie zum Krieg gegen die Türken und die Eroberung Konstantinopels zu zwingen.
    Auch die Schuld am Ausbruch der Pest lastete man ihm an.
    Während es oben in den Sälen schepperte und klirrte, Bettler aus Goldpokalen tranken und man einige Diener, die nicht rechtzeitig geflohen waren, aus den Palastfenstern warf, drang der Mönch mit seinem Begleittrupp in die Gewölbe vor. Oben gab es keine Gegenwehr, die Palastwächter waren geflohen.
    Doch in den Gewölben hatte sich ein Teil der Garde des Dogen verschanzt. Sogar eine Kanone donnerte. Era Benedetto wurde von einer Arkebusenkugel in die Seite getroffen. Seine Begleiter kämpften die Gardisten fanatisch nieder.
    Der magere kleine Mönch, schwer verwundet, war auf ein Lager gebettet worden. Er atmete schwach. Seine Kutte war aufgeschnitten worden. Er trug einen blutbefleckten Verband um die Brust.
    Tiefer aus den Gewölben, aus einer Katakombe, hörte man dumpfe Gesänge.
    »Satanas! Satanas! König der Welt! Großer LUZIFER!«
    Schaurige Laute folgten. Der Alte Umberto, La Genovesa und ihre Vertrauten hielten wieder einmal eins ihrer schaurigen Rituale ab.
    Die Zuhörer erschauerten.
    »Was sollen wir tun?«, fragten sie. »Wer soll das Heilige Schwert gegen die Scalbas führen? Nur Benedetto wäre befähigt gewesen.«
    Da schlug der ausgemergelte Mönch die Augen auf. »Stellt mich auf die Füße! Gebt mir das Schwert!«, verlangte er.
    »Du kannst nicht aufstehen, Fra Benedetto«, sagte der Wundarzt, der mit dabei war. »Deine Verletzung ist zu schwer, dein Zustand zu schlecht. Es wäre dein Tod.«
    Ein Soldat, der mit zu der Schar gehörte, und Kampferfahrung besaß, meinte gleichfalls, dass es unmöglich wäre, dass der Mönch aufstünde.
    »Der steht nicht mehr auf«, sagte er. Und hinter vorgehaltener Hand: »In diesem Leben nicht mehr.«
    Fra Benedetto regte sich auf dem Schmerzenslager. Seine Wunde blutete stärker. Man stützte ihn, um ihm seinen Willen zu tun, weil er ohnehin nicht ruhig lag.
    »ICH WILL AUFSTEHEN! Ich habe den Heiligen Markus gesehen. Mein Werk ist noch nicht getan. - Ich muss… die Scalbas vernichten. Ich muss…«
    Hände stützten ihn. Er stand, wankte, ergriff das Schwert und ging, erst schwankend, dann mit festerem Schritt weiter. Ohne Hilfe stieg er die Treppe hinunter, in eine gewaltige Krypta, in der Fackeln brannten. Sie war pechschwarz, und eine riesige Teufelsf ratze war an die Decke gemalt.
    Ihre Augen glühten herunter. Die Tür zu der Krypta stand offen. Sie war zweiflügelig und aus Kupfer. Um die achtzig Menschen befanden sich in der Gruft. Es handelte sich um den Alten Umberto und sein Gefolge.
    Totenköpfe standen in Nischen. Der Doge, dem sein weißer Bart bis zum Gürtel floss und der ein ausgemergeltes Gesicht hatte, saß auf einem Thron.
    Rechts von ihm war ein Altar, auf dem eine nackte Jungfrau lag, die geopfert worden war. Ein Dolch hatte ihr die Brust durchbohrt, und sie hatte Bissmale am Hals. Eine von Laternenlicht angeleuchtete

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