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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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groß sein, dass sie ganze Stadtteile mit ihrem Bann belegen und offen operieren können. Es kommt dann so weit, dass ganz Venedig ihnen gehört. Und der Termin ist bald. Alle Vorzeichen deuten darauf hin. Noch ein Ball der Vampire, zwei vielleicht, und die Stadt ist verloren.«
    »Wann steht der nächste Ball der Vampire bevor?« wollte Zamorra wissen.
    »Jetzt«, erwiderte ihm der Commissario. »Morgen Nacht schon. Die Zeichen stehen auf Sturm. Deshalb wurde der Hexenjäger D'Annocchio geholt. Er ist sozusagen unsere letzte Hoffnung. Er hat ein horrendes Honorar verlangt und völlig freie Hand sowie jegliche notwendige Unterstützung.«
    »Das sieht ihm ähnlich«, sagte Zamorra. »Und was hat er bisher geleistet? Nichts. Wie lange ist er schon da?«
    »Drei Monate.«
    »Pah! In der Zeit wäre ich schon längst fündig geworden. Warum habt ihr nicht mich geholt?«
    »Sie sind schwer zu erreichen, Professor, meist ausgebucht. Château Montagne ist leicht zu kontaktieren, doch was nutzt das, wenn Sie nicht da sind? Außerdem haben gewissermaßen landsmannschaftliche Erwägungen eine Rolle gespielt. D'Annocchio ist Italiener. Sie nicht.«
    »Welcher Idiot nimmt denn darauf Rücksicht, wenn das Schicksal von ganz Venedig auf dem Spiel steht?«, entfuhr es Nicole.
    Der Commissario sah aus wie ein schmollendes Kind. »Ich kann nicht immer so, wie ich will. Aber nun, da Sie Pietro Cavalli, unser Oberhaupt, ins Wasser geschmissen haben, will ich mal mit ihm reden.«
    Zamorra und Nicole hatten sich schon erkundigt, was aus den Wächtern der Scalbas geworden war, deren schnelles Offshore-Motorboot den Gemüseprahm gerammt hatte. Gabelotti grinste. Es gefiel ihm, dass der stolze Cavalli im schmutzigen Kanalwasser zwischen Kohlköpfen und Gemüse geschwommen war.
    Er nahm sein Handy und tippte eine Nummer ein. Dann sprach er auf die Mailbox. Cavalli war wieder auf dem Trockenen, aber noch nicht erreichbar.
    Die externe Mailbox seines Handys nahm die Nachricht auf.
    »Er wird sich so oder so bei mir melden«, sagte der Commissario. Er wuchtete sich hinterm Schreibtisch hoch. »Vielleicht hat ihn das Bad im Kanal ja zur Vernunft gebracht. Ich möchte Sie nun bitten, mich in die Leichenhalle zu begleiten. Sie kennen oder kannten Marietta Zuber gut genug, um sie identifizieren zu können?«
    »Ja«, erwiderte Zamorra. »Wir haben mit den Zubers zweimal am Frühstückstisch gesessen und einmal an der Hotelbar einen Drink mit ihnen genommen. Wird Marietta zum Vampir werden?«
    »Nein. Diejenigen, die wie wir blutleer aus den Kanälen fischen, werden nicht zu Vampiren. Die anderen, die verschwunden bleiben, schon. Ich weiß nicht, wie viele von dieser Brut es inzwischen gibt. Wenn wir nur wüssten, wo sie sich versteckt halten. Es werden Hunderte sein. Die Zeit drängt.«
    Marietta Zuber hatte ihren Ausweis bei sich gehabt. Als vorsichtige Schweizerin trug sie das Geld und die Papiere nicht in der Handtasche, wegen der Handtaschenräuber, sondern in einem Brustbeutel.
    Für Zamorra und Nicole Duval war es ein schwerer Gang, als sie durch einen Tunnel direkt vom Polizeipräsidium zur Kriminalpathologie gingen. Der dicke Commissario und der junge Kriminalinspektor begleiteten sie.
    Es ging durch kahle, von kaltem Neonlicht erleuchtete Gänge. Die Schritte hallten. Nicoles hohe Absätze klackerten.
    Dann standen sie vor der Leichenhalle. Ein Arzt und ein Wärter eilten herbei. Er erstattete dem Commissario Bericht.
    »Das Übliche, wie schon gemeldet. Blutleer, ausgesaugt. Es muss letzte Nacht passiert sein. Sie hat sich verzweifelt gewehrt, wie Hautfetzen und Haare unter ihren Fingernägeln beweisen. Der schriftliche Bericht folgt.«
    Gabelotti winkte mit seiner Wurstfingerhand ab. Der Bericht würde ihm keine neuen Aufschlüsse vermitteln.
    Man betrat die Leichenhalle und ging nach nebenan, wo in einem kühlen Raum Marietta Zuber auf einem von zwei wannenförmigen Obduktionstischen lag. Sie war eine »frische« Wasserleiche, was vorteilhaft war. Um welche zu obduzieren, die wochen- oder gar monatelang im Wasser gelegen hatten, bedurfte es eines starken Magens.
    Marietta war halb zugedeckt. Die Obduktion hatte schon stattgefunden, sie war Vorschrift bei unnatürlichen Todesfällen und unumgänglich.
    Erschüttert und betroffen schauten Zamorra und Nicole auf die Leiche nieder. Sie war sehr blass, die Augen geöffnet. Am Hals sah man deutlich die Bissmale. Sie stammten einwandfrei von Vampirzähnen. Mit der lebensfrohen, blühenden,

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