0864 - Karas grausame Schwester
über uns gebreitet hat. Jemand will versuchen, die Stadt in den Griff zu bekommen und sie dem Bösen zuzuziehen. Die aus den Bergen wollen uns vernichten.«
»Dämonen?«
»Man kann es nicht so genau sagen. Es gibt Menschen, die vom Schwarzen Tod sprechen, aber er ist es nicht. Es sind auch nicht die schwarzen Vampire des Magiers Myxin. Wenn er oder der Schwarze Tod dahintersteckt, dann haben sie jemand gefunden, der für sie den Tod verbreitet. Und es ist diese Gestalt, die schon gemordet hat.«
»Wen brachte sie um?«
»Wichtige Menschen. Man fand sie in ihrem Blut, zerstört durch Schwertstiche.«
»Und man weiß nicht, wer es getan hat?«
»Nein, aber man weiß, daß diese Person den mächtigen Dämonen aus den Bergen den Weg ebnen will. Jinneth wurde lange nicht mehr gesehen, deshalb geht man davon aus, daß auch sie…«
Kara hatte genug gehört, bedankte sich und erkundigte sich nur noch nach dem Weg zu Jinneths Haus.
Sie bekam ihn beschrieben und alle guten Wünsche mit auf den Weg. Dann lief der Mann davon, als wäre ihm der Schatten des Todes auf den Fersen.
Kara aber war nachdenklich geworden. Ihr Vater hatte sie gewarnt, daß sie möglicherweise auf Gefahren stoßen würde. Daß sie aber so konkret gewesen waren, damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie würde sich dementsprechend vorsehen. Die andere Seite, wer immer sie auch sein mochte, war schneller gewesen, und für Kara war dieser Ort zu einer Stadt des Bösen geworden.
Sie wußte, daß es Dämonen gab. Auch in Atlantis lebten sie. Gefährliche Monstren, die ihre Kräfte von uralten und zeitlosen Göttern erhalten hatten, um diese Insel zu erobern.
Zum Glück gab es Menschen, die sich gegen sie wehrten, auch wenn sie ihr Leben dabei verloren.
Und die Insel würde irgendwann untergehen, das wußte Kara. Ihr Vater sprach immer öfter davon, und er wurde dabei jedesmal nachdenklicher.
Kara hatte sich erkundigt, worüber er so nachgrübelte, und sie hatte auch eine Antwort erhalten.
»Es geht mir allein um dich.«
»Um mich?«
»Ja, meine Tochter. Es gibt zwei Dinge, die dir helfen werden. Einmal wirst du etwas bekommen, mit dem du dich verteidigen kannst, und zum zweiten brauchst du etwas, daß dich am Leben hält. Du wirst die langen Zeiten überstehen müssen. Du wirst eine Gefangene des Totenreiches sein, aber du brauchst keine Furcht zu haben«, hatte er schnell weitergesprochen, als er ihr Gesicht gesehen hatte. »Keine Furcht, denn dieses Totenreich wird dir einen langen Schlaf geben, und du wirst dich darin so sicher fühlen wie im Schoß deiner Mutter.«
Kara hatte genickt und keinen Widerspruch eingelegt. Sie wußte, daß sie sich auf ihren Vater verlassen konnte. Er war derjenige, der alles richtete, er war ein großartiger, weiser Mann und ein Künstler, der sich in der Magie auskannte.
Natürlich hatte sie wissen wollen, wie es möglich war, daß sie überlebte, und Delios hatte ihr gegenüber einen Zipfel des geheimnisvollen Schleiers gelüftet.
»Es ist der Trank des Vergessens«, hatte er gesagt.
Damit hatte Kara nichts anfangen können. Sie hatte nur gestaunt, und ihr Vater hatte gelächelt.
»Warte es ab, bis es soweit ist, aber du mußt selbst dazu beitragen, um an den Trank heranzukommen.« Das war der Grund gewesen, weshalb Delios sie nach Jinneth hatte schicken lassen, denn sie sollte mehr über diesen Trank wissen und hatte dieses Wissen auch niedergeschrieben.
Doch was war mit Jinneth? Lebte sie? War sie schon tot? War sie zu einer Beute des Bösen geworden?
Kara wußte es nicht, als sie sich auf dem Weg zu ihr befand. Die Unruhe aber nahm zu.
Sie saß auf dem Rücken des prächtigen Pferds. Die Zügel hielt sie nur locker, sie lenkte das Tier mit den Schenkeln, das an seine Reiterin gewöhnt war.
Es setzte behutsam ein Bein vor das andere und trat nur sehr sanft auf, als wäre es darüber informiert, nur keine Geräusche zu hinterlassen. Vorsicht war alles.
Jinneth wohnte außerhalb der Stadt. Dort begannen bereits die Berge. Nur wenige Häuser waren gegen die Hänge gebaut worden. Die Grenze der Stadt wurde durch hohe Säulen markiert, aber es gab keine Tore. Kara ritt der hereinbrechenden Dämmerung entgegen. Vor sich sah sie die Berge. Der Wind brachte eine Kälte mit, wie sie in manch tiefen Schluchten lauerte.
Es war kein gutes Gebiet, und Menschen lebten dort nicht. Trotzdem waren die Berge bewohnt.
Grauenhafte Gestalten, die nur deshalb die Menschen noch nicht ausgerottet hatten, weil sie
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