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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Teufelsstatue stand beim Altar, blutrot angemalt. Weitere Ausgänge als die Tür vorne gab es nicht.
    Die Teufelsanbeter saßen in der Falle. Doch ein Teil von ihnen war bewaffnet. Sie sahen kaum noch menschlich aus, Männer wie Frauen, der Abschaum der Seerepublik, mit blutbeschmierten, verzerrten Gesichtern, blass, mit funkelnden Augen.
    Benedetto nahm die Hand von seiner Wunde und hielt sein Holzkreuz empor.
    »Höllenbrut!«, rief er. »Teufelsanbeter, die ihr das Blut Unschuldiger trinkt. Ausgetilgt sollt ihr sein von dem Angesicht dieser Erde. In den Abgrund hinab, in den ihr gehört, schicke ich euch. - Verdammt sollt ihr sein und in den Feuern der Hölle brennen auf immer und ewig.«
    Da ertönte ein Kreischen. Wie eine giftige Furie raste La Genovesa, die man zuvor nicht gesehen hatte, weil sie sich an der Seite verbarg, auf den Mönch los. Sie zerkratzte ihm das Gesicht, wollte ihre Vampirzähne in seinen Hals senken.
    Männer, die Fra Benedetto begleiteten, sprangen hinzu. Sie hatten alle Mühe mit der Furie, konnten sie nicht bändigen. Da hielt ihr Benedetto das Holzkreuz vors Gesicht und donnerte einen Bannspruch.
    Die vampirische Furie schrie auf und erstarrte, verbarg das Gesicht. Sie duckte sich.
    Mit letzter Kraft schwang Benedetto das Schwert und schlug es ihr rechts vom Hals bis tief in die Brust hinein.
    Blut spritzte und floss über das juwelenbestickte Prunkkleid der Furie. Sie sank nieder, und jeder musste glauben, dass sie sterben würde. Doch auch der Mönch wusste, dass ihm nur noch wenige Augenblicke blieben.
    Er befahl seinen Begleitern, die zweiflügelige Tür zu schließen und klemmte das goldene Schwert hinter den Riegel. Von innen dröhnten wuchtige Schläge gegen die Tür, dass sie erzitterte, vermochten jedoch nicht, sie aufzusprengen. Dämonisches Geheule erscholl aus der Krypta.
    Benedetto sank nieder. Man bettete ihn auf einen Mantel. Mit dem Rücken zur Wand saß er da und hielt sein Holzkreuz in der Hand.
    »Mauert sie ein«, verlangte er. »La Genovesa stirbt, die anderen werden verschmachten. Bewacht das Gewölbe, damit niemand ausbrechen kann, solange noch welche leben. Das Böse aus dieser Gruft und der Schrecken der Scalbas sollen für immer beendet sein. Das ist mein Vermächtnis.«
    Die Umstehenden schluchzten auf, als er starb. Im Tod wirkte der Leichnam des Mönchs sehr klein, fast wie der eines Knaben. Doch er hatte eine gewaltige Aufgabe vollbracht und Venedig gerettet.
    Bald darauf endete die Pestepidemie in der Lagunenstadt…
    ***
    Gegenwart
    »Das geschah 1526«, erzählte Gabelotti. »Doch damit war der Terror des« Dogen des Grauens », wie der Alte Umberto auch genannt wurde, nicht beendet. Denn jene Unseligen in der Gruft starben nicht. Immer wieder ertönten Geräusche, die verrieten, dass noch welche am Leben waren. Nach Jahren noch. Eine Bruderschaft wurde gegründet, um die Gruft zu bewachen, damit der Schrecken nicht wieder hervorbrechen konnte. - Fra Benedetto ist auf der Glasbläserinsel Murano in der Kirche San Pietro Martire schmucklos und in aller Bescheidenheit beigesetzt worden. Das wollte er so. Eine schlichte Steinplatte im Boden trägt nur seinen Namen und das Geburts- und Sterbedatum. Von seinen Taten ist nichts verkündet, und nur die Eingeweihten kennen die alte Geschichte.«
    Er fuhr fort. Nach vielen Jahren erst waren die Geräusche in der Krypta unter dem Dogenpalast verstummt. Als man die Mauer niederriss, die vor der Tür errichtet worden war, war das Schwert des Dogen vor der Kupfertür verschwunden.
    Diese wurde unter Beachtung verschiedener Vorsichtsmaßnahmen geöffnet. Priester mit Weihwasser und geistlichen Insignien standen bereit, Bewaffnete mit Luntenschlossgewehren, ein paar Gelehrte, die Zauber- und Bannsprüche aufsagen konnten.
    Die Tür ging auf - hinter ihr befand sich - nichts. Da waren nur Erde und, als man grub, die Pfähle des Fundaments, auf denen der Dogenpalast ruhte. Es war, als ob die unheilige Krypta nie existiert hätte.
    Es war unglaublich. Die Tür wurde wieder geschlossen, die Mauer von Neuem errichtet, geweiht und versiegelt.
    »Bis zum heutigen Tag ist dieser Ort verflucht«, schilderte Gabelotti. »Man hört dort Stöhnen und Seufzen, manchmal dämonische Laute. Wer sich längere Zeit dort aufhält, wird unweigerlich krank und stirbt.«
    Nach der Öffnung der Mauer und auch schon davor waren hin und wieder blutleere Leichen in den Kanälen Venedigs oder irgendwo in den Höfen oder unter den Brücken

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